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Südafrika erstickt an seiner Kohle

Über 90 Prozent des südafrikanischen Stroms wird in Kohlekraftwerken erzeugt, das Land gilt als fünftgrößter Kohleproduzent und gleichzeitig als sechstgrößter Konsument. (Foto: JMK, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Medupikragst
Über 90 Prozent des südafrikanischen Stroms wird in Kohlekraftwerken erzeugt, das Land gilt als fünftgrößter Kohleproduzent und gleichzeitig als sechstgrößter Konsument. (Foto: JMK, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Medupikragstasie,_Ellisras,_Limpopo,_c.jpg)

Südafrika ist abhängig von Steinkohle, über 90 Prozent des Stroms stammt aus dem umweltschädlichen Energieträger. Umweltverschmutzungen nehmen überhand, Flüsse und Grundwasser sind vergiftet. Dabei ist das Potenzial für Wind- und Solarstrom enorm.

01.02.2015 – Über 90 Prozent des südafrikanischen Stroms wird in Kohlekraftwerken erzeugt, das Land gilt als fünftgrößter Kohleproduzent und gleichzeitig als sechstgrößter Konsument. Aufgrund des wachsenden Energiehungers sind zurzeit zwei neue große Kohlemeiler in Bau, die bei ihrer Einweihung zu den größten Kraftwerken der Welt zählen werden. Filter gegen die massive Luftverschmutzung und die gefährlichen Dämpfe sollen die Kohlekraftwerke nicht enthalten. Umwelt, Natur, Tiere und Menschen in Südafrika werden weiterhin unter den massiven Auswirkungen des Abbaus und der Verbrennung leiden.

Weil die neuen Kohlemeiler – gefördert von der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)–hohe Ausgaben des staatlichen Stromversorgers Eskom zur Folge haben, wurden die Strompreise für Privathaushalte massiv erhöht. Die Industrie genießt weiterhin Ausnahmen. Gleichzeitig werden Eskom Umweltauflagen erlassen, um Wirtschaft und Wachstum nicht zu gefährden, wie es heißt. Strom ist ein knappes Gut in Südafrika, Stromausfälle gibt es besonders im Winter regelmäßig.

Hochwertige Kohle wird exportiert

Auch in trockenen Regionen stehen den Kohlekonzernen für ihre Gruben ausreichend Wasser zu Verfügung, viele Einheimische haben dagegen nicht genügend sauberes Trinkwasser. Das saure Grubenwasser aus den Tagebauen vergiftet Seen, Flüsse und das Grundwasser mit Schwermetallen, Schwefelsäure und Sulfaten. Besonders die Hochebene Highveld nördlich von Johannesburg ist betroffen. Dort stehen die meisten Kohlekraftwerke Südafrikas, in den Tagebauen wird Steinkohle auf einer Fläche von vielen hundert Quadratkilometern abgebaut.

Besonders brisant ist, dass Südafrika nicht nur viel Kohle selbst verfeuert sondern auch große Mengen in alle Welt exportiert. Dabei bleibt die minderwertige Steinkohle im Land und wird in den vielen Kraftwerken verheizt. Da sie sehr schlechte Heizwerte hat, muss viel verbrannt werden. Die qualitativ hochwertige Kohle wird exportiert, u.a. auch nach Deutschland. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation urgewald importieren RWE, E.ON, EnBW und Steag etwa sieben Prozent der hierzulande verfeuerten Kohle aus Südafrika.

Umbau des Strommarktes steht noch am Anfang

Der umfassende Bericht Bitter Coal von urgewald und der Menschenrechtsorganisation FIAN aus dem Jahr 2013 beschreibt die Zustände in dem afrikanischen Land. Die Arbeitsbedingungen in den Tagebauen seien so schlecht wie zu den Zeiten der Apartheid, die zu Streiks auf Aufständen führen. Die vergiftete Umwelt zerstöre die Lebensgrundlage vieler Einheimischer, so die Studie.

Ein Umbau des Strom- und Erzeugungsmarktes steckt noch in der Anfangsphase, Kohlekraft wird  noch für Jahrzehnte die dominierende Energieerzeugungsart darstellen. Zu dem bestehenden Atomkraftwerk plant die Regierung ein ehrgeiziges Atomprogramm und weitere drei Meiler. Der Ausbau der Netzinfrastruktur kommt nur schleppend voran, die Genehmigung für Fracking in der Halbwüste Karoo wird vorbereitet.

Die Regierung setzt zwar auch auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien, doch der Anteil an der Stromerzeugung beträgt nur wenige Prozent. Dabei sind die Bedingungen für Ökostrom in dem sonnigen und windreichen Land ideal. Bis 2020 ist immerhin geplant, Ökokraftwerke mit einer Leistung von knapp 7.000 Megawatt zu errichten. cw


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