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GreenwashingTotalEnergies darf nicht mehr mit Klimazielen werben

Grünes Kreuz
(Bild: Kateryna Hliznitsova / Unsplash+ Lizenz).

Ein französisches Gericht widerspricht erstmals ausdrücklich dem Netto-Null-Narrativ der Fossilindustrie: TotalEnergies darf in Frankreich nicht mehr mit anvisierter Klimaneutralität werben.

30.10.2025 – TotalEnergies (TTEF.PA) darf sich nicht mehr als wichtigen Akteur der Energiewende bezeichnen und damit werben, bis 2050 CO2-neutral werden zu wollen. Das entschied ein französisches Zivilgericht in Paris vergangene Woche und wendete damit erstmals das französische Greenwashing-Gesetz auf ein Energieunternehmen an.

Das Unternehmen hatte sich 2021 von Total in TotalEnergies umbenannt und warb seither damit, das Klima in den Mittelpunkt seiner Strategie gestellt zu haben, und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen zu wollen.

Die NGOs Greenpeace Frankreich, Friends of the Earth Frankreich und Note Affaire à Tous hatten Anfang 2022 Klage gegen den Fossilriesen eingereicht, die später auch von Client Earth unterstützt wurde. Der Prozess wurde im Juli dieses Jahres verhandelt.

Netto-Null-Narrativ der Fossilindustrie ist irreführend

Das Gericht befand, dass die Werbung das Unternehmen als Teil der Lösung der Klimakrise darstellt, obwohl es 97 Prozent seiner Energie aus fossilen Brennstoffen produziert und plant, neue Öl- und Gasfelder zu erschließen. Die geplante fossile Expansion, nämlich Öl- und Gasprojekten im Irak, Dänemark, Tansania und Uganda, stünden explizit im Widerspruch zu den Pariser Klimazielen, und damit auch zur beworbenen Selbstdarstellung von TotalEnergies. Die Werbung sei irreführend und rechtswidrig.

TotalEnergies muss drei Aussagen von seiner Webseite entfernen und zukünftig unterlassen: Das Ziel von Total, „ein wichtiger Akteur der Energiewende zu werden“ und „gemeinsam mit der Gesellschaft bis 2050 CO2-neutral zu werden“; sein Anspruch, „Nachhaltigkeit im Einklang mit den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung in den Mittelpunkt seiner Strategie zu stellen“; und sein Ziel, „mehr Energie, weniger Emissionen“ zu liefern. Andere Werbeaussagen, u.a. zu fossilen Gasen und Biokraftstoffen wurden aufgrund fehlenden Verbraucherbezugs nicht weiter geprüft. Mit dem Urteil widerspreche das Gericht erstmals ausdrücklich dem Netto-Null-Narrativ der Fossilindustrie, betont Client Earth.

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Die Umweltminister der EU einigten sich darauf, dass Nachhaltigkeitsbehauptungen zukünftig wissenschaftlich belegt werden müssen. Das Gesetz ist Teil eines Maßnahmenpakets, das das Geschäft mit der Klimaneutralität transparent regeln soll.

TotalEnergies muss die Aussagen innerhalb eines Monats einstellen und das Urteil 180 Tage lang deutlich sichtbar auf seiner Website veröffentlichen. Kommt das Unternehmen der Anweisung nicht nach, muss es pro Tag 10.000 Euro Strafe zahlen. Weiterhin muss es den drei Klägern Greenpeace Frankreich, Friends of the Earth Frankreich und Note Affaire à Tous jeweils 8000 Euro zahlen sowie deren Prozesskosten von 15 000 Euro übernehmen.

Greenwashing stoppen

Als Greenwashing werden Werbeaussagen von Unternehmen bezeichnet, die ihre Aktivitäten als nachhaltiger und umweltfreundlicher darstellen, als sie tatsächlich sind. Derzeit stammen mehr als 70 Prozent der weltweiten Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Ihre Produktion muss schnellstmöglich reduziert werden, wenn die Klimaziele erreicht und die schlimmsten Folgen der Klimakrise vermieden werden sollen. Internationale Fossilkonzerne verzögern den Ausstieg ungeachtet des wissenschaftlichen Konsenses bereits seit Jahrzehnten.

In dem Urteil wendete das Gericht erstmals ein neues französisches Greenwashing-Gesetz auf ein Energieunternehmen an. Die EU hat über das vergangene Jahr ebenfalls eine Green Claims Directive (GCD) entwickelt, die Greenwashing beschränken soll. Bis Mitte dieses Jahres fand sich jedoch keine Mehrheit im EU-Parlament – das GCD steckt bis auf weiteres fest. Auch Deutschland arbeitet an einem entsprechenden Entwurf.

Die NGOs hoffe, dass das Urteil sich auch auf Marketing, Kampagnen und Werbeaussagen anderer großer Fossilkonzerne in ganz Europa auswirkt. Idealerweise würde es sie davon abhalten zu versuchen, ihr Image mit irreführenden Behauptungen grün zu waschen. jb

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