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Trotz Protest: Japan fährt Atommeiler an

Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Japaner gegen die Atomkraft. Dennoch wird am Dienstag zum ersten Mal seit der Katastrophe von Fukushima wieder ein Atomreaktor zur Energieerzeugung hochgefahren. Die Bevölkerung protestierte im Vorfeld vergeblich.

10.08.2015 – Trotz des Widerstands der Bevölkerung soll an diesem Dienstagmorgen erstmals seit dem Gau von Fukushima wieder ein Kernreaktor in Japan hochgefahren werden. Bürger hatten versucht, das Wiederanfahren des ersten Blocks des Atomkraftwerks Sendai zu stoppen und sind dafür sogar vor Gericht gezogen. Die Regierung hat inzwischen die Sicherheitsauflagen für Akw deutlich erhöht – mit dem Ziel, sie weniger anfällig bei Naturkatastrophen zu machen. Der Atommeiler Sendai steht allerdings in einer Region mit zahlreichen aktiven Vulkanen – was bei den Menschen vor Ort Sorgen auslöst.

Seit dem 11. März 2011 sind 48 Reaktoren ausgeschaltet. Umfragen zufolge spricht sich die Mehrheit der Japaner gegen die Atomkraft aus. Dennoch hat die Regierung unter Shinzo Abe entschieden, die Kernkraft wieder zur Energieerzeugung zu nutzen. Der Ministerpräsident will dadurch die Energieimporte einschränken und die heimische Wirtschaft stärken. Gleich zu seiner Amtsübernahme kündigte Abe an, wieder auf die Atomkraft setzen zu wollen. Japans neuer alter Mann, der das Amt des Regierungschefs bereits 2006 bis 2007 innehatte, ist ein klarer Befürworter der Kernenergie. Im Wahlkampf hatte er angekündigt, den von seinem Vorgänger deklarierten Atomausstieg rückgängig machen zu wollen. Gleich einen Tag nach dem Wahlgewinn erklärte Industrieminister Toshimitsu Motegi dann offiziell den Ausstieg aus dem Ausstieg. Gleichzeitig kündigte er den Ausbau Erneuerbarer Energien an – man wolle sich von Energieimporten aus dem Ausland so unabhängig wie möglich machen.

Atomkraft deckte vor dem Unglück von Fukushima 30 Prozent des Gesamtenergiebedarfs des Landes – aktuell wird ihr Wegfall durch Importe fossiler Brennstoffe aus dem Ausland ausgeglichen. Lediglich etwas mehr als vier Prozent seines Stroms gewann Japan im März 2011 aus grünen Quellen. Ende 2014 betrug ihr Anteil etwa zehn Prozent. Dabei sind die Voraussetzung für die Erzeugung von Ökostrom durchaus gut: Die Windwerte an den Küsten sind hoch, so dass Offshore-Windparks für den Inselstaat eine sehr aussichtsreiche Option darstellen. Wasserkraftwerke in Flüssen und nicht zuletzt im Meer wären ebenfalls umsetzbar. Und auch die Anwesenheit aktiver Vulkane hat Vorteile, die genutzt werden könnten: Laut der in Bochum ansässigen International Geothermal Association verfügt Japan über die weltweit drittgrößten Reserven an nutzbarer Erdwärme. Das regierungsunabhängige Institut für Nachhaltige Energiepolitik (Isep), der WWF, Greenpeace und die renommierte Standford Universität haben errechnet: Selbst ohne Geothermie braucht Japan keine Atomkraftwerke – wenn es seine Erneuerbaren Energien stark ausbaut und den Energieverbrauch senkt. rr


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