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USA: Geht der Atomkraft die Luft aus?

In den USA könnten in diesem Jahr bis zu sieben alte AKWs abgeschaltet werden, viele Neubauprojekte stocken. In dem Land ist eine Debatte um die Wirtschaftlichkeit von Atomreaktoren entbrannt, Bundesstaaten und Steuerzahler müssen einspringen.

08.02.2015 –Im Zuge von Fukushima und dem Bestreben der US-Regierung, die CO2-Emissionen des Landes zu senken, ist die Debatte um den Umgang mit der Nuklearenergie in den USA neu entbrannt. Medien und Beobachter des amerikanischen Energiemarktes sind sich uneins, wohin die Reise geht. Im Raum stehen: Ein Wiederaufblühen, ein langsamer Abschied oder steuerfinanzierte lebenserhaltende Maßnahmen.

Neue AKWs werden derzeit in den Bundesstaaten Georgia, Tennessee, South Carolina und Florida gebaut oder geplant. Es wären die ersten neuen Reaktoren seit Jahrzehnten, die Industrie verspricht bessere und sichere Systeme. Erleichternd kommt hinzu, dass AKW-Betreiber nach einem Richterspruch nicht mehr für das womöglich entstehende amerikanische Atomendlager „Yucca Mountain Nuclear Waste Repository“ in Nevada zahlen müssen.

Atomenergie für den Klimaschutz

Auch die amerikanische Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA) spielt den AKW-Betreibern in die Hände. Denn US-Präsident Barack Obama und die mächtige Umweltbehörde wollen den Treibhausgasausstoß des Landes reduzieren und nehmen die schmutzigen Kohlekraftwerke ins Visier. Atomenergie gilt als umwelt- oder zumindest klimafreundlich.

Allerdings schließen immer mehr US-Bundesstaaten alternde Atomanlagen, z.B.  Kalifornien, Florida, Wisconsin und Vermont. Neue AKW-Projekte in Florida, New York, Texas oder Maryland wurden erst einmal auf Eis gelegt. Laufende Bauprojekte versprechen keine sichere Investition: Die Kosten explodieren, die Termine für die Fertigstellung werden immer wieder verschoben. Auch wenn Stilllegung und Rückbau alter Atomreaktoren teuer ist, könnten dieses Jahr insgesamt sieben Reaktoren in Ohio, Illinois und New York vom Netz gehen – wenn sie nicht durch den Steuerzahler gerettet werden.

Tariferhöhungen für die Rettung von AKWs

Denn auf dem freien Energiemarkt, der vor einigen Jahren in den meisten Bundesstaaten eingeführt wurde, kann sich Atomstrom mittlerweile vielerorts nur schwer behaupten. Bereits 2012 erwies der ehemalige Chef einer der größten US-Atomkonzerne der Branche einen Bärendienst. Kurz nach seiner Pensionierung gab John Rower, Ex-CEO des Chicagoer Konzerns Exelon, zu: „Mit Atomenergie kann man keine besseren Ergebnisse erzielen, sie ist einfach nicht ökonomisch und sie wird es auch in der vorherseebaren Zukunft nicht sein.“

Rower bezog sich vor allem auf neue Atomreaktoren. Doch auch alte haben zu kämpfen. Im Bundesstaat Illinois will Exelon drei AKWs offenbar schließen oder verkaufen. Ein Vertreter des Konzerns bekräftigte im vergangenen September, dass Exelon zusätzliche Einnahmen in Höhe von 580 Millionen US-Dollar benötige, um seine Atomanlagen über Wasser zu halten.

Einspringen müssen Bundesstaaten und Steuerzahler. In einigen Staaten wird sogar über eine Erhöhung der Tarife diskutiert, Ohio will so u.a. das AKW Davis-Besse nahe der Stadt Toledo retten. Auch die Atomanlage Ginna bei Rochester im Bundesstaat New York wird nach Angabe des Betreibers ohne eine Erhöhung der Stromtarife schließen müssen. cw


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