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UNFCCC-Synthesebericht 2025Ein unvollständiges Bild der Klimawende

Windrad im Nebel
Die Länder verschärfen ihre Klimaziele – aber zu langsam. Die Hälfte der G20-Staaten haben ihre NDCs bisher nicht eingereicht. Fortschritte gibt es bei Anpassung und Kooperation – doch der 1,5-Grad-Pfad bleibt außer Reichweite (Bild: Casey Horner / Unsplash+ Lizenz).

Der Synthesebericht bildet nur 30 Prozent der weltweiten Emissionen ab und kann so kein klares Bild über den Stand der Klimawende liefern. Die eingereichten NDCs zeigen jedoch: Die Klimaverpflichtungen werden ernster genommen.

03.11.2025 – Vergangene Woche veröffentlichte der UNFCCC den 2025 NDC-Synthesebericht im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Belém. Als NDCs (Nationally Determined Contributions) werden die nationalen Klimabeiträge bezeichnet, die jedes Land im Rahmen des Pariser Abkommens einreicht. Sie legen fest, wie viel Treibhausgasemissionen ein Land senken will und welche Maßnahmen es dazu ergreift. Der Report soll aufzeigen, wie es um die Klimawende steht und wie weit die Welt noch vom Zielpfad des Pariser Klimaabkommens entfernt ist.

Fossilausstieg, dreimal mehr Erneuerbare, doppelt so energieeffizient

Die NDCs müssen alle fünf Jahre aktualisiert werden. Der diesjährige Bericht sollte die ‚NDCs 3.0‘ berechnen – die nächste Generation von Klimazusagen – die laut Pariser Abkommen auf den Erkenntnissen der Globalen Bestandsaufnahme aufbauen. Die globale Bestandsaufnahme (Global Stocktake/GST) findet ebenfalls alle fünf Jahre statt und überprüft, ob die Welt insgesamt auf Kurs ist, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Die erste GST wurde 2021 bis 2023 durchgeführt und hat gezeigt, dass die Welt noch weit davon entfernt ist, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Stattdessen führten die bis dahin eingereichten NDCs zu 2,4–2,6 °C Erwärmung.

Um auf den Zielpfad zu kommen, müssen globale Emissionen bis 2035 um etwa 60 Prozent gegenüber 2019 sinken. Der Energiesektor ist für rund drei Viertel der weltweiten Emissionen verantwortlich. Die Staatengemeinschaft hat deshalb auf der COP28 in Dubai 2023 in Reaktion auf den GST drei konkrete Energieziele als globalen Klimapfad beschlossen. Diese sind der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas) bis 2050 mit klaren Zwischenzielen, die Verdreifachung der globalen Kapazität an erneuerbarer Energie bis 2030, und die Verdopplung der Energieeffizienz, ebenfalls bis 2030. Mit ‚3 x Erneuerbare‘ ist die Verdreifachung der installierten Leistung von 3.600 GW im Jahr 2022 auf über 11.000 GW 2030 gemeint, und mit ‚2 x Effizienz‘ die Verdopplung der jährlichen Steigerung der weltweiten Energieeffizienz von 2 auf 4 Prozent. Die NDCs 3.0 sollten diese drei Energieziele mit Zeitrahmen und Maßnahmen füllen.

Länder lassen sich Zeit mit Klimaplänen

64 Länder haben zwischen Januar 2024 und Ende September 2025 neue NDCs eingereicht. Im Synthesebericht 2025 werden nur diese neuen NDCs einbezogen, da die Abgabe aktualisierter Klimaziele in diesem Jahr für alle Vertragspartner verpflichtend war. Anders als in den Vorjahren deckt der Bericht erstmals nur etwa 30 Prozent der globalen Emissionen ab. In den vorangegangenen Jahren konnten stets über 90 Prozent erfasst werden.

Mehrere für den Klimaschutz entscheidende Länder hatten die Frist verstreichen lassen, darunter die Hälfte der G20 Länder inklusive der EU. Die USA hatten noch unter Präsident Joe Biden einen NDC eingereicht, doch es erscheint unwahrscheinlich, dass die neue Administration ihn verfolgt. In diesem Sinne könnte der NDC der USA das Bild eher verzerren.

Die gute Nachricht ist, dass China, Indonesien, und Südafrika ihre NDCs inzwischen eingereicht haben. China allein emittiert dabei nahezu ein Drittel der globalen Emissionen. Greenpeace ordnet allerdings ein, dass China weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Die NDCs von Argentinien, Indien, Mexiko, Saudi-Arabien, Türkei, Südkorea und der EU, die gemeinsam etwa 20 Prozent der globalen Emissionen auf sich vereinen, stehen weiter aus. Die EU hat allerdings signalisiert, ihr bereits anvisiertes 90-prozentigen Emissionsreduktionsziels bis 2040 in der kommenden Woche beschließen zu wollen.

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“Kurz vor Start der Weltklimakonferenz in Brasilien bleibt unklar, wie bedrohlich die Lage ist. Solange die EU und andere G20 Länder ihre Klimapläne zurückhalten, lässt sich nicht seriös einschätzen, wie weit die Welt beim Klimaschutz vom Kurs zur Einhaltung der 1,5 Grad Grenze entfernt ist. Jedoch gehen die Emissionen viel zu langsam zurück“, warnt Sarah Zitterbarth, Greenpeace-Expertin für internationale Klimapolitik. „Nur mit beschleunigtem Klimaschutz und ehrgeizigen Klimaplänen aller Länder können wir eine Katastrophe verhindern – sonst können ganze Küstenregionen überflutet werden, Millionen Menschen würden ihre Lebensgrundlage verlieren, und Hitzewellen wie in Südeuropa oder Indien würden zur tödlichen Normalität. Die EU muss jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und beim EU-Umweltrat am 4. November ein Klimaziel für 2035 mit mindestens 72,5 Prozent Emissionsreduktion beschließen. Nur dann kann das vor 10 Jahren in Paris vereinbarte Limit von 1,5 Grad eingehalten werden.”

Kein Überblick, aber wichtige Erkenntnisse zum globalen Fortschritt

Der Synthesebericht kann unter den gegebenen Umständen kein vollständiges Bild liefern, wie die Klimawende weltweit vorankommt. Doch er liefert Erkenntnisse zu Fortschritt und Qualität geplanter Maßnahmen.

So berücksichtigten 88 Prozent der NDCs den GST, 89 Prozent der Länder geben mittlerweile gesamtwirtschaftliche Emissionsziele an, drei Viertel der Länder erwähnen quantitative Ziele wie etwa das Verdreifachen der erneuerbaren Kapazität, und 95 Prozent erwähnen die Rolle der Zivilgesellschaft. Die NDCs umfassen weiterhin zunehmend mehr als nur Emissionsreduktion: 73 Prozent der neuen NDCs enthalten explizite Anpassungsmaßnahmen. Zudem gaben 97 Prozent der Parteien an, internationale Kooperation sei unabdingbar für die Umsetzung ihrer NDCs.

Würden die NDCs vollständig umgesetzt, könnten Emissionen bis 2035 um 11-24 Prozent gegenüber 2019 gesenkt werden. Greenpeace ordnet ein, dass vom unteren Ende auszugehen sei. Die Autoren des Berichts kommen zu dem Schluss, dass die Welt noch immer weit vom 1,5 °C-Pfad entfernt ist. Ambitionen müssten deutlich steigen. jb

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