TOP-THEMA
Windenergie





Internationale Klimafinanzierung und KlimaanpassungVersprechen, die zu scheitern drohen

Blick auf eine große Konferenzhalle mit halbkreisförmiger Sitzanordnung, in der zahlreiche Delegierte an Tischen mit Namensschildern und technischen Geräten sitzen. Im Hintergrund das Podium mit einer großen Leinwand, auf der das Logo der Vereinten Nationen und der Schriftzug „United Nations Climate Change Conference, Bonn, Germany“ zu sehen ist.
Die Teilnehmer:innen der jährlich stattfindenden Klimaverhandlungen in Bonn, tagen im World Conference Center, in dem unter anderem der ehemalige Sitzungssaal des deutschen Bundestages integriert ist (Bild: UNclimatechange, flickr, CC BY 2.0)

Die UN-Klimaverhandlungen in Bonn auf dem Weg zur COP30 laufen. Das Thema Klimaanpassung steht ganz oben auf der Agenda. Doch dafür gibt es zu wenig Unterstützung, zeigt eine Analyse.

17.06.2025 – Das Thema Anpassung steht ganz oben auf der Agenda der aktuellen UN-Klimaverhandlungen in Bonn. So will es die brasilianische COP30-Präsidentschaft. Die kommende Weltklimakonferenz – COP30 – findet im November in Belém, Brasilien statt. Die Klimaverhandlungen in Bonn, vom 16. bis 26. Juni, sind ein wichtiger Meilenstein dorthin. Wie jedes Jahr werden in Bonn die entscheidenden Themen des später im Jahr stattfindenden Klimagipfels vorbereitet.

Mit großer Hoffnung blicken viele auf die COP30, reichte es bei der letzten COP29 im aserbaidschanischen Baku doch nur zu einem Minimalkompromiss in Sachen internationaler Klimafinanzierung. Es ging und geht darum Geld seitens der Industriestaaten, als historische Hauptverursacher der Klimakrise, für einkommensschwache Länder bereitzustellen, die zudem überproportional von den Folgen des menschengemachten Klimawandels betroffen sind.

Ein Aufwuchs von bis zu 1,3 Billionen US-Dollar jährlich ist laut Expert:innen nötig. Doch die Industriestaaten konnten sich auf der COP29 lediglich auf einen Aufwuchs von 100 auf bis zu 300 Milliarden US-Dollar ab 2035 jährlich einigen. Auf der COP30 soll es darum um weitere Möglichkeiten gehen, doch noch mehr Mittel bereitzustellen. Waren bislang vor allem Gelder für den Klimaschutz, etwa Erneuerbare Energien-Projekte, im Fokus, soll es nun stärker um Mittel für die Klimaanpassung, etwa der Unterstützung der Landwirtschaft an neue klimatische Verhältnisse oder Hochwasserschutz, gehen.

Mehr zum Thema

Zwei Männer halten sich an den Händen und diese gemeinsam nach oben
COP29

Viel Gerede für einen Minimalkompromiss

Offiziell schon am Freitag zu Ende, wurde auf der Klimakonferenz bis tief in die Samstagnacht hinein verhandelt. Am Ende steht ein Kompromiss, der mehr ist als zuvor, aber deutlich zu wenig für die gewaltigen Aufgaben angesichts der Klimakrise.

50 Prozent für Klimaanpassung

Im Abschlussbericht der COP29 versprach die internationale Staatengemeinschaft künftig ausgewogene Zahlungen zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung zu leisten. Da die neue Vereinbarung, die bis Ende 2024 laufende ersetzt, sollte die Bereitstellung von 50 Prozent der finanziellen Mittel schon ab diesem Jahr gelten. So formuliert es etwa die internationale Hilfsorganisation CARE, deren dänischer Ableger die Klimafinanzierungspläne von 27 Industrieländern, darunter alle G7-Staaten, analysiert hat.

CARE schätzt, dass die bilaterale Unterstützung zur Anpassung an den Klimawandel nur 12 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Das sei gerade einmal 30 Prozent des 40-Milliarden-Dollar-Ziels, dass die internationale Staatengemeinschaft im sogenannten Klimapakt von Glasgow (auf der dortigen COP26) im Rahmen einer Verdopplung der zugesagten Mittel beschlossen hatte. Dabei brauchen, laut UN-Schätzungen, die von der Klimakrise besonders betroffenen einkommensschwachen Länder schon jetzt jährlich 300 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassungsmaßnahmen – Tendenz weiter steigend.

CARE jedoch warnt: Bis 2026 könnte der Beitrag aufgrund der prognostizierten Hilfskürzungen sogar auf 10 Milliarden US-Dollar fallen. Dies würde ohnehin hoch verschuldete und gefährdete Länder zwingen, teure Kredite von multilateralen Entwicklungsbanken aufzunehmen. Sie würden damit noch tiefer in die Verschuldung geraten. Die Kürzungen betreffen vor allem den prognostizierten Beitrag der USA.

Katastrophale Abkehr der USA

Der Rückzug der USA reißt ein riesiges Loch in den Fonds. Es fehlen nun 4 Milliarden US-Dollar für die globale Klimafinanzierung. Auch ihren Beitrag zum Loss and Damage Fonds beendete die USA. Zudem ist die Abkehr von der Just Energy Transition Partnership beschlossen. Angekündigt ist auch eine Abkehr von der Weltbank und Investitionen in weitere multilaterale Entwicklungsbanken.

Während der Anteil der globalen Klimafinanzierung durch die USA unter der Biden-Administration immer weiter stieg – auf geschätzte 11 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr – erlebt die globale Klimafinanzierung nun einen katastrophalen Einbruch. Machte die US-Klimafinanzierung unter Biden 8 Prozent der weltweiten Mittel aus, könnten nun mit dem Ausstieg der USA jährlich bis zu 10 Prozent der eigentlich vorgesehenen Mittel fehlen. Geplant war ursprünglich ein weiterer Aufwuchs der US-Mittel.

Mehr zum Thema

Ein Mensch von hinten, der ein T-Shirt mit dem USAID Schriftzug trägt.
USA

Trumps Politik bedroht fast ein Zehntel der globalen Klimafinanzierung

US-Präsident Trump will die globale Entwicklungshilfe streichen. Mit fatalen Auswirkungen. Was das für die internationale Klimafinanzierung bedeutet, zeigt eine neue Analyse.

Hoffnungen würden, laut CARE-Analyse, einzig Dänemark, Neuseeland und die Niederlande machen, die das 50 Prozent Ziel dieses Jahr und in den Folgejahren voraussichtlich erreichen. Keine guten Nachrichten dagegen aus Deutschland: Die Bundesrepublik hatte zugesagt, bis 2025 jährlich sechs Milliarden Euro für die Klimafinanzierung bereitzustellen, vorrangig für die Schaffung eines Gleichgewichts zwischen Emissionsreduzierungen und der Unterstützung von Gemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel. Diese Balance sei bei weitem nicht erreicht, die zukünftige Finanzierung bleibe unklar, so CARE.

Zu dem Thema hält sich die neue schwarz-rote Bundesregierung bislang bedeckt. Im Koalitionsvertrag kündigte man lediglich an: „Wir werden unseren fairen Anteil an der internationalen Klimafinanzierung bereitstellen und setzen dabei verstärkt auch auf die Mobilisierung von privaten Mitteln sowie Beiträge nicht-traditioneller Geber.“ Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge forderte in der Rheinischen Post angesichts der UN-Klimakonferenz: „Die Bundesregierung muss klarmachen, dass sie sich an die Zusage Deutschlands halten wird, mindestens sechs Milliarden Euro jährlich für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen.“

CDU-Fraktionsvize und Klimaexperte Andreas Jung bekräftigte in der Zeitung grundsätzlich hinter den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu stehen und Brasiliens COP-Präsidentschaft zu unterstützen, ohne näher auf das Thema Klimafinanzierung einzugehen. Das Umweltministerium unter Umweltminister Carsten Schneider (SPD) erklärte zur Klimaverhandlung in Bonn: „Weiterhin sollen Fortschritte zur Umsetzung des neuen Klimafinanzierungsziels ab 2025 erreicht werden, welches auf der COP29 beschlossen wurde. Wie dies erreicht werden kann, soll unter anderem in einer "Roadmap" bis zur COP30 in Brasilien konkretisiert werden. Dafür ist es notwendig, bisherige Investitionen und Subventionen für fossile Energien in klimafreundliche Investitionen umzulenken, insbesondere in erneuerbare Energien.“

Klimaexperte John Nordbo von CARE und einer der Autoren des Berichts, konstatiert angesichts der zu geringen Zahlungen und Fokus auf Mittel für die Klimaanpassung: „Es ist schlichtweg unverantwortlich. Anpassung ist keine politische Entscheidung – sie ist ein Rettungsanker für die 40 Prozent der Welt, die bereits stark vom Klimawandel betroffen sind. Extreme Wetterereignisse nehmen zu, aber die reichen Länder brechen ihre Versprechen und lassen die gefährdeten Gemeinschaften mit Überschwemmungen, Dürren und steigenden Meeren allein.“ mg

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen