Die Zahlen zur Entwicklung des Wärmesektors sind seit langem ernüchternd – 14 Prozent Erneuerbare seit 2012 und ein seit einem Jahrzehnt stagnierender Gebäudeenergieverbrauch. Das im letzten Jahr beschlossene Klimapaket enthält zwar wichtige Maßnahmen, ist aber unzureichend, um die Klimaschutzziele zu erreichen:
- Durch die Einführung eines CO2-Preises wird das Heizen mit fossilen Energieträgern erfreulicherweise teurer.
- Allerdings ist der festgelegte CO2-Preis zu niedrig, als dass Wärme aus erneuerbaren Energien kurzfristig und in der Breite günstiger wäre als gasbasierte Lösungen. Zumal eine effiziente Nutzung vieler lokaler Wärmequellen nur in Kombination mit einer energetischen Sanierung möglich ist.
- Die Einführung der – lange geforderten – steuerlichen Absetzbarkeit von Ausgaben für die energetische Gebäudesanierung setzt einen Anreiz für die energetische Sanierung. Das ist gut. Für den vermieteten Gebäudebestand nützt diese Maßnahme jedoch nicht.
Damit bleibt die Wärmewende vor allem im urbanen Raum mit seinem hohen Mietwohnungsbestand als Herausforderung bestehen. Auf Bundesebene warten wir daher weiter auf mehr Mut zur verpflichtenden Sanierung im Bestand – in Kombination mit einer fairen Verteilung der Kosten und Nutzen der Sanierung. Letzteres lässt sich über eine deutliche Anhebung der Zuschüsse für eine Sanierung in Kombination mit einer Senkung der Modernisierungsumlage erzielen.
Kommunen müssen lokale Wärmequellen nutzen
Kommunen können solange etwas auf lokaler Ebene tun, um mehr Dynamik in die Wärmewende zu bringen. Wir empfehlen allen Kommunen ihre lokalen Wärmequellen ausfindig zu machen und zu nutzen. Nur so lässt sich der Einsatz von Gas reduzieren. Dies ermöglicht eine schnelle Reduktion der CO2-Emissionen. Mittelfristig muss außerdem ein Wechsel von Erdgas zu synthetischem Gas erfolgen. Auch dann sind möglichst geringe Gasmengen wichtig, um den Bedarf nach erneuerbarem Strom in Grenzen zu halten.
Lokale Wärmequellen können Abwärme aus dem Gewerbe, Abwasserwärme, Flusswasserwärme, Erdwärme, Solarenergie, Wärme aus U-Bahnschächten oder bislang ungenutzte Biomasse sein. An einem konkreten Standort sind die Potenziale an erneuerbarer Wärme und Abwärme allerdings häufig so groß, dass für ein einzelnes Gebäude nur ein Bruchteil des Potenzials nutzbar ist. Effektiver und kostengünstiger ist es, die Potenziale möglichst umfassend zu erschließen. Das geht meist nur mit einem gebäudeübergreifenden Ansatz über ein Wärmenetz.
Keimzellen für die saubere Wärmeversorgung von Quartieren
Geeignete Quartiere für Wärmenetze zu identifizieren, ist teils gar nicht so leicht. Wir empfehlen erst einmal nach Keimzellen zu suchen, von denen aus ein Wärmekonzept entwickelt werden kann. Keimzellen sind für uns Gebäude/-komplexe, die
- einen großen Teil des Wärmeverbrauchs in einem Quartier ausmachen und
- durch einen Akteur verwaltet werden können, z.B. öffentliche Gebäude, Gebäude von Wohnungsbaugesellschaften oder -genossenschaften, Gewerbe oder Neubau.
Von diesen Keimzellen aus kann eine Wärmeversorgung entstehen, die die umliegenden Gebäude über Wärmenetze mitversorgt. Über einen Abgleich der Potenziale und der Verbraucher lassen sich geeignete Quartiere finden. Für die Quartierssuche braucht es Personal – bei lokalen Stadtwerken, aber auch in der Verwaltung, die die Ansprache der Akteure und Gebäudeeigentümer koordiniert.
Ohne engagierte kommunale Unternehmen geht es nicht
Wichtig für die Erschließung lokaler Wärmequellen ist ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz und zur Wärmewende in den Unternehmen der Ver- und Entsorgung einer Kommune – vor allem dort, wo Wärme entsteht: also bei Abfallentsorgern, Wasserver- und -entsorgern und unter Umständen den Verkehrsbetrieben. Die Nutzung von Wärmepotenzialen sollte in die Satzung der kommunalen Unternehmen als eigenständiges Ziel bzw. als Aufgabe aufgenommen werden. Es braucht eine Handlungsstrategie zur Erschließung der Potenziale in den Unternehmen – dies beinhaltet auch den strategischen Aufbau an personellen Kapazitäten und Know-how: um Daten zu erheben und bereitzustellen, Machbarkeitsprüfungen durchzuführen sowie Projekte umzusetzen und zu koordinieren. Zügige Genehmigungsverfahren, finanzielle Risikoabsicherungen durch die Kommune und oder eine direkte Beteiligung im Betreibermodell unterstützen ebenfalls die Umsetzung von konkreten Projekten vor Ort.
Elisa Dunkelberg ist Diplom-Ingenieurin für Technischen Umweltschutz und ist seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin.