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Wieder erfolgreicher Protest im Kohletagebau

Am Sonntag drangen Tausende Demonstranten in den Braunkohletagebau Hambach ein. (Foto: © <a href="https://www.flickr.com/photos/133937251@N05/38129235696/">Ende Gelände</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/" target="_blank">CC BY 2.0</a>)
Am Sonntag drangen Tausende Demonstranten in den Braunkohletagebau Hambach ein. (Foto: © Ende Gelände, CC BY 2.0)

Die Aktion „Ende Gelände“ hat wieder Tausende ins rheinische Kohlerevier mobilisiert. Aus Protest drangen so viele Menschen wie noch nie in einen Tagebau ein. Der Erfolg liegt wohl vor allem in der Produktion von Bildern kurz vor der Klimakonferenz.

06.11.2017 – Der kollektive zivile Ungehorsam gegen die extrem umweltschädliche Kohleverstromung nimmt nicht ab. Laut „Ende Gelände“ nahmen am Sonntagmorgen 4.500 Menschen an einer Demonstration vom Ort Buir zum Tagebau Hambach teil. 3.000 betraten demnach dann das dem Konzern RWE gehörende Gelände an verschiedenen Stellen. Die Polizei spricht von 2.500 Menschen auf der Demo und über 1.000 im Tagebau.

Mehreren Medien zufolge begleitete die Polizei die Eindringlinge zunächst nur mit Aufforderungen, das Gelände zu verlassen. Später wurde sie ruppiger. Zwei Vorfälle erregten Aufschreie des Entsetzens: Zum einen ging auch eine Reiterstaffel der Polizei gegen einen Teil der Menge vor. Eine umgestoßene Person geriet unter die Hufe eines Pferdes, laut dem Fotografen Christoph Hedtke hat sie „mindestens drei Tritte abbekommen“.

Der zweite Vorfall – er wird vermutlich in die Bildgeschichte des Anti-Kohle-Protests eingehen – ist das Besprühen einer Gruppe von am Boden sitzenden Menschen mit Pfefferspray. Der Berliner Grünen-Landesabgeordnete Gregor Kössler war vor Ort und hielt fest, die Polizei „tickt aus“. Die Polizei darf eine Sitzblockade nicht so angreifen, wenn sie nicht versucht hat, die Leute wegzutragen, sagte ein Thüringer Polizeiausbilder im April in einer anderen Angelegenheit.

Kössler schrieb später selbst, die Polizei habe sich meistens „relativ deeskalierend“ verhalten. Die Aachener Zeitung vermittelt ebenfalls den Eindruck eines eher ruhigen Protests und nennt „Ende Gelände“ sogar „rheinische Folklore“. Das mag negativ klingen, stellt aber einen großen Erfolg dar. Zum dritten Mal nach 2015 und dieses Jahr im August wurde nun ein RWE-Tagebau im Rheinland gestürmt. Und der Rückhalt für den kollektiven Ungehorsam gegen die Kohle ist „szeneübergreifend“, der „Brückenschlag ins Bürgerliche“ sei gelungen, kommentierte die Taz-Reporterin vor Ort.

RWE hatte Gräben um den Tagebau herum gezogen, die Polizei war die ganze Zeit umfassend präsent, doch es nutzte nur wenig. Mehrere große Gruppen drangen auf verschiedenen Wegen auf das Gelände mit der beeindruckenden Mondlandschaft ein. Zwei Bagger und ein Förderband mussten die Arbeit anhalten, doch laut Aachener Zeitung konnte „der Betrieb problemlos weiterlaufen“.

Der wichtigste Erfolg sind wohl die Bilder, die auf dem hässlichen Areal erzeugt wurden: Auf der einen Seite Polizeiketten vor riesigen Baggern, auf der anderen Menschen in weißen Ganzkörperanzügen mit bunten Accesoires. Wegen des heute beginnenden Weltklimagipfels im nahen Bonn waren sowohl besonders viel Presse als auch Protestierende aus dem (zum Teil weit entfernten) Ausland dabei.

Die vorläufige Schadensbilanz von „Ende Gelände“: Ein Polizist hat sich eine Hand gebrochen, ein anderer wurde gebissen. Zwei Blockierer sitzen wegen Widerstands in Haft. Sie sollten heute dem Haftrichter vorgeführt werden.

Mehr als 1.000 Menschen wurden im Tagebau zeitweise von der Polizei festgesetzt. Gegen sie alle soll nun ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch eingeleitet werden. Allerdings stellt sich die Frage, wie die Polizei ihre Identitäten feststellen kann, denn die Betroffenen wurden nur gefilmt, bevor sie gehen durften. Polizeisprecherin Petra Wienen sagte heute im Gespräch mit energiezukunft zu den Aufnahmen: „Wir vergleichen das mit den Daten, die wir haben.“ Näher wollte sie sich dazu telefonisch nicht äußern. Ralf Hutter


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