Menü öffnen

Zertifizierung von nachhaltigem Palmöl umstritten

Palmöl steckt in vielen Lebensmitteln, nur selten steht es drauf. Das soll sich in der EU bald ändern. Lebensmittelkonzerne geraten unter Druck, nur noch nachhaltig zertifiziertes Palmöl zu verwenden, wie es in Bio-Produkten Pflicht ist. NGOs zweifeln die Qualität des Siegels jedoch grundsätzlich an.

26.06.2014 – Wer im Bioladen einkauft muss beim Blick auf die Inhaltsliste von verarbeiteten Lebensmitteln wie etwa Müsli oder Keksen häufig entnervt feststellen, dass fast jedes Produkt Palmöl enthält. Beim Einkauf im konventionellen Supermarkt ist auf der Inhaltsliste meist nur „pflanzliches Öl oder pflanzliches Fett“ aufgeführt, was bei rund der Hälfte aller verarbeiteten Lebensmittel auch Palmöl ist. Ab 2015 muss Palmöl nun immer in der Inhaltsliste benannt werden.

Die Industrie macht das nervös, denn Palmölgewinnung assoziiert der Verbraucher mit der Abholzung von Regenwäldern, mit Kleinbauern die von ihrem Land vertrieben wurden, aussterbenden Gorillas und sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen. 86 Prozent der Weltproduktion von Palmöl stammt aus Malaysia und Indonesien. Die globale Produktion von Palmöl hat sich in den letzten 30 Jahren gar verzehnfacht.

Der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) gab im April bekannt, dass der Absatz von Palmöl mit dem RSPO-Zertifikat von Januar bis März 2014 im Vergleich zum ersten Quartal 2013 um 50 Prozent gestiegen ist. Damit sei nun 16 Prozent der Weltproduktion als nachhaltig zertifiziert.

Einige Konzerne reagieren bereits und wollen nur noch nachhaltig zertifiziertes Palmöl anbieten, wie es bei Bioprodukten bereits Pflicht ist. Bis Ende 2014 wollen alle Unternehmen des Forums Nachhaltiges Palmöl in Deutschland Fonap ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Öl verwenden, wie es auch in vielen Bioprodukten steckt.

Doch warum muss in einem Bio-Dinkelkeks überhaupt Palmöl stecken? Ist es ökologisch, Öl über Tausende von Kilometern zu transportieren, um einen Keks in Deutschland herzustellen, den man auch mit einem heimischen Öl produzieren könnte? Führen die Standards zu wirklich nachhaltigem Anbau von Palmöl, gibt es das überhaupt?

Einige NGOs verneinen das deutlich. Dabei werde dem Kunden eine umweltfreundliche und sozial verträgliche Produktion nur vorgetäuscht, so die Kritik, und das würde einem exzessiven und globalen Ressourcenkonsum noch Vorschub leisten. Eine Auswertung von Studien über RSPO haben Brot für die Welt und die Vereinte Evangelische Mission veröffentlicht. Darin wird stark bezweifelt, ob angesichts der Monokulturen auf großen Flächen ökologisch und sozial nachhaltige Strukturen überhaupt möglich sein können. Viele zertifizierte Unternehmen würden die Kriterien des RSPO kaum oder gar nicht einhalten. Die Überwachung sei lückenhaft, es gebe bei Verstößen kaum Sanktionen.

Beim Fonap zeigt man durchaus Problembewusstsein und hält die Kritik für teilweise berechtigt. Die Studie weise aber auch darauf hin, dass trotz der aufgezählten Schwächen der RSPO das einzige einschlägige Instrument überhaupt sei, das qualitative Standards zur Bewertung des Palmölanbaus enthalte. Fonap hat bereits angekündigt, den RSPO-Standard zu verbessern. na


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

NamaF 26.06.2014, 17:16:20

+225 Gut Antworten

Das Problem mit der RSPO Nachhaltigkeitzertifierung ist, dass es die lokalen Bauern nicht genügend in Anspruch nimmt. RSPO Palmöl zu kultivieren ist für sie nämlich sehr teuer und keiner hilft ihnen finanziell. Deswegen ist es für sie auch sehr schwer für sie RSPO Palmöl zu produzieren, ohne einen Teil von ihrem Lebensunterhalt zu verlieren.


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft