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Saubere Energie für einen energiegeladenen Kiez

Foto: Schild mit Aufschrift Nette Nachbarn gesucht. Im Hintergrund Haus im Bau.
Nette Nachbarn gesucht! Das Ziel: barrierefreies, soziales und ökologisches Wohnen für Menschen aller Generationen im Berliner Möckernkiez. (Foto: Nicole Allé)

Die Möckernkiez eG, Deutschlands größte privat organisierte Wohnungsbaugenossenschaft, verwirklicht auf einem 30.000 Quadratmeter großen Areal in Berlin-Kreuzberg ein neues Stadtquartier mit 471 Wohneinheiten. Der Clou dabei: Ökostrom und regenerative Wärme werden direkt auf dem Gelände erzeugt.

20.11.2017 – Das ambitionierte Bauprojekt im Berliner Gleisdreieckpark geht auf eine lokale Bürgerinitiative im Jahr 2007 zurück. Das Ziel: barrierefreies, soziales und ökologisches Wohnen für Menschen aller Generationen. Die NATURSTROM AG gewährleistet als energiewirtschaftlicher Partner der Genossenschaft dessen nachhaltige, sichere und kostengünstige Energieversorgung. Die ersten sechs Wohngebäude werden Anfang Februar 2018 bezugsfertig sein, alle weiteren im Sommer 2018 folgen.

Primärenergiefaktor 0,0

Damit die ersten Bewohner Anfang Februar 2018 nicht frieren müssen, liefen mitten im Sommer die Vorbereitungen für die künftige Wärmeversorgung auf Hochtouren. Im August wurde deren Herzstück angeliefert: Ein mit hundertprozentigem Biogas/Biomethan von NATURSTROM betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) wird zusammen mit zwei (Erd-) Gas-Spitzenlastkesseln für wohlige Wärme sorgen – bei einem Primärenergiefaktor von 0,0. Das BHKW verfügt über eine elektrische Leistung von 140 kWel und eine thermische Leistung von 215kWth, die beiden Spitzenlastkessel haben jeweils eine Leistung von 650 kWth. Der Wärmebedarf des Areals wird bei rund zwei Mio. Kilowattstunden (kWh) pro Jahr liegen.

Energiekonzept mit Zukunft

Um bei Einzug der Bewohner einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können läuft seit kurzem nun die Energiezentrale im Testbetrieb: Das ganze Wasser, das sich im Speicher und Nahwärmenetz befindet, wird auf 75 Grad erhitzt und zu den einzelnen Wohngebäuden transportiert. Dafür wurde auch ein großer Teil des insgesamt 600 m langen Nahwärmenetzes bereits verlegt. An den Wärmeübergabestationen übernimmt dann das Heizungsnetz der Gebäude. In den kommenden Wochen soll es einreguliert werden, damit es sich die Mieter direkt gemütlich machen können, wenn sie in einigen Monaten einziehen. Zusätzlicher Nutzen: Die schon jetzt gelieferte Bauwärme bringt die Trocknung der Estriche voran, der durch den regenreichen Berliner Sommer in Verzug geraten war.

Bei der Wärmetechnik wurde aber nicht nur in die nahe, sondern auch in eine fernere Zukunft gedacht und das Nahwärmenetz daher sehr technik- und innovationsoffen gestaltet. So können in 10 oder 15 Jahren neue Technikentwicklungen in das Netz eingebracht werden – das hat viele Vorteile und hält das Konzept flexibel.

Kopplung von Strom, Wärme, Mobilität

Das erneuerbare Energiekonzept, das NATURSTROM für den Möckernkiez entwickelt hat, verknüpft die Energiepfeiler Strom, Wärme und Mobilität miteinander. Herzstück für alle Komponenten ist die Heizzentrale, die im Keller eines der Gebäude steht Von hier aus wird die lokal erzeugte Wärme über das unterirdisch verlegte Nahwärmenetz in alle anderen Gebäude verteilt. Aber nicht nur das: Das BHKW erzeugt neben der Wärme auch Strom – und die Bewohner des Areals werden Berechnungen zufolge jährlich rund 1,5 Mio. kWh Strom benötigen.

Was liegt also näher, als das „Wärmeabfallprodukt“ ebenfalls vor Ort direkt zu nutzen – beispielsweise durch die quartierseigenen Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Eine weitere Quelle wird den lokal erzeugten Strom ergänzen: Insgesamt werden fünf Photovoltaikanlagen mit einer gesamten Leistung von 135 kWp auf einige der Dächer installiert – eine perfekte Ergänzung für das BHKW. Denn dessen Betrieb ist auf eine optimale Wärmeversorgung des Möckernkiez ausgerichtet und erzeugt das „Nebenprodukt“ Strom vornehmlich abends und an trüben Berliner Wintertagen, wenn die Solaranlagen nicht oder nur wenig liefern. Beide Stromerzeugungsarten decken zusammen mehr als die Hälfte des gesamten Strombedarfs des Quartiers.

Hausgemachter „MöckernStrom“ für den Kiez

Zum ganzheitlichen ökologischen Energiekonzept für den Möckernkiez gehört folgerichtig, die Bewohner an den Anlagen auf ihren Dächern und im Keller teilhaben zu lassen. Da ein Mehrparteienhaus einer Wohnungsbaugenossenschaft jedoch kein Eigenheim ist, kann der Strom vom Dach nicht einfach so „umsonst“ genutzt werden. Denn Eigenverbrauch im rechtlichen Sinne, bei dem kaum Abgaben oder Umlagen und auch nur eine reduzierte EEG-Umlage auf den selbst erzeugten Strom gezahlt werden muss liegt nur dann vor, wenn der Besitzer der Anlage identisch mit dem Verbraucher ist. In Mietshäusern ist diese Konstellation nicht möglich.

Die Lösung heißt hier Mieterstrom: NATURSTROM mixt als Dienstleister den Sonnen- und BHKW-Strom mit 100% Wasserkraft zu einem günstigen Stromtarif für die Mieter. Ähnlich wie beim Eigenverbrauch entfallen bei Mieterstromprojekten dann für den direkt im Haus verbrauchten Strom viele Umlagen – ein Vorteil, der direkt an die Bewohner weitergegeben werden kann. Das im Juni 2017 von der Bundesregierung verabschiedete Mieterstromgesetz beinhaltet darüber hinaus eine neue Förderung für Sonnenstrom vom Dach, der direkt ins Gebäude geliefert wird. Dadurch wird kompensiert, dass anders als beim Eigenverbrauch nach wie vor die volle EEG-Umlage fällig ist.

Energiewende für alle

Durch Mieterstrom können also endlich auch die Bewohner in den Mietwohnungen der verdichteten Innenstädte an der Energiewende teilhaben – und so wird es auch im Möckernkiez sein, wenn im kommenden Frühjahr die ersten Mieter einziehen. Die Photovoltaikanlagen und das Blockheizkraftwerk erzeugen den sauberen Strom, der dabei physisch über eine Direktleitung in das Hausnetz fließt – und dann von NATURSTROM mit 100% Ökostrom aus Wasserkraft zu „MöckernStrom“ gemischt wird. Damit für diejenigen ohne Anlagen im Gebäude kein Nachteil entsteht, gibt es einen Vollversorgungstarif, der allen im Möckernkiez zum gleichen Preis zur Verfügung steht – also unabhängig davon, ob auf „ihrem“ Dach eine Anlage steht oder nicht. So wird der Vorteil durch den vor Ort erzeugten Strom solidarisch geteilt. Damit ist der künftige quartierseigene Stromtarif genau wie das gesamte Energiekonzept für den Kiez: direkt, ökologisch und unkompliziert. Silke Bartolomäus 


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