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Finnland baut erstes Atommüll-Endlager weltweit

Als erstes Land der Welt baut Finnland ein Atommüll-Endlager für hochradioaktive Abfälle. Diese sollen in Tunnellöchern verschlossen 100.000 Jahre lagern. Die Anwohner akzeptieren das Endlager, Finnland baut unterdessen einen neuen Reaktor.

28.02.2016 – Bereits Ende Dezember gab die finnische Regierung grünes Licht für den Bau des Lagers auf der Halbinsel Olkiluoto im Südwesten Finnlands. 6.500 Tonnen Atommüll können dort gut 400 Meter unter der Erde deponiert werden. In der Nähe der Stadt Rauma befindet sich auch das Kernkraftwerk Olkiluoto mit derzeit zwei aktiven Siedewasserreaktoren. Seit 2005 wird an gleicher Stelle vom französischen Atomkonzern Areva ein Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) errichtet. Es gibt massive Probleme, die Kosten explodieren von ursprünglich 3 Milliarden Euro auf wohl 9 Milliarden, zudem wurde die Inbetriebnahme mehrmals verschoben und ist nun für 2018 geplant.

Solche Pannen sollen beim geplanten Endlager für hochradioaktive Abfälle nicht geschehen. Die Lizenz zum Bau erhielt die finnische Firma Posiva, die auf dem Gelände bereits seit 1992 ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle betreibt. Im neuen 3,5 Milliarden Euro teuren Endlager sollen die verbrauchten Brennelemente mit Kupfer ummantelt in hunderte Tunnellöcher geschoben werden. Mehrere hundert dieser Löcher werden in den Fels gebohrt, jedes ist acht Meter tief. Die Kammern werden anschließend mit Betonit verschlossen, eine Vulkanasche, die u.a. in der Bautechnik als Dichtungsmittel verwendet wird und beim Kontakt mit Wasser aufquillt.

2023 soll der Bau größtenteils abgeschlossen sein, bis dahin muss Posiva zudem noch Umweltverträglichkeitsprüfungen vornehmen. Es wird vorrausichtlich 100 Jahre dauern, bis der ganze finnische Atommüll im Tunnelsystem eingemauert ist. 100.000 Jahre soll der strahlende Müll dann im Endlager bleiben, bis die Strahlung abgeklungen ist. Was bis dahin geschieht, weiß niemand. Sollte eine neue Eiszeit kommen – historisch gesehen nicht unwahrscheinlich – könnte der Fels angehoben werden und die Container wären nicht mehr sicher. Posiva will in einem solchen Fall die Behälter bergen und an einen anderen Ort bringen. Es sei auf jeden Fall besser, den Atommüll im Fels zu lagern als außerhalb, so die einhellige Meinung. Ein wirklich sicheres Gefühl bleibt bei solchen Aussagen nicht. Immerhin die direkten Anwohner in der Gemeinde Eurajoki vertrauen den Behörden und der Politik, Proteste gibt es kaum. cw


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

W. Grümmer 29.02.2016, 10:07:48

+367 Gut Antworten

Im letzten Absatz ist Ihnen leider ein Fehler unterlaufen: 2023 soll das Endlager den Betrieb aufnehmen, gebaut wird bereits seit Jahren!

Clemens Weiß 29.02.2016, 10:19:54

+359 Gut Antworten

Hallo W. Grümmer,

 

danke für den Hinweis, es ist tatsächlich etwas unglücklich ausgedrückt.

Die vorbereitenden Bautätigkeiten rund um das Gelände wurden bereits vor vielen Jahren begonnen, die Schächte stehen ohnehin bereit. Ende 2015 wurde dann die Lizenz zum Bau der Lagerstätte erteilt. Posiva hofft, in den 2020er Jahren (angepeilt ist 2023) mit den Bautätigkeiten größtenteils fertig zu sein, ab dann soll ca. 100 Jahre lang eingelagert werden.

 

Viele Grüße,

Clemens Weiß / Redaktion

Stefan 01.03.2016, 20:24:40

+366 Gut Antworten

Soll das Zeug, mit dem die Löcher verfüllt werden sollen, vielleicht Bentonit und nicht Betonit sein? Der Duden und das Internet kennt Betonit nicht.

Clemens Weiß 04.03.2016, 10:15:36

+358 Gut Antworten

Hallo Stefan,

 

Bentonit ist in der Tat das weitaus gebräuchlichere Wort, Betonit wird in der Fachsprache aber durchaus auch verwendet.

 

Viele Grüße,

Clemens Weiß / Redaktion


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