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Nach dem Öltanker-Unglück kommt die Umweltkatastrophe

Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung der „Sanchi“ ins Meer gelangt seien, entspräche dies der ausgelaufenen Menge, die bei der Öltanker-Katastrophe der „Exxon Valdez“ 1989 vor Alaska ausgelaufen sei, sagte Katastrophen-Experte Steiner. (Foto: © <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Exxon_Valdez_Oil_Spill_(13266806523).jpg">Wikimedia Commons / NOAA's National Ocean Service</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en" target="_blank">CC BY 2.0</a>)
Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung der „Sanchi“ ins Meer gelangt seien, entspräche dies der ausgelaufenen Menge, die bei der Öltanker-Katastrophe der „Exxon Valdez“ 1989 vor Alaska ausgelaufen sei, sagte Katastrophen-Experte Steiner. (Foto: © Wikimedia Commons / NOAA's National Ocean Service, CC BY 2.0)

Nachdem der Öltanker „Sanchi“ am Sonntag vor der Ostküste Chinas gesunken ist, fürchten Experten eine Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Noch nie sei so viel besonders giftiges Ölkondensat ausgelaufen. Die chinesischen Behörden besänftigen.

17.01.2018 – Niemand weiß wieviel der 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord der „Sanchi“ verbrannt ist, ob die Frachträume und Treibstofftanks intakt sind und welche Mengen ins Meer gelangt sind oder noch gelangen könnten. Experten befürchten das Schlimmste. So sagte Richard Steiner, ein Spezialist für Öl-Katastrophen der Nachrichtenagentur AFP, seines Wissens sei noch nie so viel Ölkondensat auf einen Schlag in die Umwelt gelangt. Angesichts des tagelangen Feuers an Bord und mehrerer Explosionen sowie dem schlechten Zustand des Schiffs gehe er davon aus, „dass keiner der Frachträume und Treibstofftanks intakt ist und daher das komplette Kondensat und der Treibstoff ausgelaufen sind.“

Der iranische Öl-Tanker war am 6. Januar mit 1.000 Tonnen Schweröl und 136.000 Tonnen Ölkondensat an Bord, ein besonders hochwertiges Leichtöl, mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen. Das Unglück ereignete sich 300 Kilometer vor der chinesischen Küste, nach dem Zusammenstoß war die „Sanchi“ Richtung Japan getrieben worden. Nach tagelangen Bränden und Explosionen sank das Schiff am Sonntag, alle 32 Menschen an Bord sind dabei aller Wahrscheinlichkeit nach ums Leben gekommen.

Breiter Ölteppich

Nach dem Untergang habe sich ein breiter Ölteppich gebildet, zehn Seemeilen lang und vier Seemeilen breit, berichtete der staatliche chinesische Sender CCTV. Experten hätten damit begonnen, das Öl an der Meeresoberfläche aufzufangen. Die japanische Küstenwache meldete noch immer Rauch über der Unglücksstelle. Die staatliche chinesische Meeresbehörde verkündete am Wochenende, es seien keine größeren Umweltschäden zu erwarten.

Dem widersprach der Leiter des Pekinger Instituts für Öffentliche und Umweltangelegenheiten Ma Jun. „Das Ölkondensat ist für alle Meereslebewesen besonders giftig“, sagte er der Zeitung Global Times. Dass der Tanker gesunken sei, bevor die Ölladung komplett verbrannt war, sei das Schlimmste, was nach der Havarie hätte passieren können.

„Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe“

Anders als Schweröl bildet Ölkondensat keinen Teppich auf der Meeresoberfläche und ist kaum zu sehen. Dennoch ist es für das gesamte Ökosystem besonders giftig: Es erzeugt unter Wasser eine nicht zu erkennende giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen und bedeute für jegliche Meeresbewohner Lebensgefahr, so Experten. Darüber hinaus könne das Ölkondensat bei Tieren chronische Krankheiten auslösen und die Fortpflanzung hemmen. Viele Fischer der Region befürchten starke Auswirkungen.

„Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe“, sagte WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter angesichts des gesunkenen Tankers. „Das Gelbe Meer gehört zu den produktivsten marinen Ökosystemen, es hat reiche Fischgründe und ist eine wichtige Drehscheibe für Zugvögel. Auch Seekühe, Schweinswale und Meeresschildkröten sind hier heimisch.“ Da es sich um ein Flachmeer mit Wattgebieten handelt, sei das Gelbe Meer durch den giftigen Ölfilm besonders verwundbar. Es beginne nun ein Wettlauf mit der Zeit. cw


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