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Die Arktis wird zur Müllkippe

Ein Blick auf das arktische Meer in Nord-Norwegen, Tromso. (Foto: <a href="https://flic.kr/p/xX78C" target="_blank">P J Hansen / flickr.com</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/" target="_blank"> CC BY-SA 2.0</a>)
Ein Blick auf das arktische Meer in Nord-Norwegen, Tromso. (Foto: P J Hansen / flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Seit über zehn Jahren nimmt die Plastikmenge in der arktischen Tiefsee konstant zu, so das alarmierende Fazit einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts. Das sensible Ökosystem der Arktis ist damit einer weiteren menschengemachten Gefahr ausgesetzt.

10.02.2017 – Um mehr als das 20-fache ist die Menge des gemessenen Plastiks in der arktischen Tiefsee in den vergangen zehn Jahren angestiegen, berichten die Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in ihrer Studie Neben dem Klimawandel und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen hat die Arktis also zusätzlich ein erhebliches Müllproblem.

Auf einen Quadratkilometer Meeresboden entfielen dort im Jahr 2014 im Schnitt 3.485 Müllteile. Ein ferngesteuertes Kamerasystem schwebt dabei an zwei Messpunkten kurz über dem Boden und macht alle 30 Sekunden eine Aufnahme. Da dieses Ocean Floor Observation System, kurz OFOS, lediglich eine geringe Fläche abdecken kann, werden die Ergebnisse auf einen Quadratkilometer hochgerechnet. OFOS ist Teil des HAUSGARTEN-Observatoriums des AWI in der Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland. Es umfasst 21 Messstationen, die umfassende Untersuchungen des ökologischen Zustandes der umliegenden Gewässer ermöglichen.

Meereis keine Barriere

Wie das Plastik seinen Weg in die Arktis findet ist nur teilweise bekannt. Eine Möglichkeit wäre, dass durch den Golfstrom besonders kleine Plastikteile in das Polarmeer eingebracht werden. Anderen Theorien zufolge könnte auch das in den Sommermonaten schmelzende Meereis zuvor eingeschlossenen Müll freigeben. Außerdem steht der sich stetig intensivierende Schiffsverkehr in der Framstraße im Verdacht, zur Müllbelastung des marinen Systems beizutragen. Bisher ging man am AWI davon aus, das Meereis könne als natürliche Barriere für die Kunststoffteile dienen. Diese Überlegung muss nunmehr revidiert werden.

Fest steht jedoch, dass sich das Plastik in der Tiefsee anscheinend akkumuliert, größere Teile scheinen in der Region zu verbleiben. So konnten die Forscher mit Hilfe des OFOS-Kamerasystems ein Plastikteil identifizieren, welches bereits vor zwei Jahren erfasst worden war – und sich seitdem nicht wesentlich von der Stelle bewegt hat. Woher die einzelnen Objekte stammen ist in der Regel nicht verlässlich ermittelbar.

Gefahr für Meeressäuger

Die Gefahren durch die synthetischen, schlecht abbaubaren Plastikteile sind vielfältig und belasten in dem sensiblen Ökosystem viele Tierarten, darunter auch große Säuger wie Wale. Im Magen eines kürzlich an der norwegischen Küste gestrandeten Cuvier-Schnabelwals fanden Forscher bei der Obduktion 30 Plastiktüten, der Wal hatte die flache Küste vermutlich auf Grund von Schmerzen aufgesucht und war daraufhin verendet. Auch für Seevögel ist vor allem kleinteiliges Plastik eine große Gefahr, die Tiere halten die farbigen Teile häufig für Futter.

Selbst aktiv werden

Mittlerweile gibt es viele Ansätze zur Säuberung der Meere von den großen Müllstrudeln, besondere mediale Aufmerksamkeit bekam das Projekt eines jungen Studenten aus den Niederlanden: An einem im Meeresboden verankerten Ausleger sollen riesige Arme befestigt werden, welche Plastikteile durch die Wasserströmung in einen großen Filter leiten. Ob das funktioniert, wird in einer Machbarkeitsstudie geprüft. Den wirkungsvollsten Beitrag gegen die Belastung der Meere durch Kunststoffe können allerdings die Verbraucher selbst bringen, und auf Plastiktüten, Einmalverpackungen und Fleecejacken verzichten. bm


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