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Alte Kohlekraftwerke blockieren EU-Energieziele

„Nur Stilllegung hilft“, zu diesem Ergebnis kommt der Think Tank Agora Energiewende in einer Analyse. Alte, schmutzige und inflexible Kohlekraftwerke stehen den EU-Klimaschutzzielen und einer kostengünstigen und sicheren Stromversorgung im Weg.

19.11.2015 – Die geplante Reform der Strommarktregeln der Europäischen Union wird an dieser Tatsache nichts ändern, lässt die Organisation Agora Energiewende verlauten. Die EU solle ergänzend eine Strategie „zum sozialverträglichen Abschalten alter, inflexibler und klimaschädlicher Kraftwerke“ verabschieden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa und Deutschland würde dadurch erleichtert. Das sind Ergebnisse einer Analyse der beiden Think Tanks Agora Energiewende und Regulatory Assistance Project (RAP), die ein Strategiepapier zum Thema „Smart Retirement“ (smartes Ausscheiden/Pensionierung) von alten, inflexiblen und schmutzigen Kohlekraftwerken vorlegten.

Das Papier wurde am Mittwoch veröffentlicht, anlässlich der Vorstellung des ersten Statusberichts zur europäischen Energieunion durch die EU-Kommission. Der zuständige Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovi zeigte sich zuversichtlich, die Energieunion Realität werden zu lassen und eine Vorreiterrolle beim Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft einzunehmen. Die Think Tanks sehen allerdings große Lücken in der Strategie der Kommission. „Die Transformation hin zu einem flexibleren Energiesystem steht längst auf der Tagesordnung der EU. Leider fehlt jedoch eine in sich stimmige Strategie, mit der die Transformation erreicht werden könnte“, sagte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Kritik an Subventionierung von Kohlekraftwerken

Der gegenwärtige Strommarkt in Zusammenspiel mit dauerhaft niedrigen Preisen für CO2-Zertifikate verzögere das Abschalten alter und inflexibler Kohlekraftwerke unnötig und mache die Umstellung teurer. Von den großen Überkapazitäten an den europäischen Strommärkten profitieren die billigsten und zugleich schmutzigsten Kraftwerke, was die europäischen Klimaziele massiv behindert. Die beiden Think Tanks kritisieren außerdem, dass einige Regierungen fossile Kraftwerke „neben dem Markt“ subventionieren. Sie begründen das oft mit einer notwendigen Kraftwerksreserve zur Versorgungssicherheit. Eine wesentliche Anforderung an solche Reserven sollte allerdings ein flexibler Einsatz sein, der bei den sehr schwerfälligen Kohlekraftwerken nicht gegeben ist.

Agora und RAP legen in ihrer Analyse gleich mehrere Handlungsempfehlungen für eine „Smart Retirement Strategie“ vor. So soll das EU-Emissionshandelssystem um weitere, wirkungsvollere Instrumente ergänzt und der Strommarkt so umgestellt werden, dass für die Versorgungssicherheit nötige flexible und klimafreundliche Kraftwerke sich wieder lohnen. Denn derzeit haben besonders in Deutschland Gaskraftwerke, die schnell ihre Leistung erhöhen oder drosseln können, aufgrund der Bedingungen nur geringe Chancen, profitabel betrieben zu werden. Zudem fordern die beiden Think Tanks, dass sich alte und schwerfällige Kraftwerke im Strommarkt an die Klima- und Energieziele der EU anpassen müssten. cw


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