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Agrarministerin Julia KlöcknerAngekündigtes Glyphosatverbot geht nicht weit genug

Vor allem im Privatgebrauch soll der Einsatz von Glyphosat zukünftig deutlich eingeschränkt und in der Landwirtschaft nur noch unter Auflagen genutzt werden. (Foto: hpgruesen / pixabay.com, CC0 Creative Commons)

Agrarministerin Julia Klöckner will den Einsatz von Glyphosat vor allem im Privatgebrauch deutlich einschränken. In der Landwirtschaft soll der umstrittene Unkrautvernichter nur noch unter Auflagen genutzt werden. Nötig wäre aber ein Komplettausstieg.

19.04.2018 – Am Dienstag hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) eine geplante Verordnung vorgestellt, die deutliche Einschränkungen für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat vorsieht, berichtet Der Tagesspiegel. Demnach könnte der Einsatz des Herbizids zukünftig in öffentlichen Grünanlagen, Naturschutzgebieten, am Wasser sowie in privaten Gärten komplett verboten werden.

In der Landwirtschaft geht Klöckner mit ihrem Vorschlag allerdings weniger weit – obwohl gerade hier ein komplettes Verbot besonders wichtig wäre, da die private Anwendung in Deutschland nur eine geringe Rolle spielt. Bauern dürften Glyphosat nämlich grundsätzlich weiterhin benutzen, wenn ausreichend Rückzugsräume für Vögel vorhanden sind. Auch dürfe das Unkrautvernichtungsmittel weiter zum Einsatz kommen, wenn eine komplette Ernte in Gefahr sei oder erosionsgefährdete Böden mechanische nicht behandelt werden können.

Zurzeit kein komplettes Verbot in Deutschland möglich

Nun muss der Verordnungsentwurf zunächst in der Bundesregierung abgestimmt werden, bevor er dann frühestens in einem Jahr in Kraft treten könnte. Auch wenn Klöckner betonte, dass sie die Anwendung von Glyphosat so schnell wie möglich beenden wolle, müsse jede Regelung trotzdem EU-konform sein. Deshalb wäre zurzeit auch kein komplettes Verbot in Deutschland möglich. Im vergangenen November hatte ihr Vorgänger noch einer Verlängerung der Zulassung von Glyphosat auf EU-Ebene für weitere fünf Jahre zugestimmt. Damit handelte der ehemalige Agrarminister Christian Schmidt (CSU) gegen den Wunsch der Bundesregierung, der Umweltministerin und der Bevölkerung.

Das weltweit zum Einsatz kommende Glyphosat ist laut der Krebsforschungsagentur der WHO nicht nur wahrscheinlich krebserregend beim Menschen, sondern trägt auch maßgeblich zum Insektensterben bei. Selbst wenn man noch nicht alles über die Gründe des Artensterbens wisse, sei eine wesentliche Ursache der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Deshalb wollen wir unter anderem den Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft in dieser Legislaturperiode beenden und grundsätzlich zu einem restriktiveren Umgang mit Pestiziden kommen“, so Schulze.

Mit der Ankündigung einer Einschränkung des Einsatzes von Glyphosat mache Bundesministerin Klöckner einen ersten Schritt in die richtige Richtung, kommentiert Silvia Bender, Abteilungsleiterin Biodiversität beim BUND. „Um unsere biologische Vielfalt zu erhalten, muss diesem in Dreijahres-Frist allerdings ein Komplettausstieg aus der Glyphosatverwendung in der Landwirtschaft folgen“, so Bender. „Unverzüglich verbieten sollte die Bundesregierung auch die Vorerntebehandlung mit Glyphosat, da diese zu besonders hohen Rückstandsbelastungen führt.“

Dabei seien die negativen Folgen des Einsatzes von Glyphosat für Tier- und Pflanzenwelt erschreckend groß. Neben Bienen und Schmetterlingen leiden noch viele andere Arten unter dem Einsatz des Ackergifts, weswegen ihre Bestände in den letzten Jahren auch dramatisch zurückgegangen seien. „Glyphosat trägt maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei“, so Bender. Dabei gebe es sogar umweltfreundliche Alternativen zu Glyphosat, die Insekten wie Bienen und Wildbienen nicht gefährden. „Blütenreich und ohne Gift sollte nicht nur das Motto für Hobbygärtner und pestizidfreie Kommunen sein, sondern auch für die Landwirtschaft.“ jk


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