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Atommüll-Endlager: Kommission stellt Abschlussbericht vor

Die Proteste gegen die deutsche Atompolitik sowie gegen die jährlichen Castor-Transporte ins Zwischenlager Gorleben sind ungebrochen. Das Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock Gorleben zu errichten ist seit Jahren stark umstritten. (Foto:
Die Proteste gegen die deutsche Atompolitik sowie gegen die jährlichen Castor-Transporte ins Zwischenlager Gorleben sind ungebrochen. Das Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock Gorleben zu errichten ist seit Jahren stark umstritten. (Foto: © Christian Fischer, de.wikipedia.org/wiki/Atommülllager_Gorleben#/media/File:WendlandAntiNuclearProtest7.jpg)

Die Endlagerkommission hat ihre Arbeit beendet und dem Bundestag ihren abschließenden Bericht übergeben. Hendricks fordert nun eine schnelle Endlagersuche ohne Sonderwünsche – doch Umweltverbände bezeichnen die Kommission bereits als gescheitert.

07.07.2016 – Nach über zwei Jahren Arbeit ist die Kommission „Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ nun zu einem abschließenden Ergebnis gekommen. Sie bestand aus Wissenschaftlern, Politikern und Betreibern von Atomkraftwerken und sollte Voraussetzungen für ein Standortauswahlverfahren für Atommüll prüfen. Das Ergebnis scheint allerdings erst der Anfang auf dem langen Weg zu einem Atommüll-Endlager zu sein. Die riesigen Mengen radioaktiver Abfälle sollen künftig in einem Bergwerk gelagert werden, lautet die Empfehlung der Experten.

Der angestrebte breite gesellschaftliche Diskurs fiel jedoch aufgrund von Zeitproblemen aus und die Bundesländer Bayern und Sachsen kündigten bereits ihren Widerstand gegen die Untersuchung kristalliner Gesteinsformationen an. Sie wollen Granit als möglichen Endlagerstein auf jeden Fall verhindern. Mit der Veröffentlichung eines Sondervotums zum Bericht der Endlager-Suchkommission durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) lehnte außerdem der einzige beteiligte Umweltverband den Abschlussbericht ab. Obwohl er durchaus einige wichtige Vorschläge für Verbesserungen bei der Endlagersuche enthalte, besitze er trotzdem gravierende Mängel, kommentiert der BUND seine Entscheidung.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks versucht nun zeitlich Druck aufzubauen. „Wir sollten uns hüten, bei der Bewältigung dieser Jahrtausendaufgabe auf Zeit zu spielen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren“, so Hendricks bei der Entgegennahme des Abschlussberichts der Endlagerkommission. Die Empfehlungen der Kommission lägen jetzt vor und müssten nun zügig umgesetzt werden. Die Ministerin verdeutlichte aber ebenfalls, dass die Sonderwünsche einzelner Bundesländer, von der Standortsuche komplett ausgenommen zu werden, nicht berücksichtigt werden dürfen. „Das Prinzip der weißen Landkarte gilt nicht nur für Gorleben, sondern für das gesamte Bundesgebiet“, urteilt Hendricks daher.

Greenpeace: Tiefenlagerung von Atommüll ist nicht sicher

Die Ergebnisse der Endlagerkommission sind jedoch bei den Umweltverbänden umstritten. In dem Bericht heißt es beispielsweise, dass die Tiefenlagerung von Atommüll ein sicheres Verfahren sei. Eine durch Greenpeace beauftrage Studie kommt jedoch zu einem ganz anderen Schluss. Der unabhängige Geologe Marcos Buser vom Institut für Nachhaltige Abfallwirtschaft aus Zürich spricht sich darin aufgrund der Analyse von vier Atom- und Sondermülllagerstätten gegen die Tiefenlagerung aus. Da mit den angewandten Konzepten die Schadstoffabgabe an die Umgebung nicht eingegrenzt werden könne, sei die Form der Endlagerung nicht sicher. Aufgrund von Zeit- und Kostengründen seien immer wieder die gleichen Fehler gemacht worden, bemängelt der Experte.

Auf ganzer Linie gescheitert

Die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e. V. geht sogar noch einen Schritt weiter. Der Verein engagiert sich gegen die Einlagerung von Atommüll in Asse 2, Morsleben und Schacht Konrad und gab nun bekannt, dass er die Kommission als gescheitert betrachte. „Die Kommission hat einfach die Scheuklappen aufgelassen. Das ist aber weder politisch noch wissenschaftlich vernünftig. Solange es keine Entscheidung über das Konzept für die Lagerung aller Arten radioaktiver Abfälle gibt, macht eine Standortsuche für einen Teil der Abfälle einfach keinen Sinn“, urteilt Thomas Erbe, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft.

Außerdem spreche das Verhalten von Bayern und Sachsen eine klare Sprache. Schon im Vorfeld sei klar gewesen, dass Gorleben das Ergebnis des Suchprozesses sein würde. So wurde das Design der wissenschaftlichen und objektiven Kriterien der Kommission derartig angepasst, dass der Salzstock Gorleben gar nicht erst ausgeschlossen werden konnte.

Konkrete Standorte für die Endlagerungsproblematik würden laut dem BMUB wohl erst im Laufe des Standortauswahlverfahrens benannt werden. „Wir werden den Bericht sorgfältig auswerten“, teilte Hendricks daher mit. Aus ihrer Sicht stelle der Bericht wohl eine gute Grundlage für die nun erforderliche Evaluierung des Standortauswahlgesetzes dar. Sie betonte an dieser Stelle, dass das BMUB den Gesetzgeber selbstverständlich unterstützen werde. Es ist wohl trotzdem noch ein weiter Weg, bis das Verfahren erfolgreich abgeschlossen wird. Ob jemals eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung für die Lagerung der radioaktiven Abfallstoffe gefunden wird, ist sowieso mehr als fragwürdig. jk


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