Menü öffnen

Hulot: Frankreich könnte bis zu 17 Atomreaktoren abschalten

Der frühere Umweltaktivist und heutige französische Umweltminister Nicolas Hulot hat nun die schwere Aufgabe, die Atomkraft in Frankreich zurückzufahren. (Foto: Olivier « toutoune25 » Tétard , CC BY-SA 3.0 )

Laut Frankreichs Energiewende-Minister Nicolas Hulot müsste Frankreich bis zu 17 Atomreaktoren abschalten, um das Ziel des nationalen Energiewende-Gesetzes zu erfüllen. Aktuell sind 58 Reaktoren – verteilt übers ganze Hexagon – noch in Betrieb.

12.07.2017 – Vor dem G20-Gipfel in Hamburg stellte der französische Umweltminister Hulot den neuen Klimaplan als „wahre Revolution“ vor und ließ dabei nähere Aussagen zur Atomkraft erstmal weg. Laut nationalem Energiewendegesetz von 2015 hatte Frankreich festgelegt, den Atom-Anteil an der Stromproduktion bis 2025 auf 50 Prozent zu reduzieren. Das Land hat 58 Reaktoren am Netz, rund drei Viertel des französischen Stroms stammen aus Atomkraft.

Atomstrom wird in Frankreich kräftig subventioniert und ist billig – und hat daher viele Befürworter. Gebäude werden größtenteils mit Atomstrom beheizt. Der zu großen Teilen staatliche Energiekonzern EDF will bestehende Anlagen am liebsten renovieren und die Laufzeiten verlängern. In Regierungskreisen gibt es viele Befürworter für die Atomenergie.

Der frühere stürmische Umweltaktivist Hulot ist nun auf der anderen Seite, dort wo die Atomlobbyisten auch sind. „Jeder kann verstehen, dass wir eine gewisse Anzahl Reaktoren schließen werden, um dieses Ziel einzuhalten“, formulierte es Hulot daher vorsichtig gegenüber dem französischen Radiosender RTL, das brauche Planungszeit. Er könne sich aber vorstellen, dass man 17 Reaktoren abschalten könnte – man müsse das jetzt prüfen.

Hulot lässt offen, welche AKWs eine Schließung betreffen könnte. Man wolle das französische Volk vorsichtig an das Thema heranführen, das scheint auch die Linie von Präsident Macron zu sein, der bei aller Klimaschutzeuphorie die Atomkraft bisher auch außen vorgelassen hat.

Bislang gibt es nur für das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim einen Plan zur Schließung, das Dekret hatte die sozialistische Regierung unter dem damaligen Präsidenten Hollande noch kurz vor den Wahlen auf den Weg gebracht. Allerdings wird selbst dieses Pannen-AKW trotz großer Proteste nicht vor 2019 geschlossen, da zunächst der neue Reaktor in Flamanville den Betrieb aufnehmen muss. Der ursprünglich für 2012 geplante dritte Reaktor am Ärmelkanal befindet sich nach zahlreichen technischen Pannen und finanziellen Problemen immer noch im Bau. Ende 2018 soll er in Betrieb gehen.

Die Kosten für Rückbau und Endlagerung des Atommülls sind in Frankreich indes noch ungeklärt. Ein Parlamentsbericht kam im Februar 2017 zu dem Schluss, dass dem finanziell angeschlagenen Atomkonzern EDF und dem französischen Staat sowohl das notwendige Geld als auch eine Strategie im Umgang mit den nuklearen Altlasten fehlten. Frankreich ist in hohem Grad abhängig von der Atomkraft. Aufgrund von kalten Temperaturen und wegen Sicherheitskontrollen abgeschalteter Atomkraftwerke kam es auch im letzten Winter in weiten Teilen Frankreichs zu Stromengpässen. Stromimporte besonders aus Deutschland und wieder aktivierte alte Ölkraftwerke mussten die Versorgung sichern.

Jeder Reaktor habe seine eigene ökonomische und sicherheitstechnische Situation, so Hulot. Klar wäre, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien vorangetrieben werden müsse. Der Stromsektor müsse diversifiziert werden. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Eitel Heck 12.07.2017, 10:34:37

+465 Gut Antworten

Die Kernenergie hat in Frankreich viele Befürworter.

Auch Präsident Macron hat sich im Zusammenhang mit den Klimazielen nicht gegen die Kernenergie geäußert.

Ich bin der Auffassung, dass ältere Kernkraftwerke mit einer unsicheren Technologie abgeschaltet werden sollten.

Für viele Industrieländer ist jedoch moderne, sichere Kernenergie zur Realisierung der Klimaziele der Pariser Vereinbarung unverzichtbar.

Bei der Kernenergie ist zu unterscheiden, zwischen den älteren Kernkraftwerken, besonders außerhalb Deutschlands, bei denen im ungünstigen Fall eine nukleare Kettenreaktion außer Kontrolle geraten und zur nuklearen Katastrophe führen kann, und den in einigen Industrieländern in Entwicklung befindlichen Kernreaktoren der 4.Generation mit enormer ökonomischer Bedeutung durch Aufarbeitung bereits vorhandenen Atommülls zur Stromerzeugung, der ansonsten komplett in geologischen Endlagern entsorgt werden muss und durch Kopplung der Stromerzeugung mit der Herstellung chemischer Erzeugnisse.

Die Realisierung des Dual Fluid Kernreaktors mit deutschem Patent hätte eine enorme Auswirkung auf die Industrieproduktivität und das Wohlstandsniveau unseres Landes.

Die Rückstände Deutschlands bei der Realisierung der Klimaziele hängen damit zusammen,

-dass jede Form der Kernenergie ohne inhaltliche Prüfung der Sicherheit und Ökonomie mit Außnahme der Kernfusion abgelehnt wird. Die Kernfusion wird aber auch von grünen und linken Politikern abgelehnt.

-dass die Energiewende bei der Stromerzeugung einseitig auf den Ausbau von Wind- und Phototovoltaik-Flatterstom bei noch nicht geklärten bezahlbaren Groß- und Langzeitspeichern für überschüssigen Flatterstrom ausgerichtet ist.

-dass die Abschaltung der Kohlekraftwerke hinausgezögert wird, weil bei einem Anteil von Wind- und Photovoltaik-Strom von über 30% am Strom-Mix die Abpufferung des Flatterstroms nicht gesichert ist.

Rudolf Tarantik 12.07.2017, 20:59:30

+436 Gut Antworten

Deutschland hat einen sehr grossen Beitrag geleistet um heute Solarstrom für 2 - 5 Ct/KWh produzieren zu können. Es besteht keine Notwendigkeit weitere hunderte von Milliarden für die Entwicklung irgendwelcher unausgereifter Kerntechniken (auch Kernfusion) zu stecken ohne auch nur eine hauchdünne Wahrscheinlichkeit zu haben, dass diese Techniken jemals Strom für weniger als 2 Ct produzieren können. Könnten sie es, würden sie sich auch durchsetzen. Wenn ander Länder also viel Geld in den Sand setzen wollen, dann sollen sie es, aber ohne deutschen Beitrag bitteschön. Hinkley Point mit subventionierten Stromkosten von 11-28 Ct/KWh ist das ideale Beispiel,für stranded investments.

Rudolf Tarantik 12.07.2017, 20:59:35

+422 Gut Antworten

Deutschland hat einen sehr grossen Beitrag geleistet um heute Solarstrom für 2 - 5 Ct/KWh produzieren zu können. Es besteht keine Notwendigkeit weitere hunderte von Milliarden für die Entwicklung irgendwelcher unausgereifter Kerntechniken (auch Kernfusion) zu stecken ohne auch nur eine hauchdünne Wahrscheinlichkeit zu haben, dass diese Techniken jemals Strom für weniger als 2 Ct produzieren können. Könnten sie es, würden sie sich auch durchsetzen. Wenn ander Länder also viel Geld in den Sand setzen wollen, dann sollen sie es, aber ohne deutschen Beitrag bitteschön. Hinkley Point mit subventionierten Stromkosten von 11-28 Ct/KWh ist das ideale Beispiel,für stranded investments.


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft