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China baut einen 100-Meter-Turm für bessere Luft

100 Meter hoch ist der Luftfilter-Turm im Süden der Millionenmetropole Xian. (Foto: Chinese Academy of Sciences)
100 Meter hoch ist der Luftfilter-Turm im Süden der Millionenmetropole Xian. (Foto: Chinese Academy of Sciences)

Mitten in der Kohleprovinz Shaanxi experimentieren Wissenschaftler mit einem 100 Meter hohen Turm für bessere Luft. Dieser soll den Feinstaub in der alten Kaiserstadt Xian filtern und am Tag über zehn Millionen Kubikmeter saubere Luft abgeben.

25.01.2018 – Frische Luft ist in nahezu allen chinesischen Großstädten Mangelware, besonders zur kalten Jahreszeit, wenn neben Kohlekraftwerken auch die vielen privaten Kohleöfen auf Hochtouren laufen. Kommen dann Inversionswetterlagen hinzu, kann man nur wenige Meter weit sehen. Der Smog ist ein gewaltiges Problem, das den Unmut in der Bevölkerung steigen lässt und die Führung des Landes auf Trab hält. In einigen Großstädten ist es deshalb kaum mehr möglich, eine Zulassung für neue Benziner oder Dieselfahrzeuge zu erhalten, in Peking müssen die innerstädtischen Fabriken schließen.

Nun erproben chinesische Wissenschaftler eine neue Methode: In Xian, eine alte Kaiserstadt und Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Shaanxi, soll ein 100 Meter großer Kamin die Luftqualität verbessern. Die Idee stammt bereits aus dem Jahr 2014, nun haben Forscher des Instituts für Umweltwissenschaften an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften sie umgesetzt.

Luftfilterung per Treibhauseffekt

Umgeben ist der Kamin von einem flachen Gebäude mit Glasdächern, die in etwa die Fläche eines halben Fußballfeldes einnehmen. Dort wird Umgebungsluft angesaugt und mit Hilfe von Sonnenenergie wie in einem Treibhaus erwärmt. Die warme Luft steigt nach oben und passiert mehrere Filter, die Feinstaub herausfiltern. Durch den Unterdruck strömt kontinuierlich Luft nach.

Damit auch im Winter das Sonnenlicht seine Arbeit verrichten kann, sind die Glasdächer mit einer speziellen Beschichtung versehen, wodurch die Sonnenstrahlen noch effizienter absorbiert werden. Das System kommt nach Angaben der Wissenschaftler weitgehend ohne Stromzufuhr aus.

Erste Ergenisse vielversprechend

Es gebe kein vergleichbares Projekt, aber die bisherigen Ergebnisse seien vielversprechend, sagte der wissenschaftliche Leiter Cao Junji der South China Morning Post. Die Zeitung aus Hongkong berichtet weiter, das System produziere zehn Millionen Kubikmeter saubere Luft pro Tag. Bereits in den ersten Testmonaten zeigte sich nach Angaben des Projektleiters das Potenzial: An besonders starken Smog-Tagen habe der Turm die Schafstoffbelastung auf ein moderates Level senken können. Der Effekt sei in einem Umkreis von zehn Quadratkilometern messbar. Das entspricht zwar noch nicht mal einem Prozent der Stadtfläche, die Zahlen sind dennoch ermutigend.

Bald noch größer?

Das Turmprojekt ist ein Beitrag auf der Suche nach einem effizienten und kostengünstigen System zur Filterung und Schadstoffreduzierung der Luft. Die Kosten des Projekts sind nicht bekannt. Die Wissenschaftler um Cao Junji träumen indes von einer noch größeren Variante. Ein 500 Meter hoher Turm mit einem Durchmesser von 200 Metern soll die Luft im Umkreis von 30 Quadratkilometern verbessern können. Für eine Kleinstadt könnte das bereits ausreichen. cw


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