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Climate Engineering ist kein Allheilmittel

Grafik: verschiedene Climate- oder auch Geo-Engineering Konzepte.
Die Konzepte von Climate-Engineering sind vielfältig, doch die Technik ist meist noch nicht ausgereift um einen sofortigen Nutzen zu erzielen. (Foto: © Rita Erven, Kiel Earth Institute, CC BY-ND 4.0)

Europäische Wissenschaftler kritisieren technologische Konzepte zum Abbau von Treibhausgasen aus der Luft und Fabriken als unausgereift und nicht wirksam genug. Vielmehr sollte der Ausstoß von CO2-Emissionen so schnell wie möglich reduziert werden.

19.02.2018 – Einer der skurrilsten Ideen im Kosmos des Climate- oder auch Geo-Engineering ist bislang sicherlich der „Space Sunshade“. Ein riesiger Spiegel, der die Erde umkreisend Sonnenstrahlen reflektieren soll um die Erderwärmung zu bremsen. Unberechenbar mutet hingegen die Idee an künstlich Schwefeldioxide in die Atmosphäre zu sprühen. Ähnlich wie bei einem Vulkanausbruch würde die Temperatur sinken. Doch Vulkanausbrüche zeigen, dass die weiteren Folgen verheerend seien können, mit zerstörter Ozonschicht und Wetterextremen wie Trockenheit und Überschwemmungen.

Andere Überlegungen, wie die CO2-Abscheidung aus der Luft und Speicherung in unterirdischen Lagerstätten oder eine massive Aufforstung, klingen in diesem Kontext zunächst weitaus realistischer. Ein Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Europäischen Akademien (EASAC) jedoch stellt diesen Technologien nur ein begrenztes realistisches Potential in Aussicht, einen möglichst sofortigen und umfassenden Klimaschutz auszugleichen. Viele der „Negative Emission Technologies“ würden ganz im Gegenteil „hohe ökonomische Kosten verursachen und möglicherweise gravierende Auswirkungen auf terrestrische und marine Ökosysteme haben“, so die Autoren des Berichts in einer Stellungnahme.

Massive Aufforstung steht in Konkurrenz zur Landwirtschaft

Die Wissenschaftler des EASAC beziehen sich dabei vor allem auf Ansätze zur Reduzierung der Treibhausgase, die das Intergouvernemental Panel on Climate Change (IPCC) als mögliche Optionen betrachtet. Nur eine massive Aufforstung würde zum Beispiel einen signifikanten Nutzen zur Absorbierung von CO2 aus der Luft haben. Dafür müssten jedoch riesige Landmassen in Anspruch genommen werden, die mit der Landwirtschaft für wachsende Bevölkerungsmassen auf der ganzen Welt konkurriert. Auch wurden bislang Fehler bei der Aufforstung gemacht. Eine spärliche Bepflanzung mit niedrigen Bäumen würde nicht den gewünschten Effekt erzielen, so die Autoren des Berichts. Erst auf lange Sicht könnten Erfolge erzielt werden. Viel wichtiger sei es hingegen bestehende Wälder zu erhalten.

Bei Techniken zur CO2-Abscheidung aus der Luft werden vor allem die hohen Kosten im Produktionsprozess kritisiert. Und Standorte müssten verstärkt danach ausgewählt werden die Effizienz der Systeme mit hohen Absorptionsraten sicher zu stellen. Folgt man den Wissenschaftlern des EASAC, ist neben der CO2-Entnahme aus der Luft und Kraftwerken, auch die Speicherung des Treibhausgases noch nicht genügend erforscht. So könnten bei der Speicherung in Gesteinen durch kleine Erdbeben Risse entstehen, durch die das CO2 wieder in die Atmosphäre entweicht. Trotzdem könnten mit vertiefender Forschung diese Probleme behoben werden. Hier fehle es vor allem an Geldern für die Wissenschaft. Darüber hinaus seien CO2-Emissionen für die Industrie im Moment noch viel zu billig. Der Bau von Anlagen zur Absorption des eigenen CO2-Austoßes würde sich für die Unternehmen noch nicht rechnen.

Es sollten vielmehr CO2-Emissionen vermieden werden

Besonders kritisch wird auch die Idee gesehen erhebliche Mengen von Eisen in die Meere zu leiten, um das Wachstum von Phytoplankton – sogenannte Mikroalgen – anzuregen, was wiederum große Mengen CO2 speichern könnte. Denn die Folgen für das marine Ökosystem sind unberechenbar. So könnte zum Beispiel ebenso das Wachstum giftiger Algen begünstigt werden, die das Leben im Meer negativ beeinflussen. Auch müsste das Phytoplankton nach der Aufnahme von CO2 in die Tiefen des Meeres absinken, um das Treibhausgas dauerhaft zu speichern. Zerfällt es vorher oder wird konsumiert, wird das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt.

Weitere negative Aspekte sahen die Autoren des Berichts bei der Speicherung von Kohlenstoffdioxid in der Erde, im Zuge von landwirtschaftlichen Prozessen, sowie der künstlichen Beeinflussung des Wetters. Doch trotz der ganzen Kritik ist es den Wissenschaftlern wichtig zu betonen, dass auch Climate Engineering Konzepte weiter verfolgt und erforscht gehören. Der Fokus sollte jedoch in viel größerem Maße auf der heutigen Vermeidung von Treibhausgasen liegen. „Negative emission technologies dürfen nicht als Allheilmittel angesehen werden Fehler bei der Reduzierung von Treibhausgas Emissionen zu kompensieren“, sagt Professor Mike Norton, Direktor des Umweltprogramms des EASAC. mf


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