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In Feldheim steht die größte Batterie Europas

So schön kann ein Speicher sein: Speicherhaus in Feldheim. (Foto: Niels Hendrik Petersen)
So schön kann ein Speicher sein: Speicherhaus in Feldheim. (Foto: Niels Hendrik Petersen)

Energiespeicher sind ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende. Das Bundesland Brandenburg forciert deshalb den Bau großer Batteriekraftwerke mit einer Speicherinitiative. Nun startete in der Bürgerenergie-Gemeinde- Feldheim der derzeit größte Batteriespeicher in Europa den Betrieb.

15.09.2015 – Energieautarker Ortsteil Feldheim. Die Aufschrift auf dem blauen Schild auf der linken Seite der Ortseinfahrt, neben dem üblichen Schild auf der rechten Seite, fällt sofort ins Auge. Seit 2010 versorgt sich der Ortsteil von Treuenbrietzen selbst. Nun gibt es eine weitere Attraktion: Seit Mitte September ist hier der größte Batteriespeicher Europas am Netz. Die Halle ist etwa so groß wie eine Turmhalle und misst 30 mal 17 Meter. Die Batterie verfügt über 10 Megawatt (MW) Leistung und 10 Megawattstunden (MWh) Kapazität. Bisher hielt diese Spitzenposition ein Speicherwerk im britischen Leighton Buzzard, das eine Leistung von 6 MW und eine Kapazität von 10 MWh besitzt. Der Speicher in Feldheim besitzt also eine höhere Energiedichte. „Der Systemwirkungsgrad liegt bei 85 Prozent“, frohlockt Michael Raschemann, Geschäftsführer vom Projektierer Energiequelle. Das Unternehmen baute den Speicher in einem Jahr auf.

Die rund 3.360 Speichermodule kommen vom südkoreanischen Konzern LG Chem. 35 Klimaanlagen an der Rückseite der Halle halten die Temperatur für die Akkus bei 23 Grad Celsius. Der Chef von LG Chem Europe, Santiago Senn, sieht in diesem Projekt erst den Anfang einer weltweiten Entwicklung. „Die Preis für Batterieakkus wird künftig besser werden“, verspricht Senn. Besonders hilfreich sei dafür die steigende Nachfrage der Hersteller von Elektroautos nach Batteriezellen.

Finanziert wird das Projekt durch eine Beteiligungsgesellschaft, zu der Energiequelle, Windanlagenbauer Enercon und weitere Partner gehören. Zudem erhielt das Projekt Fördergelder vom Land Brandenburg und der Europäischen Union. Der Brandenburgische Wirtschafts- und Energieminister Albrecht Gerber spricht „von einem Meilenstein für die Systemintegration der Erneuerbaren Energien“. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium unterstützt den Batteriespeicher mit rund fünf Millionen Euro aus dem RENplus-Programm.

Die Landesregierung in Brandenburg hat Batteriespeicher nach oben auf ihre Agenda gesetzt: Genau dafür wurde das Förderprogramm RENplus weiterentwickelt. Es bringt Modellvorhaben mit Speichertechnologien sowie regionale und kommunale Energiekonzepte voran. „Hierfür wird die Koalition jährlich mindestens 10 Millionen Euro bereitstellen“, heißt es im Koalitionsvertrag. Diese Mittel fließen sowohl aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) als auch aus Landesmitteln. Das Regelkraftwerk Feldheim ist dabei die größte Einzelförderung, sagt Gerber. Er sei überzeugt, dass dieses Geld gut angelegt sei. „Wenn der Ausbau der Erneuerbaren in Siebenmeilenstiefeln voranschreitet, die Systemintegration aber nur in Tippelschritten, wird es nichts mit der Energiewende.“

Der Batteriespeicher in Feldheim stellt sogenannte Regelenergie zur Stabilisierung des Stromnetzes bereit. Sprich, er gleicht Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage aus. Bei einem Stromüberangebot kann sekundenschnell Energie aus dem Stromnetz entnommen und in Zeiten mangelnder Stromproduktion ins Netz abgegeben werden, um die Frequenz von 50 Hertz im Stromnetz stabil zu halten. Bis Jahresende soll der Speicher für den Regelenergiemarkt zugelassen sein. Denn die vier Übertragungsnetzbetreiber benötigen diese Systemdienstleistung. Die Anforderungen an die Primärregelenergie sind allerdings besonders hoch: Innerhalb von 30 Sekunden muss die abgeforderte Energie bereitstehen. Für den Batteriespeicher ist das aber ohne Probleme machbar.

Zuvor unterstützte das brandenburgische Wirtschaftsministerium bereits einen Batteriespeicher, der in den Solarpark in Alt Daber integriert wurde. Das Projekt wurde mit 376.000 Euro gefördert. Der Speicher mit Blei-Säure-Batterien besteht aus zwei Containern mit je einem MW Leistung. Die Speichercontainer stützen bereits die Frequenz im Hochspannungsnetz. Denn er wurde bereits vom Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz für den Markt der Primärregelleistung zugelassen, präqualifiziert wie Experten sagen. Nun kann Vattenfall die Leistung des Speichers in ihrem Pool in wöchentlichen Ausschreibungen anbieten.

Die Speicherinitiative förderte zudem ein weiteres Projekt in einem ehemaligen Flugzeughangar in Neuhardenberg, das ebenfalls mit Lithiumakkus läuft. 2,85 Millionen Euro stellte die Landesregierung für das insgesamt 6,25 Millionen Euro teure Projekt bereit. Die Gesamtleistung der Speichereinheit liegt bei 5 MW, die Kapazität bei 5 MWh – ebenso wie beim Großspeicher des Energieversorgers Wemag in Schwerin, der vor einem Jahr im September 2014 ans Netz ging. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ließ es sich nicht nehmen und weihte den ersten Großspeicher persönlich ein.

Zurück im energieautarken Feldheim: Aus der Sicht eines Batterieherstellers gibt LG-Manager Senn einen Einblick in seine Vision. In einigen Jahren werden wir auf das Projekt in Feldheim als eine kleine Batterie zurückblicken, meint Senn. „Große Batteriespeicher sind dann keine Ausnahme, sondern die Regel und überall zu finden.“ Niels Hendrik Petersen


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David Weiss 16.09.2016, 11:17:54

+305 Gut Antworten

Hallo Energie Zukunft- Team,

 

Mein Name ist David Weiss und ich studiere an der FH Technikum Wien Elektronik und Wirtschaft.

 

Können Sie mir bitte bei einer Frage zum Speicherkraftwerk in Feldheim weiterhelfen? Ich werde nächsten Donnerstag eine Präsentation und Speicherkraftwerke halten.

Wie lange wäre die Reaktionszeit bei diesem Kraftwerk?

Haben Sie vielleicht noch weitere technische Daten zum Speicher welche für meine Präsentation interessant wären?

Die Homepage der Energie Zukunft hat mir bei meinen Recherchearbeiten sehr geholfen.

Vielen Dank!

 

Mit freundlichen Grüßen

David Weiss


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