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Braunkohle-Abbau lässt Brandenburger Seen verschwinden

Sechs Seen in der Brandenburger Lausitz werden immer kleiner, das Wasser schwindet und niemand wusste bisher genau warum. Nun räumt das Umweltministerium ein: Der Braunkohletagebau Jänschwalde ist schuld. Aber wer kommt für den Schaden auf?

11.12.2017 – Fast eineinhalb Meter sei der Wasserspiegel in den vergangenen Jahren zurückgegangen, berichten Anwohner vom Pinnower See, der zwischen Eisenhüttenstadt und Cottbus liegt, keine 15 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Den Pinnower See „als Ganzes gibt es nicht mehr“, sagte ein Anwohner und Campingplatzbetreiber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg rbb. Für diesen war das Grund genug zu recherchieren, wo das Wasser geblieben ist.

Im Umkreis von wenigen Kilometern sind demnach fünf weitere Seen betroffen: Kleinsee, Großsee, Schenkendöberner See, Deulowitzer See und Pastlingsee. Ihre Merkmale: Sie sind alle nicht besonders groß und liegen im Umkreis von 20 Kilometern zum Braunkohletagebau Jänschwalde. Dort pumpt das Energieunternehmen Leag gewaltige Mengen Grundwasser ab, um die schmutzige Braunkohle zu fördern und anschließend in naheliegenden Kraftwerken zu verbrennen. Jährlich holt der Konzern mehr als 200 Millionen Kubikmeter Grundwasser aus dem Brandenburger Boden, damit die Tagebaue nicht volllaufen.

Grundwasser sinkt ab

Anwohner haben seit Jahren den Verdacht, dass der Braunkohleabbau für die schwindenden Seen verantwortlich ist. Nachgewiesen ist das bisher nur für den Pastlingsee, die aufwendige Untersuchung begann mit einem großen Fischsterben im Jahr 2015. Im Sommer dann das Ergebnis: Das Landesumweltministerium gab bekannt, dass der Tagebau den Wasserverlust mitverursacht hat. Zwar widerspricht der Kohlekonzern Leag, leitet aber freiwillig Wasser in den Pastlingsee zurück, der sich nun wieder langsam erholt.

Für die übrigen Seen wurden Grundwasserdaten ausgewertet, die dem rbb vorliegen. Demnach ist das Grundwasser im Umfeld der Seen stark abgesunken. Sogenannte Ganglinien beweisen, dass der Wasserstand im Pinnower See seit 2011 um 120 Zentimeter gefallen ist. Und das Umweltministerium erwartet in Zukunft einen noch stärkeren Einfluss des Tagebaus auf den See. Auch der Groß- und Kleinsee haben durch den Braunkohleabbau einen Meter Wasserstand eingebüßt. Für die anderen beiden Seen kann ein Einfluss des Tagebaus nicht ausgeschlossen werden.

Niemand hatte etwas geahnt

Als 1996 die wasserrechtlichen Genehmigungen für den Tagebau Jänschwalde erteilt wurden, hatte niemand geahnt, dass solche Verschlechterungen eintreten würden, sagte Kurt Augustin, Abteilungsleiter für Wasser- und Bodenschutz beim Umweltministerium Brandenburg, dem rbb. Nun geht es vor allem darum, wer für den Schaden zahlen soll. Für Umweltschützer ist klar: Die Leag muss weitere Schädigungen des Grundwassers stoppen und für die Beseitigung der Schäden aufkommen. Das Braunkohle-Unternehmen betont jedoch, dass es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass der Wasserverlust auf den Tagebau zurückzuführen sei.

„Ob in Europa, Australien oder den USA – überall, wo wir eine Entwässerung von Tagebauen oder Minen haben, gibt es einen Einfluss auf den Wasserhaushalt“, sagte Professor Christoph Hinz, Hydrologe der BTU Cottbus, dem rbb. Auch in anderen Teilen Brandenburgs würden Seen Wasser verlieren, deshalb sei die Beweislage nicht einfach. Zudem sei es schwierig herauszufinden, wohin das Wasser genau verschwinde. Weitere detaillierte Untersuchungen müssten folgen. Das Land Brandenburg und die Leag haben deshalb eine erweiterte Datenerhebung und mehr Grundwasser-Messstellen vereinbart. Anfang 2018 könnte es erste Ergebnisse geben. cw


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