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Niedergang der Kohle zu voreilig ausgerufen

In Vietnam könnte sich der CO2-Ausstoß aus Kohlekraftwerken im Zeitraum von 2012 bis 2030 fast verzehnfachen, in der Türkei immerhin vervierfachen. (Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sherco_Generating_Station_-_Xcel_Energy_Sherburne_County_Coal-Fired_Power_Plant_-_Sunset_(24077210421).jpg" target="_blank">Tony Webster / Wikimedia.org</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en" target="_blank">CC BY-SA 2.0</a>)
In Vietnam könnte sich der CO2-Ausstoß aus Kohlekraftwerken im Zeitraum von 2012 bis 2030 fast verzehnfachen, in der Türkei immerhin vervierfachen. (Foto: Tony Webster / Wikimedia.org, CC BY-SA 2.0)

Obwohl die Kohleenergie in Ländern wie China und Indien auf dem Rückmarsch ist, zeichnet sich global gesehen eine Zunahme von Kohlekraftwerken ab. Schwellenländer wie die Türkei, Indonesien oder Vietnam bauen ihre Kapazitäten derzeit massiv aus.

09.02.2018 – Zu früh gefreut, lautet die Botschaft der Studie „Reports of coal’s terminal decline may be exaggerated“. Auch wenn China und Indien ihre Ausbaupläne für neue Kohlekraftwerke zuletzt deutlich reduziert haben, sieht die globale Entwicklung dagegen nicht ganz so positiv aus. Der geplante Zubau in schnell wachsenden Schwellenländern macht die gute Entwicklung anderer Länder zunichte. So planen beispielsweise Indonesien, Vietnam und die Türkei zusammen eine Erhöhung ihrer Kohlekapazität von rund 160 Gigawatt. Das geht aus einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlichten Studie hervor, die von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) erstellt wurde.

„Das Kohleproblem erledigt sich trotz aller Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien keinesfalls von selbst“, sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK und Direktor des MCC. „Wenn die internationale Gemeinschaft ihre Ziele zur Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen erreichen will, um die größten Klimarisiken noch zu vermeiden, dann muss sie entschlossen handeln.“ Nur dann können die Staaten der Welt dem Trend gemeinsam entgegenwirken und die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Klimaziele noch erreichen.

Kohleausstieg durch CO2-Bepreisung

Dafür sei ein weltweiter Kohleausstieg nötig, welcher aus ökonomischer Sicht am ehesten durch eine substanzielle Bepreisung von CO2 erreicht werden könne, so Edenhofer. Die genaue Ausgestaltung davon könne dann von Land zu Land zwar unterschiedlich aussehen, aber trotzdem müsse eine Koalition von Pionieren noch in diesem Jahrzehnt den Anfang machen.

Im Jahr 2016 haben neben Indonesien, Vietnam und der Türkei auch noch weitere Länder ihre Zubaupläne deutlich erhöht. In Pakistan sollen 100 Prozent mehr neue Kohlekraftwerke gebaut werden, in Ägypten sogar fast 800 Prozent. In einigen Ländern sind die nationalen Klimaziele damit stark gefährdet. In Vietnam könnte sich der CO2-Ausstoß aus Kohlekraftwerken im Zeitraum von 2012 bis 2030 fast verzehnfachen, in der Türkei immerhin vervierfachen.

„Untergang der Kohle wurde zu früh ausgerufen“

Chinas Entwicklung bei seiner Energiepolitik lies etwas zu früh die Hoffnung aufkommen, dass das Ende der Kohleverstromung in greifbare Nähe wird. „Zwar hat China jüngst weniger auf Kohle gesetzt und vielleicht sogar den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen überschritten“, sagt Edenhofer. „Das hat zu Recht starke Beachtung gefunden – doch der Untergang der Kohle wurde zu früh ausgerufen: Neuste Daten zeigen auch, dass China zunehmend in Kohlekraftwerke im Ausland investiert.“

Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass der weitere Zubau von Kohlekraftwerken das weltweite CO2-Budget zur Erreichung des Pariser Klimaabkommens nahezu aufbraucht. Werden dann noch die Emissionen aus dem Wachstum beim Verkehr oder der Landwirtschaft berücksichtigt, würde dies das Gesamtbudget endgültig und unumkehrbar übersteigen. jk


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