: Bessere Luft durch saubere Diesel-Pkw
In vielen deutschen Städten werden regelmäßig die EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe überschritten. Forscher sind daher der Frage nachgegangen, ob sich dies ändern würde, wenn Diesel-Autos geltende Emissionsstandards einhielten.
29.09.2017 – Grenzwerte könnten deutlich öfter eingehalten werden, wenn Diesel-Pkw die von der amerikanischen Environmental Protection Agency (EPA) empfohlenen Emissionsstandards einhielten. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die von Wissenschaftlern des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) erarbeitet wurde. Derzeit werden in Berlin die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) noch regelmäßig überschritten. Dabei gilt gerade dieser Luftschadstoff als besonders schädlich für die menschliche Gesundheit und wird mit diversen Atemwegs-, Herz- und Kreislauferkrankungen in Verbindung gebracht.
Der von den Forschern verwendete EPA-Emissionsstandard gilt hierbei als vergleichsweise streng. „Aber da Autohersteller global verkaufen wollen, sollten sie in der Lage sein, auch die EPA-Standards zu erfüllen“, sagt Leitautorin Erika von Schneidemesser. Allerdings würde bereits die Erfüllung der Euro-5-Abgasnorm die Luftqualität in Städten deutlich verbessern. Allein um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Autoindustrie jedoch weitaus mehr Geld in Forschung und Entwicklung investieren.
„Unsere Studie zeigt, dass sie mit dieser Investition einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der EU-Luftqualitätsziele leisten würden“, so Schneidemesser weiter. „Derzeit liegen die Emissionen von Euro-5-PKW bis zu fünfmal höher als der gesetzliche Grenzwert in der EU, die von Euro-6-PKW sogar vier- bis zwanzigmal höher.“
Deutliche Überschreitung von EU-Grenzwerten in Berlin
Für ihre Studie verwendeten die Wissenschaftler unter anderem Daten von 16 Messstationen in Berlin, mit denen die verkehrsnahe Konzentration von Stickstoffdioxid ermittelt werden konnte. Der EU-NO2-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg m-3) wurde im Jahr 2014 dabei an gleich sechs verkehrsnahen Messstationen in Berlin mit einem jährlichen Mittelwert von 51 µg m-3 deutlich überschritten.
Um nun den von Diesel-Autos stammenden Anteil an den Stickstoffoxid (NOx)-Emissionen bestimmen zu können, wurden nächst Daten aus dem europäischen Emissionsinventar herangezogen. Anschließend konnte der Anteil von NO2 an den NOx-Emissionen geschätzt werden. Dadurch zeigten die Wissenschaftler, dass von den knapp 25.000 Kilotonnen an jährlich ausgestoßenen NOx-Emissionen in Berlin etwa 3.500 bis 6.500 Kilotonnen von Diesel-Pkw stammen. Bei Einhaltung der EPA-Standards könne dieser Wert allerdings auf 190 bis 355 Kilotonnen reduziert werden, so das Ergebnis der Studie.
Als Folge würde dadurch der Mittelwert an den verkehrsnahen Messstationen um 9 bis 17 µg m-3 absinken. „Grenzwertüberschreitungen würden also viel seltener stattfinden“, kommentiert Schneidemesser. „Angesichts solch deutlicher Auswirkungen sollten Politiker gerade in Deutschland, wo der Diesel stark gefördert wurde, die Industrie zu wirksamen Maßnahmen zwingen“, fordert Schneidemesser daher. jk