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Bienen durch Pestizide stärker bedroht als angenommen

Insektizide werden häufig für das Bienensterben verantwortlich gemacht. (Foto: <a href="https://flic.kr/p/bC88fQ" target="_blank">renee.hawk / flickr.com</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/" target="_blank">CC BY-ND 2.0</a>)
Insektizide werden häufig für das Bienensterben verantwortlich gemacht. (Foto: renee.hawk / flickr.com, CC BY-ND 2.0)

Wissenschaftler der Universität Sussex konnten zeigen, dass Bienen durch Pestizide wie die umstrittenen Neonicotinoide deutlich größeren Gefahren ausgesetzt sind als bisher angenommen. Greenpeace fordert daher strengere Gesetze und Verbote.

14.01.2017 – Da ein von der EU beschlossenes Verbot der drei bekanntesten Stoffe Imidacloprid, Clothianidin sowie Thiamethoxam 2017 ausläuft, muss noch in diesem Jahr über eine Fortführung der Einschränkungen entschieden werden. Bereits Ende der neunziger Jahre wurde vermutet, dass der Einsatz von Pestiziden umfassende Umweltauswirkungen haben und auch die derzeit stark zurückgehenden Honigbienen gefährden könnte. Bestätigt wurde dieser Zusammenhang 2013 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Darauf aufbauend zeigt nun eine Studie der Universität Sussex, dass die möglichen Gefahren für Bienen sogar noch höher sind als bisher angenommen.

Daher fordern nun unterschiedliche Umwelt- und Imkerverbände, die drei in der Landwirtschaft geltenden Verbote zu verlängern. Greenpeace geht sogar noch einen Schritt weiter und verlangt eine Ausweitung der Maßnahmen. Damit stützt sich die Umweltschutzorganisation auf neue Erkenntnisse ihrer aktuell publizierten Studie. Darin wird deutlich, dass die Aussagen der EFSA auch vier Jahre nach Veröffentlichung der Untersuchung noch aktuell sind.

Zudem wird das Risiko für Bienen durch belastete Wildpflanzen im direkten landwirtschaftlichen Umfeld als signifikant höher bewertet. Auch die Belastung von Nicht-Kulturpflanzen am Rande von Feldern weisen oft erhöhte Pestizidwerte auf. Da Bienen auch auf diesen Pflanzen Pollen sammeln können sie auch durch diese geschädigt werden.

Wie Tabak für den Menschen

Neonicotinoide, auch Neonics genannt, werden in der Landwirtschaft vornehmlich zum Beizen von Saatgut eingesetzt und sind nach der Saat von Kulturpflanzen vor allem in Boden und Wasserkörpern wieder zu finden. Neonics sollen eigentlich nur Schädlinge von Mais oder Raps fernhalten, schaden aber indirekt auch vielen Vogelarten, da sich diese von den betroffenen Insekten ernähren. So konnten niederländische Forscher jüngst einen Zusammenhang zwischen Pestiziden, Insekten und dem Artenschwund bei Vögeln belegen.

Nicht nur Honigbienen sind von Neonics betroffen, auch Wildbienen und Hummeln leiden unter den toxischen Stoffen. Wissenschaftler aus Schweden konnten in einer im Fachmagazin Nature erschienenen Studie zeigen, dass die Pestizide das Wachstum und die Fortpflanzung der Bestäuber beeinträchtigen können. Zudem scheinen verschiedene Bienen Pflanzen zu bevorzugen, die mit Neonicotinoiden behandelt worden sind, so eine ebenfalls im Magazin Nature veröffentlichte Studie. Offensichtlich wirken die Stoffe im Nervensystem der Bienen wie Nikotin beim Menschen. bm


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Kommentare

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Wolfgang M. Wettlaufer 21.01.2017, 19:03:39

+235 Gut Antworten

Ein Riesenskandal – nicht weniger, meine ich – und eine eilig-brisante Angelegenheit angesichts der noch für 2017 anstehenden Entscheidung, wegweisend auch für ausländische Märkte: wie können unsere Chemie- und Pharmazie-Konzerne auf dem weiteren Einsatz dieser Substanzen bestehen, wenn EFSA und Fachstudien („Letter“ in NATURE) solche weitreichenden Folgen wissenschaftlich belegen? Ein Skandal weiterhin, daß der Protest etlicher um Umwelt, Lebensräume, Artenvielfalt und Nahrungssicherheit besorgter Bürger scheints nicht ausreicht, um einem solch vital bedeutsamen Anliegen gesetzlich zu entsprechen! Offensichtlich ist, auch jetzt gerade zur (angeblich:) „Grünen Woche“ mit den Bewahrern einer industrialisierten Landwirtschaft (Rukwied; Schmidt): milliardenschwere EU-gestützte Ökonomie soll wieder einmal Vorrang bekommen vor einem naturverträglichen Wirtschaften. Das bedeutet dann empfindliche Verluste für auch die Wildbienenbestände, die als Bestäuber auch der Kulturpflanzen einen großen Anteil haben, sowie für die gesamte Insektenfauna! ‚Aktenkundig‘ geworden ist ja schon deren dramatischer Rückgang anhand des drastisch verminderten Einfangs auf Windschutzscheiben. Daß das dann auch für die Vogelwelt empfindliche Folgen hat, ist klar – und durch die gleichfalls drastischen Einbußen in Vogelbständen belegt, die gerade jetzt beobachtet werden. Ein Zurückfahren bzw. Verbot der „Beizmittel“ ist doch nur folgerichtig! Lassen wir uns von der Industrie da denn noch weiter verdummen?


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