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Groundbreaker AwardBöden entsiegeln und aufwerten

Menschen beim Anlegen eines Gartens in der Schweiz
Ein entsiegelter und zum Naturgarten umgewandelter Parkplatz in der Schweiz gewann den Groundbreaker Award. (Foto: Christine Murer)

Drei Gewinnerprojekte erhielten den von der CIPRA alpenweit ausgeschriebenen Groundbreaker Award. Der erste Platz ging an eine private Initiative in der Schweiz, die einen Parkplatz entsiegelt und auf der Fläche einen Naturgarten erschaffen hat.

10.03.2025 – In stadtnahen Gebieten wird allerorten ungebremst versiegelt und gebaut. Das ist auch in den Alpenländern der Fall. Doch Böden zählen zu den wichtigsten Ressourcen, nicht nur ihr Schutz, sondern die Entsiegelung von Flächen ist das Gebot der Stunde. Im Projekt Ground:Breaking der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Internationale pour la Protection des Alpes) wird gezeigt, warum die Entsiegelung von Flächen allen nützt, und was es dazu im Alpenraum auf politischer, rechtlicher und lokaler Ebene braucht.

In einem Wettbewerb wurden gute Praxisbeispiele für Maßnahmen zur Entsiegelung und Bodenverbesserung in urbanen Gebieten im Alpenraum gesucht. Bewerben konnten sich Gemeinden, Privatpersonen, Vereine und Unternehmen.

Vom Parkplatz zum Naturparadies

Gewonnen hat eine private Initiative aus der Schweiz. Familie Murer aus Hubersdorf hat einen 600 Quadratmeter großen, leblosen Parkplatz in ein Naturparadies verwandelt. 

Ein Bagger entfernte den Asphalt, die Familie legte einen Naturgarten an – mit einem großen Teich, heimischen Gehölzen und diversen Kleinbiotopen. Der Garten bietet vielfältige Lebensräume, etwa für Amphibien, Insekten, Reptilien oder Vögel. 

„Die Natur selbst hat uns inspiriert, aus dem alten Parkplatz ein Naturparadies zu machen. Der Natur etwas zurückzugeben und nicht immer nur zu nehmen ist sehr erfüllend und liegt uns am Herzen“, schildert Christine Murer ihre Beweggründe. Gleichzeitig erhöht der Garten die Lebensqualität und das Bewusstsein über die Bedeutung naturnaher Flächen.

Boden verbessern und Obst genießen

Das zweitplatzierte Projekt des Vereins Bodenfreiheit in Lochau (Österreich) begrünte eine durch Bauarbeiten verdichtete und degradierte Fläche von 635 Quadratmetern in einem Wohngebiet. Dabei halfen auch „Heukartoffeln“, eine Methode der Permakultur: Kartoffeln werden mit Heu bedeckt, wachsen im Dunkeln, wurzeln tief und lockern so den Boden. Ein Bagger entfernte ehemalige Baustellentrassen. Auf der Fläche wachsen nun heimische, allgemein zugängliche Obstbäume. Unter fachkundiger Anleitung halfen Vereinsmitglieder und Anwohner:innen aller Generationen mit. Besonders beeindruckend sei die sichtbare Reduktion der Staunässe, erklärt Bodenfreiheit-Geschäftsführerin Kerstin Riedmann: „Der Boden kann wieder mehr Wasser aufnehmen und ableiten. Das ist im Hinblick auf vermehrten Starkregen eine wichtige Veränderung und zeigt, dass sich Bodenverbesserungsmaßnahmen lohnen“.

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Von wegen grüne Oasen und Schwammstädte, in vielen deutschen Städten nimmt die Versiegelung von Flächen zu. In Zeiten von Hitzeperioden und sintflutartigen Regenfällen eine gefährliche Entwicklung.

Ein Ort der Begegnung

Das drittplatzierte Projekt der Stadtgemeinde Bruneck in Italien entsiegelte einen 1.800 Quadratmeter großen, ehemaligen Busbahnhof. Die graue Asphaltwüste wurde zu einer grünen Oase der Erholung – mit Pergola, Trinkbrunnen, Natursteinmauern, Spazierwegen und direktem Infrastruktur-Anschluss. Der Park ist nun ein frei zugänglicher und generationsübergreifender Treffpunkt. Bürger:innen konnten sich in einer Arbeitsgruppe für Biodiversität bei der Planung einbringen. Statt herkömmlichem Rasen bieten etwa einheimische, mehrjährige Pflanzen und Stauden einen Lebensraum für Kleintiere wie Insekten. Dieser zentrumsnahe Ort der Erholung sei auch wertvoll für das Mikroklima, meint Johanna Schmiedhofer Ganthaler, Stadträtin für Umwelt und Nachhaltigkeit: „Mit der extensiven Bepflanzung schaffen wir mehr Sensibilität für die Biodiversität in der Stadt. Ich hoffe, dass es künftig in Bruneck auch in privaten Grünanlagen mehr Mut zur Natürlichkeit gibt.“

Ein von der CIPRA herausgegebenes Entsiegelungs-Handbuch mit Grundlagenwissen und guten Beispielen aus dem Alpenraum ist hier zu finden. pf

Kommentare

R. Herrmann vor 1 Woche

Die vorgestellten Beispiele sind sympathisch, schön anzusehen und erfüllen sicher ihren Zweck. Doch haben sie eines gemeinsam: Die Flächen wurden sowieso nicht mehr für ihren (ursprünglichen) Zweck benötigt.

Ein riesiges Potential schlummert bei den versiegelten Flächen, die tatsächlich als Parkplatz - bei Supermärkten, Baumärkten, Gewerbegebieten, etc. - genutzt werden. Die versiegelten Stellflächen könnten aufgebrochen und mit Rasengittersteinen belegt werden und die Neigung des Stellplatzes nach vorne verlagert werden, so dass Wasser bei Starkregen nach vorne abläuft. So kann Wasser in einer flachen Mulde versickern und fließt nicht in die Kanalisation.

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