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AgrarwendeDie Zukunft der EU-Landwirtschaft könnte nachhaltig und ertragreich sein

Feld mit Bäumen
Die Zukunft der Landwirtschaft kann Klima- und Biodiversitätsschutz ebenso wie Ernährungssicherheit schaffen (Bild: Getty Images / Unsplash+).

Das europäische Agrarland könnte deutlich umwelt- und klimafreundlicher genutzt werden und dabei ausreichend Nahrungsmittel für EU und Exporte produzieren. Dafür muss ein politischer Rahmen geschaffen und die Nachfrage nachhaltiger werden.

16.09.2024 – Ernährungssicherheit, 60 Prozent weniger Emissionen, mehr Biodiversität, und sogar ein Ernteüberschuss für Exporte – all das könnte die EU-Landwirtschaft bis 2045 schaffen, lautet das Fazit einer Studie des Think Tanks Agora Agrar. Die Studie soll einen strukturellen Ansatz für eine zukunftsfähige Agrarpolitik der neuen Legislaturperiode des EU-Parlaments bieten und aufzeigen, was möglich ist.

„Land- und Forstwirtschaft können ihren Beitrag zu einer nachhaltigen und resilienten EU deutlich erhöhen, indem sie Klima- und Biodiversitätsschutz stärken. Dafür sollte diese EU-Legislaturperiode einen politischen Rahmen schaffen, der eine effiziente Flächennutzung und einen nachhaltigen Konsum fördert und Produzentinnen und Produzenten für ihre zusätzlichen Beiträge zur Nachhaltigkeit entlohnt“, sagt Co-Direktorin Christine Chemnitz von Agora Agrar.

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"Auf den bestehenden Äckern und Grünländern müssen wir unsere Art der Landnutzung ganz schnell ändern."

Intensive Landbewirtschaftung mit hohen Nährstoffüberschüssen und Pestizideinsatz belastet Artenvielfalt und Umwelt. Weniger Nutztiere, weniger synthetische Pestizide und Düngemittel, weniger Bodenbearbeitung. Mehr konservierende Landwirtschaft, Vielfalt in der Art der Bewirtschaftung und wechselnde Fruchtfolgen. So wird Boden fruchtbarer, hält mehr Wasser – und Kohlenstoff.

Simon Kraemer, Advisor Food System and Soil Policy, NABU

Simon Kraemer, Advisor Food System and Soil Policy, NABU

Hauptansatzpunkt ist, Felder effizient und gleichzeitig klima- und biodiversitätsfreundlich zu bewirtschaften und die Nachfrage nach so produzierten Lebensmitteln zu fördern. In der Studie wird betont, dass Flächen nachhaltig bewirtschaftet werden können, wenn Synergien effizient genutzt werden.

Felder mehrfach nutzen und vernetzen

Empfohlen werden Maßnahmen wie Agroforstsysteme, die gleichzeitig Biodiversität fördern, Bodenqualität verbessern und das Klima schützen, indem sie Kohlenstoff in Holz und Wurzeln speichern. Gleichzeitig werde zusätzlich Biomasse produziert, die ebenfalls genutzt werden könne. Werde auf nur acht Prozent der Agrarfläche Wald angebaut, so speicherten diese Bäume bis zu 660 Miollionen Tonnen CO₂. Konflikte um Landnutzung und Flächenknappheit könnten so deutlich entschärft werden.

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Flächen müssen klimafreundlicher bewirtschaftet werden, um Ernährungssicherheit, Klima- und Umweltziele zu vereinen. Stabile Ernten sichern, CO2-Emissionen reduzieren und Biodiversität fördern – mit industrieller Landwirtschaft ist das nicht möglich.

Auf wiedervernässten Mooren könnte mit Paludikulturen Biomasse angebaut werden, die auch im Bausektor Verwendung finden könnte. Auch Freiflächen-PV auf Mooren sei eine Option. „Die Wiedervernässung ist volkswirtschaftlich sinnvoll und gleichzeitig birgt sie für die heute dort wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe große Herausforderungen. Darum müssen nach Jahrhunderten der gesellschaftlich geförderten Trockenlegung, jetzt neue Geschäftsmodelle für die nasse Bewirtschaftung entwickelt werden“, sagt Harald Grethe, Co-Direktor von Agora Agrar. „Um den Betrieben vor Ort Planungssicherheit zu geben, braucht es Prämien für die Wiedervernässung und Investitionen in die Etablierung neuer Wertschöpfungsketten.“

Neben der mehrfachen Nutzung sei es wichtig, ökologische Flächen miteinander zu vernetzen. So reiche deutlich weniger Agrarfläche aus, um ausreichend Rückzugsorte für die Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen, als gedacht. Nur etwa 5 Prozent der Agrarflächen müssten als ökologische Flächen reserviert werden. Gemeinsam mit Agroforst auf den Feldern, wiedervernässten Mooren und weniger stark genutztem Grünland könnten genug Räume für Biodiversität geschaffen werden. In der Studie ist auch eine Halbierung des Pestizideinsatzes auf den bewirtschafteten Flächen vorgesehen.

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Nachhaltigen Konsum fördern

Notwendig sei eine gemeinsame europäische Agrarpolitik, die zum Ziel habe, öffentliche Güter möglichst klimaneutral bereitzustellen, und entsprechende finanzielle Anreize setzt. Zuletzt war genau das Gegenteil der Fall: Auf Druck von Landwirten lockerte die EU Umweltstandards und setzte so Klimaschutz und Ernährungssicherheit aufs Spiel.

Ein Rahmen für nachhaltig produzierte Lebensmittel müsse ebenso geschaffen werden wie einer für die Nutzung von Biomasse. Insgesamt müssten weniger Fleischkonsum und weniger Essensverschwendung gefördert werden.

In der Studie wird zudem gefordert, dass ländliche Regionen explizit von der neuen Agrarpolitik profitieren sollten. Ein „Rural Deal“ sollte besonders beim Übergang zum nachhaltigen Wirtschaften Gelder für Bildung, moderne Infrastruktur und Gesundheitsvorsorge auf dem Land bereitstellen. Ein politischer Rahmen, der besonders nachhaltige Märkte reguliert und stärkt, ist die Grundlage für den Erfolg einer solchen Agrarpolitik. jb

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