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AluminiumproduktionEin norwegisches Unternehmen vergiftet den Amazonas

Einige Wissenschaftler halten den Amazonas – und nicht den Nil – für den längsten Fluss der Welt. (Foto: © Agencia CNT de Noticias / flickr.com, CC BY 2.0)

Der größte Aluminiumproduzent der Welt Norsk Hydro vergiftet durch illegale Abwasser das Mündungsdelta des Amazonas und seine Bewohner. Das Unternehmen kündigt Investitionen für mehr Umweltschutz an. Doch der Vorfall ist nicht der Erste seiner Art.

25.03.2018 – Der Strom im Norden Brasiliens trägt so viel Wasser, wie kein anderer Fluss dieser Erde. Das gesamte Einzugsgebiet des Amazonas, mit seinen vielen Nebenflüssen und Regenwald, gilt als größtes Sauerstoffreservoir der Welt. Doch dieses schützenswerte Biotop wird immer wieder durch den Menschen bedroht. Neben großflächiger legaler und illegaler Rodung des Regenwaldes beherbergt das Amazonasgebiet auch die weltweit größte Aluminiumschmelze, unweit der Millionenstadt Belém, am Mündungsdelta des Amazonas. Dort wird Aluminiumoxid hergestellt, was dann zu Aluminium weiter verarbeitet wird. Doch dieser Vorgang ist nicht ungefährlich. Ohne aufwendige Aufbereitung und Lagerung können schädliche Stoffe in die Umwelt entweichen.

Genau dies nahm der Betreiber der Aluminiumschmelze – der weltweit größte Produzent von Aluminium Norsk Hydro – wohl billigend in Kauf, um Kosten zu sparen. Ungewöhnlich starke Regenfälle und Überschwemmungen brachten den Skandal ans Licht. Große Mengen rotgefärbtes Abwasser erreichten die umliegenden Dörfer der Aluminiumschmelze. Norsk Hydro erklärte die Färbung anfangs mit dem natürlich vorkommenden rotgefärbten Erdboden und versicherte, dass kein giftiges Abwasser die Fabrik verlassen würde. Doch dann fanden Anwohner tote Fische in den Flüssen, Hühner starben und Kinder bekamen Hautausschlag.

Illegale Abwasserentsorgung

Das unabhängige Forschungsinstitut Evandro Chagas untersuchte daraufhin das Wasser und ging ihrem Ursprung nach. Ergebnis: das rotgefärbte Wasser wies hohe Konzentrationen von Blei, Natrium, Nitrat und Aluminium und einen deutlich erhöhten ph-Wert auf. Von einem Klärbecken der Firma liefen über Rohre ungehindert Klärschlämme in einen kleinen Bach ab. Von diesem Abwasserbecken existieren jedoch keine offiziellen Aufzeichnungen, wie die taz auf ihrem Lateinamerikablog berichtet.

Durch die starken Regenfälle gelangten die giftigen Stoffe seit Mitte Februar vermehrt in bewohnte Gebiete. Doch erst diese Woche trat der Präsident von Norsk Hydro Richard Brandtzaeg in Norwegen vor die Presse, gestand den Fehler ein und entschuldigte sich für das Vorgehen. Er kündigte interne Untersuchungen an und versprach 52,6 Millionen Euro zu investieren, um künftig die Umweltauflagen zu erfüllen.

Enge Verbindungen zwischen Norsk Hydro und der Politik

Die norwegische Regierung ist derweil bereits der größte Beitragszahler des „Amazon Funds“, ein Fonds zum Erhalt und Renaturierung des Amazonas-Gebietes. 1,15 Milliarden Dollar gingen in den letzten neun Jahren wohl auch in den Fonds, um eines der größten und wichtigsten Unternehmen Norwegens den Rücken frei zu halten und Norsk Hydro weiter in der Region wirtschaften zu lassen. Der norwegische Staat ist mit einem Anteil von 43,8 Prozent selbst Hauptaktionär des Aluminiumproduzenten.

Und der jetzige Vorfall ist nicht der Erste seiner Art. Nach Angaben der Bewohner gab es seit Inbetriebnahme des Werks bereits über 30 negative Vorfälle. 2009 legte das brasilianische Umweltamt dem Unternehmen bereits eine Strafe von umgerechnet 4,3 Millionen Euro auf. Nach Angaben der taz hat Norsk Hydro diesen Betrag bisher heute nicht gezahlt. Das Unternehmen hält stattdessen enge Verbindungen zu den politisch Verantwortlichen der Region. Der Gouverneur des brasilianischen Staates Pará, Simão Jatene, nahm Norsk Hydro wiederholt in Schutz und gewährte dem Unternehmen Steuervorteile von geschätzt 1,88 Milliarden Euro. Über entsprechende Gegenleistungen lässt sich nur spekulieren. mf


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