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Energiewende ja, aber anders

Studienautorin Daniela Setton stellte gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen IASS-Direktor Ortwin Renn (links) die Ergebnisse des erstmals durchgeführten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers zur Energiewende am Dienstag in Berlin vor. (Foto: © IASS, Dirk Enters)
Studienautorin Daniela Setton stellte gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen IASS-Direktor Ortwin Renn (links) die Ergebnisse des erstmals durchgeführten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers zur Energiewende am Dienstag in Berlin vor. (Foto: © IASS, Dirk Enters)

Eine Mehrheit der Deutschen will die Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dennoch sagen sie: Die Energiewende in ihrer jetzigen Form ist schlecht gemacht, teuer und unsozial. Die Bürger zweifeln an der Kompetenz der Parteien.

16.11.2017 – Das sind die Ergebnisse des erstmals durchgeführten Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers zur Energiewende, einer Studie des renommierten Potsdamer Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS). Bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag in Berlin gab es einige Überraschungen: 88 Prozent der Bürger sind für die Energiewende und das – wie die IASS-Autorin Daniela Setton deutlich betonte – quer durch alle Bildungs-, Einkommens- und Altersgruppen sowie politischen Präferenzen, auf dem Land wie in den Städten. Ähnlich hohe Werte erreichten die Fragen nach der Förderung Erneuerbarer Energien (84 Prozent), Energiesparen (80 Prozent) und Energieeffizienz (85 Prozent).

Schlechtes Zeugnis für die Politik

Damit hört die Zustimmung auch fast schon auf. Denn mit der Umsetzung der Energiewende sind die Befragten alles andere als zufrieden. Mit der Energiepolitik der großen Koalition ist die Hälfte unzufrieden, die Bürger werden aber noch deutlicher: Keine der im Bundestag vertretenen Parteien kann sie mit ihrem Energiekonzept überzeugen. Keine Partei habe gute Lösungen, sagen 23 Prozent – der höchste Wert bei dieser Frage. Am besten schneiden noch die Grünen mit 20 Prozent Zustimmung ab, danach kommt die Union mit 15 Prozent, die SPD hat gar nur 7 Prozent. Alle anderen Partien noch weniger. Die SPD-Anhänger trauen bei diesem Thema den Grünen sogar mehr zu als ihrer eigenen Partei.

Es ist aber nicht so, dass die Befragten nur blind kritisieren. Die Ergebnisse der Befragung zeigen auf, was sich die Bürger wünschen: „Einer der überraschendsten Ergebnisse war, dass der Kohleausstieg eine ähnlich hohe Zustimmung erhält wie der Atomausstieg“, sagte Studienautorin Setton. Während die Jamaika-Sondierer sind nicht einigen können, wollen fast zwei Drittel der Befragten raus aus der Kohle – und das sogar auch in den Braunkohle-Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Im Kernland der deutschen Kohleindustrie lehnen sogar nur 12 Prozent einen Braunkohle-Ausstieg ab, 60 Prozent sind dafür.

Bevölkerung will Klimasünder mehr zahlen lassen

Die starke Kritik der Deutschen an der sozialen Dimension der Energiewende überrascht insbesondere in seiner Deutlichkeit. Eine große Mehrheit empfindet die Transformation in der jetzigen Form als ungerecht, chaotisch und teuer. Das bedeute aber nicht, dass die Deutschen die Energiewende als „zu teuer“ ansehen, betonte Setton. Vielmehr gehe es um die ungerechte Verteilung der Kosten. Tatsächlich lehnen 72 Prozent der Bevölkerung etwa die Ausnahmeregelungen für die Industrie bei der EEG-Umlage ab. 60 Prozent fordern: Wer mehr klimaschädliche Emissionen verursacht, soll mehr dafür zahlen. Das wäre beispielsweise mit einer von Wissenschaftlern und Experten geforderten CO2-Steuer möglich.

Interessant ist zudem: Nicht nur Leute mit wenig Geld, auch Haushalte mit höherem Einkommen finden, dass „die kleinen Leute die Kosten der Energiewende tragen“. Nur jeder vierte Deutsche hält die Energiewende für gerecht. „Das ist ein deutliches Signal“, warnte dann auch der Wissenschaftliche IASS-Direktor Ortwin Renn. „Erstaunlich dabei ist: Die Menschen, die sich finanziell und wirtschaftlich eher negativ von der Energiewende betroffen fühlen, befürworten diese dennoch.“ Renn wollte deshalb die Studienergebnisse vor allem als Warnung an die Politik verstanden wissen. Diese müsse handeln und ihr Tun der Bevölkerung besser erklären. cw


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