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Glyphosat schädigt Regenwürmer

Die weltweit sehr viel eingesetzten Herbizide mit den Wirkstoff Glyphosat schädigen die für die Bodendurchlüftung so wichtigen Regenwürmer massiv: Sie bewegen sich weniger, pflanzen sich kaum fort. (Bild: © M.Großmann/ pixelio.de)
Die weltweit sehr viel eingesetzten Herbizide mit den Wirkstoff Glyphosat schädigen die für die Bodendurchlüftung so wichtigen Regenwürmer massiv: Sie bewegen sich weniger, pflanzen sich kaum fort. (Bild: © M.Großmann/ pixelio.de)

Eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien zeigt: Die weltweit sehr viel eingesetzten Herbizide mit den Wirkstoff Glyphosat schädigen die für die Bodendurchlüftung so wichtigen Regenwürmer massiv: Sie bewegen sich weniger, pflanzen sich kaum fort.

22.08.2015 – Die weltweit am häufigsten verwendeten Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat reduzieren dramatisch die Aktivität und Reproduktion von Regenwürmern und führen zu erhöhten Nitrat- und Phosphatwerten im Boden. Das haben Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) bewiesen. Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten haben sie in der Publikation „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Eigentlich sind Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat dazu da, unliebsame Pflanzen zu eliminieren - sie stören Stoffwechselprozesse, die nur in Pflanzen vorkommen und galten lange als unbedenklich für alle nichtpflanzlichen Organismen. Sie kommen deswegen großflächig zum Einsatz. In Österreich beispielsweise werden über 400 Tonnen jährlich im Ackerbau, Weinbau, in Kommunen und privaten Gärten versprüht. Auch in Deutschland ist Glyphosat in der Landwirtschaft sehr weit verbreitet. Obwohl diese Mittel seit vier Jahrzehnten weltweit verwendet werden, ist über deren Nebenwirkungen auf „Nicht-Zielorganismen“ und Konsequenzen für Nährstoffkreisläufe in Ökosystemen noch immer sehr wenig bekannt.

„Im Gegensatz zu anderen Studien, die die Wirkung von Herbiziden auf Nicht-Zielorganismen im Labor in Petrischalen untersucht haben, versuchten wir im Gewächshaus in sogenannten Mesokosmen die Voraussetzungen im Feld einigermaßen realistisch nachzubilden", erklärt Mailin Gaupp-Berghausen, eine der Autorinnen der Studie. „Das verwendete Unkrautvernichtungsmittel mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat hatte in der vorgeschriebenen Dosis die Aktivität von tiefgrabenden Regenwürmern dramatisch reduziert, horizontalbohrende Regenwürmer hatten nur mehr halb so viele Nachkommen wie unter Lebensbedingungen ohne Herbizide.“

Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass nach dem Herbizideinsatz die Menge an pflanzenverfügbarem Nitrat und Phosphat im Boden stark erhöht war. „Wir erklären uns diesen Befund mit dem Wegfall des Pflanzenbewuchses nach der Herbizidbehandlung. Nährstoffe, die normalerweise von Pflanzen aufgenommen werden, sind plötzlich ungenutzt im Boden und laufen Gefahr, ausgewaschen zu werden“, so Boris Rewald, Privatdozent für Botanik am Institut für Waldökologie der BOKU. Wenn man berücksichtigt, dass mit dem Klimawandel Starkregen immer häufiger zu erwarten ist, würde dies mit einer Kontamination benachbarter Gewässer oder des Grundwassers einhergehen. Die Prognosen müssen allerdings laut BOKU noch durch Experimente unter Feldbedingungen abgesichert werden.

Mit der Zunahme an Studien, die über negative Effekte von Pestiziden auf Mensch und Umwelt berichten, steigt auch die Skepsis, ob der Nutzen im Verhältnis zu den Kosten für Gesundheit und Umwelt steht. Immerhin haben sich in Europa schon zahlreiche Kommunen dazu entschlossen, auf Glyphosat zu verzichten. Diese kritische Sensibilisierung gegenüber Herbiziden findet man vorwiegend in Mitteleuropa, während in anderen Ländern, unterstützt von der Agroindustrie, die betroffenen Produkte immer häufiger eingesetzt werden. Johann Zaller, Ökologe am Institut für Zoologie und Studienleiter, stellt abschließend fest: „Diese gravierenden Auswirkungen haben uns sehr überrascht, und man fragt sich, wieso derartige Untersuchungen nicht im Zuge der Registrierung der Pestizide durchgeführt werden müssen. Wir müssen auch immer bedenken, dass diese Befunde nur für einen Wirkstoff gelten, während im Normalfall Dutzende unterschiedliche Pestizidprodukte verwendet werden. Über die Nebenwirkung dieser Pestizid-Cocktails ist so gut wie gar nichts bekannt.“ rr

Zusatzinformation:

Die Bürgerinitiative Landwende möchte auf die Risiken durch Glyphosatrückstände aufmerksam machen und hierfür Aktionen starten. Ziel ist es, eine umweltverträgliche Landwirtschaft ohne Ackergifte zu unterstützen.


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