TiefseebergbauHoffen auf mehr Schutz für das Meer

Das Foto zeigt eine Anemone zwischen Manganknollen am Meeresboden der Clarion Clipperton Zone (CCZ).
Forschen, nicht ausbeuten: Die Internationale Meeresbehörde hat eine neue Generalsekretärin. Das Foto zeigt eine Anemone zwischen Manganknollen am Meeresboden der Clarion Clipperton Zone (CCZ). Die Expedition war Teil des Projekts JPIO MiningImpact. Es untersucht den Einfluss, den ein potenzieller Manganknollen-Abbau in der Tiefsee auf dortige Ökosysteme hätte. (Bild: ROV KIEL 6000, GEOMAR / CC BY 4.0 / via Wikimedia Commons).

Die Internationale Meeresbehörde hat eine neue Generalsekretärin gewählt. Mit Leticia Carvalho führt ab 2025 eine Ozeanographin die Behörde, die über ein Erbe der Menschheit entscheidet, die Tiefsee. NGOs hoffen auf mehr Umweltbewusstsein und Transparenz.

06.08.2024 – Nach einer angespannten Woche fand die Generalversammlung der Internationalen Meeresbehörde (ISA) am Freitag ein Ende. Einen Mining Code oder gar ein Moratorium gibt es noch nicht. Dafür steht ab dem kommenden Jahr die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho an der Spitze der Behörde.

Carvalho löst Michael Lodge ab, der die ISA seit 2016 als Generalsekretär leitete. Zuletzt wurde ihm zu viel Nähe zu Bergbauunternehmen vorgeworfen. Viele NGOs wie auch Mitglieder sehen die Wahl Carvalhos deshalb als Chance. Carvalho wird die Verhandlungen um Tiefseebergbau ab 2025 weiterführen. Sie hatte unter anderem versprochen, Prozesse transparenter zu gestalten als ihr Vorgänger.

“Mit Leticia Carvalho hat eine Diplomatin mit Erfahrung im internationalen Meeresschutz das Ruder übernommen“, gratuliert Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann. Die ISA habe sich durch ihre vorige Leitung zu lange von der Industrie treiben lassen, die auf einen schnellen Beginn des Tiefseebergbaus dränge. „Es ist jetzt an Carvalho zu beweisen, dass sie die Verpflichtung der ISA versteht, den einzigen noch unberührten Lebensraum der Erde zu erhalten.“

Manganknollen beteiligt an Sauerstoffproduktion

Auf dem Meeresgrund finden sich verschiedene Ressourcen wie Cobalt, Mangan und Eisen, die für den Ausbau der Digitalisierung und die grüne Wende genutzt werden könnten. In den vergangenen Jahren zeigten Unternehmen deshalb zunehmend Interesse am Bergbau unter dem Meer. Die Tiefsee ist jedoch kaum erforscht, und Wissenschaftler warnen vor übereilten Schritten.

„Aus wissenschaftlicher Sicht ist unstrittig, dass Tiefseebergbau weite Teile nahezu unberührter Ökosysteme unseres Planeten unwiderruflich zerstören würde“, so Martin Webeler, Ocean Campaigner und Researcher bei der Environmental Justice Foundation (EJF).

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Staaten sind sich weiterhin uneinig, ob in der Tiefsee in Zukunft Bergbau betrieben werden darf. Die Entdeckung von dunklem Sauerstoff, den Manganknollen mitproduzieren, unterstützt Stimmen, die ein Moratorium fordern. Erforschen, nicht ausbeuten.

Bei Explorationen für eine mögliche Förderung von Rohstoffen im Pazifischen Ozean wurden nicht nur bis dahin unbekannte Lebensformen entdeckt. Die polymetallischen Knollen in der Clarion–Clipperton Zone, die Unternehmen dort abbauen wollen, sind an der Sauerstoffproduktion für das Ökosystem der Tiefsee beteiligt. Die Entdeckung stellt den Konsens über Sauerstoffproduktion und möglicherweise die Frage, wie Leben auf der Erde begonnen hat, auf den Kopf.

Immer mehr Staaten wollen die Tiefsee schützen

In der vergangenen Woche sprachen sich fünf weitere Staaten dafür aus, Tiefseebergbau zumindest vorläufig nicht zuzulassen. Insgesamt stehen damit 32 von 169 Mitgliedern der ISA hinter einem Moratorium, unter ihnen auch Deutschland. „Es ist ein erfreuliches Signal, dass die Behörde ab dem kommenden Jahr von einer ausgewiesenen Expertin aus einem Land des globalen Südens geführt wird“, betonte Franziska Brantner, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister zur Wahl.

Deutschland hatte gemeinsam mit anderen Staaten eine Allgemeine Grundsatzregelung, die General Policy for the protection and preservation of the marine environment eingebracht, die anstatt eines Mining Codes zunächst Schutzregelungen für die Meeresumwelt festlegen sollte. Unter anderen unterstützte auch Greenpeace den Vorschlag, der ihrer Ansicht nach den Weg zu einem Moratorium ebnen könnte. Nach ersten Diskussionen in der letzten Woche fand der Vorschlag jedoch zunächst keine Mehrheit. jb

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