Weltnaturkonferenz: Finanzierung des globalen Biodiversitätsschutzes bleibt unklar

Die Weltnaturkonferenz in Kolumbien ist am Samstag zu Ende gegangen. Eine Einigung über die Finanzierung globaler Biodiversitätsmaßnahmen konnte nicht gefunden werden. Unter dem Strich stehen ein reicher Austausch und kleine Fortschritte.
05.11.2024 – Über die vergangenen zwei Wochen verhandelten über 20.000 Delegierte aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft aus rund 200 Mitgliedsländern der UN darüber, wie das Artensterben verlangsamt und die globale Biodiversität geschützt werden kann.
Auf der vorherigen Weltnaturkonferenz 2022 trafen die Mitgliedstaaten einen umfassenden Umweltschutzvertrag, das Kunming-Montreal-Abkommen zum Schutz der Biodiversität. Kern des Abkommens ist das 30x30-Ziel, das vorsieht, dass bis 2030 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen weltweit unter Schutz gestellt werden. Auf der diesjährigen COP16 sollten nationale Strategien und Aktionspläne zur Umsetzung des Abkommens ausgetauscht sowie über deren Finanzierung entschieden werden.
Am Samstag wurde die Konferenz nach einem Tag Verlängerung ohne Abschluss abgebrochen. Wissenschaftler, Politiker und Umweltaktivisten sehen die Ergebnisse der Konferenz mit gemischten Gefühlen.
Mehr Geld für den Biodiversitätsschutz benötigt
Vor allem die Frage der Finanzierung blieb offen. Ohne umfassende finanzielle Zusagen der Industrienationen kann der geplante Fonds, der vor allem für den Biodiversitätsschutz im Globalen Süden vorgesehen war, nicht umgesetzt werden. In den globalen Biodiversitätsfonds sollten 200 Milliarden US-Dollar fließen. Weiterhin sollten biodiversitätsschädliche Subventionen im Wert von 500 Milliarden Dollar weltweit reduziert werden.
Zwar gingen einige Staaten mit großzügigen Finanzierungszusagen voran. So versprach etwa die EU 160 Millionen Euro und Deutschland 50 Millionen Euro für den Biodiversitätsschutz im Globalen Süden. Allerdings war es auch die EU, die zum Ende der Konferenz hin eine Einigung über einen Biodiversitätsfonds blockierte. Uneinigkeit bestand auch über mögliche Mitspracherechte von Vertretern des Globalen Südens bei einem solchen Fonds, berichtet die Tagesschau.
„Es geht hier nicht um Geschenke an die Länder des globalen Südens“, stellt BUND-Vorsitzender Olaf Bandt klar. „Es geht um Mittel, um die Natur weltweit zu retten, auf die wir alle angewiesen sind. Die Länder des globalen Nordens tragen mit ihrem immensen ökologischen Fußabdruck tagtäglich zur weltweiten Naturzerstörung bei. Sie geben enorme Summen aus für Wirtschaftspraktiken, die Natur und Umwelt auf allen Kontinenten schaden.“
Klima- und Biodiversitätsschutz verknüpfen
Weitere Diskussionspunkte waren die Verknüpfung von Klima- und Biodiversitätsschutz sowie die Umsetzung einer multilateralen Datenbank, in der sogenannte ‚digitale Sequenzinformationen‘ gespeichert und frei verfügbar gemacht werden sollen.
„Dies liegt daran, dass nicht nur die biologischen Ressourcen von Bedeutung sind, sondern auch deren digitalisierte Codierung in zellulären Strukturen. Es sind Informationen, die essenziell sind, um neue Erkenntnisse und Zusammenhänge zu ergründen, aber auch um Produkte und Märkte zu erschließen und damit wirtschaftliche Entwicklungen voranzutreiben“, erklärt Jens Freitag, Leiter der Geschäftsstelle des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), der vor Ort an der COP16 teilgenommen hat. Es werde angestrebt, dass Unternehmen, die von diesen digitalen Sequenzen profitieren und Gewinne erzielen, sich an einem Fonds beteiligten.
„Ein wichtiger Punkt, der für die weitere Zukunft von großer Bedeutung ist, bleibt jedoch unklar: die konkrete Verknüpfung der Klimaschutzagenda mit der Agenda zum Schutz der Biodiversität. Dazu gab es zahlreiche Diskussionen, und ein sehr deutliches grundsätzliches Bekenntnis. Gleichwohl bleibt unklar, wie dies konkret ausgestaltet wird, insbesondere im Monitoring- und Verifizierungsprozess. Es stellt sich die Frage, ob beide Prozesse separat weiterlaufen oder miteinander verbunden werden sollen. Hier wird auf den kommenden Gipfeln einiges zu tun bleiben“, sagt Solveig Richter, Professorin für Internationale Beziehungen und transnationale Politik, Universität Leipzig, und Friedens- und Konfliktforscherin am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, die ebenfalls vor Ort an der COP16 teilgenommen hat.
Rolle Indigener Völker anerkannt
BUND und Greenpeace begrüßten, dass Rechte und Mitsprache Indigener Völker und lokaler Gemeinschaften zukünftig durch einen ständigen Ausschuss bei der UN gestärkt werden soll. Auch aus der Forschung kam Zuspruch.
„Das traditionelle Wissen indigener Völker gilt es mit Forschung, Wissenschaft und Bildungskonzepten zu verknüpfen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln“, bekräftigte Freitag. jb