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Veränderte LandnutzungMehr Biodiversitätsverlust als bisher angenommen

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Export von Agrargütern aus tropischen Gebieten ist für dreimal mehr Biodiversitätsverlust verantwortlich als angenommen (Bild: Getty Images / Unsplash+ Lizenz).

Immer mehr Flächen werden landwirtschaftlich genutzt, der Naturraum schrumpft. In tropischen Gebieten ist der Biodiversitätsverlust durch veränderte Landnutzung dreimal höher als angenommen. Dabei ist die globale Artenvielfalt dort besonders groß.

17.12.2024 – Intensive Landwirtschaft gilt bereits seit einiger Zeit als eine der Hauptursachen für den voranschreitenden Verlust der Biodiversität weltweit. Eine Analyse von Agrarexporten aus tropischen Regionen nach China, in die USA, den mittleren Osten und nach Europa zeigt nun, dass der dadurch verursachte Artenverlust durch Landnutzungsänderung dreimal höher ist als angenommen. Besonders stark sind Brasilien, Indonesien, Mexiko und Madagaskar betroffen.

Dreimal mehr Artenverlust durch Landnutzungsänderung als angenommen

Forschende der Technischen Universität München (TUM) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) untersuchten in einer Studie, wie sich Agrarexporte von 1995 bis 2022 auf Landnutzungsänderungen in den Produktionsländern auswirkten. Agrarexporte wurden bisher für etwa 20 bis 30 Prozent des Biodiversitätsverlustes in den exportierenden Ländern verantwortlich gemacht. Tatsächlich ist die Umwandlung in Nutzflächen für den internationalen Handel für mehr als 90 Prozent des Biodiversitätsverlusts verantwortlich.

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Die Forscher nutzten unter anderem Satellitendaten, um zu beurteilen, wie sich bewirtschaftete Flächen langfristig entwickelten. So konnte auch dauerhafter Artenverlust sichtbar gemacht werden. Diese Daten fehlten in früheren Modellen, so die Forscher.

Internationaler Handel treibt Hunger nach mehr Land

Steigende Agrarproduktion für den Export ist für fast 80 Prozent der Landnutzungsänderungen in Lateinamerika und der Karibik, Afrika, Südostasien und der Pazifikregion verantwortlich. Hauptabnehmer für Agrarprodukte sind China (26 Prozent), die USA (16 Prozent), der mittlere Osten (13 Prozent) und Europa (8 Prozent). Oft dominieren bestimmte Nutzungsarten in bestimmten Regionen. In Madagaskar und Brasilien wird vor allem Weideland für Nutztiere geschaffen, in Indonesien Reis und Ölsaaten angebaut und in Mexiko Gemüse, Nüsse und Früchte.

„Die Zusammenhänge zwischen globalem Handel und Biodiversitätsverlust sind hochkomplex, aber von großer Bedeutung. Wir müssen Umweltauswirkungen im globalen Ausmaß denken und verschiedene Maßnahmen kombinieren, um wirksame Hebel zu entwickeln. Die inländische Landwirtschaft in Ländern wie Deutschland und der Schweiz zu fördern, transparente Lieferketten und eine Preisgestaltung, die ökologische Schäden wiedergibt, wären wichtige Maßnahmen, um Artenverlust in diesen Hotspots zu vermeiden.“

Artenverlust wird ausgelagert

Die Importländer haben den mit der Agrarproduktion und Nahrungsmittelversorgung einhergehenden Artenverlust teilweise ausgelagert. Dies hat zwar positive Auswirkung für die heimische Artenvielfalt, zum Beispiel von Spanien, Italien, Griechenland und den USA. Doch dafür wird das Aussterben in tropischen Hotspots der Biodiversität verstärkt.

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„Dies ist ein alarmierender Befund, da die Bedrohung für die globale Artenvielfalt auf einem Quadratmeter in tropischen Regionen um ein Hundertfaches höher ist als in den importierenden Ländern“, sagt Livia Cabernard. Das Problem, so die Forscher, wurde bisher gravierend unterschätzt.

Die Ergebnisse untermauern auch die Kritik vieler NGOs an dem nach mehr als zwei Jahrzehnten abgeschlossenen Freihandelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten. Produkte, deren Handel erleichtert werde wie Agrarerzeugnisse und Rohstoffe, trieben die Entwaldung in Südamerika und damit die Klima- und Biodiversitätskrise weiter voran, kritisierte unter anderem Greenpeace. Die Forderung der EU nach entwaldungsfreien Lieferketten war einer der Gründe, dass das Abkommen bis vor kurzem noch auf Eis lag. jb

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