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Neue AKW-Sicherheitsrisiken: Da hilft nur abschalten

Laut neuer Greenpeace-Studie zeigen Atommeiler in Frankreich und Belgien weitere Sicherheitsmängel auf – die Abklingbecken sind nicht ausreichend geschützt. Das Problem ließe sich am besten beheben, wenn man die maroden AKWs endlich abschalten würde.

12.10.2017 – In den alten Atommeilern in Frankreich als auch Belgien kommt es immer wieder zu Sicherheitsproblemen, Umweltschützer aber auch Anwohner sind daueralarmiert und fordern die Abschaltung. Monatliche Störfälle und tausende Risse im Reaktordruckbehälter in den belgischen AKW Tihange und Doel gefährden die Sicherheit der Menschen. Eine Studie, die Greenpeace in dieser Woche in Paris den Behörden vorgelegt hat belegt nun, dass auch hoch radioaktive, abgebrannte Brennelemente in den französischen und belgischen Atomkraftwerken unzureichend geschützt sind.

Bei einem Sicherheitscheck aller 58 französischen und sieben belgischen Atomkraftwerke wurden vier AKW in Frankreich, darunter die Altmeiler Cattenom und Fessenheim sowie die Reaktoren im belgischen Tihange und Doel, die in letzter Zeit bereits Schlagzeilen machten, gesondert untersucht. Die aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugängliche Studie belege nun, so Greenpeace France, dass die Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente, in denen die höchste radioaktive Strahlung in einem Atomkraftwerk anfällt, kaum geschützt sind. Läuft das Kühlwasser aus den Becken aus, werden große Mengen Radioaktivität freigesetzt. „Statt mit viel Geld und Aufwand an oft uralten AKW herumzudoktern, müssen Frankreich und Belgien endlich den Ausstieg aus der Risikotechnologie einleiten“, fordert Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace in Deutschland. „Die untersuchten Atommeiler gefährden Menschen in ganz Europa.“

Keine Konsequenzen aus dem Fukushima-Gau

Spätestens seit dem Atomunfall von Fukushima ist den Verantwortlichen klar ist, dass gerade die Abklingbecken eine große Gefahr darstellen können. Sicherheitskonzepte bei Atomreaktoren konzentrieren sich jedoch überwiegend auf den Reaktor. In Japan bestand nach der Explosion in den Reaktoren in Fukushima die große Gefahr, dass die Abklingbecken trockenfallen – wochenlang wurde versucht, einen Ausfall der Wasserkühlung und dadurch eine zusätzliche radioaktive Verseuchung zu verhindern. Wäre die Radioaktivität der abgebrannten Brennstäbe in die Umwelt gelangt wäre der Super-Gau noch weitaus extremer ausgefallen: Laut dem damals amtierenden Regierungschef Naoto Kan hätten dann bis zu 50 Millionen Menschen im Großraum Tokio evakuiert werden müssen.

Deutschland hat reagiert – doch das grenzüberschreitende Risiko bleibt

Deutschland hat seine ganz alten Atomreaktoren unmittelbar nach der Katastrophe von Fukushima aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Doch die Reaktoren in Ländern wie Frankreich und Belgien nahe der detuschen Grenze gefährden weiterhin auch die Bevölkerung. Das französische Kraftwerk Fessenheim liegt rund 25 Kilometer von Freiburg entfernt, von den belgischen Reaktoren in Tihange sind es rund 60 Kilometer bis Aachen. Seit Jahren sorgen sich die Bewohner der Region Aachen vor den Folgen eines Atomunfalls im maroden belgischen AKW.

Greenpeace hat Informationen zu den betroffenen AKW in öffentlichen Quellen recherchiert. Laut eigenen Angaben macht Greenpeace Frankreich aufgrund der brisanten Ergebnisse die Details ausschließlich den dortigen Behörden zugänglich. „Wir wollen das Risiko für die Bevölkerung nicht noch größer machen, als es ohnehin schon ist“, so Smital. Jetzt sei es an den Behörden, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen. „Der wirksamste Schritt dafür ist, Atomkraftwerke abzuschalten.“ Im Juli hatte Frankreichs Energiewende-Minister Nicolas Hulot darauf hingewiesen, dass Frankreich bis zu 17 Atomreaktoren abschalten müsste, um das Ziel des nationalen Energiewende-Gesetzes zu erfüllen. na


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