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Neue Studie: Viele Deutsche haben Glyphosat im Körper

Glyphosat ist das meistverwendete Pestizid weltweit, 40 Prozent der Ackerflächen in Deutschland werden damit besprüht. Die WHO hält Glyphosat für „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen”. (Foto: David Hawgood, CC BY-SA 2.0, http://www.geograp
Glyphosat ist das meistverwendete Pestizid weltweit, 40 Prozent der Ackerflächen in Deutschland werden damit besprüht. Die WHO hält Glyphosat für „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen”. (Foto: David Hawgood, CC BY-SA 2.0, http://www.geograph.org.uk/photo/897466)

Eine neue Studie des Umweltbundesamts zeigt erneut: Viele Deutsche haben das Pestizid Glyphosat in ihrem Körper. Bei 40 bis 60 Prozent der Testpersonen ließen sich eindeutige Anreicherungen im Urin feststellen. Der BUND fordert ein Verbot.

22.01.2016 - Die EU und Deutschland halten weiterhin an dem umstrittenen Pestizid Glyphosat fest, obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO es als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen” einstuft. Eine neue Bewertung und Diskussion ist dringend notwendig, sie wird allerdings von der Industrie massiv beeinflusst und unterdrückt. Denn Glyphosat ist das meistverkaufte Herbizid Deutschlands und der Welt, für Chemiekonzerne steht viel auf dem Spiel.

Das Umweltbundesamt (UBA) gab nun die Ergebnisse einer neuen Studie bekannt. In einer 400 Proben umfassenden Stichprobe über 15 Jahre wurden eindeutige Anreicherungen von Glyphosat im Urin der Testpersonen festgestellt. Zwar liegen die gemessenen Werte deutlich unter den EU-Grenzwerten, diese berücksichtigen allerdings nicht die Einschätzungen zur Krebsgefahr und die neuesten Studien. Den UBA-Ergebnissen zufolge ließ sich Glyphosat 2001 nur bei zehn Prozent der Teilnehmer (Studenten) nachweisen. 2013 waren es dagegen 60 Prozent und 2015 40 Prozent.

100.000 Tonnen Pestizide jedes Jahr auf deutschen Äckern

Die Ergebnisse zeigen, dass Glyphosat weiter auf dem Vormarsch ist. Es werden immer größere Mengen an Pestiziden auf deutschen Äckern ausgebracht, laut UBA insgesamt über 100.000 Tonnen  jedes Jahr. Dabei fehlen gerade zu Glyphosat Erkenntnisse über die genaue Wirkung auf Menschen, Tiere und Pflanzen. „Wir müssen die Datenlage zur Belastung beim Menschen verbessern. Insbesondere bei Kindern wissen wir bisher kaum etwas. Dazu läuft im UBA bereits eine Studie. Wir sollten Glyphosat auch nicht isoliert betrachten, sondern die eingesetzten Produkte umfassender untersuchen. Heißt: Glyphosat mitsamt der anderen Stoffe bewerten, die zugesetzt werden, damit es auf dem Acker überhaupt wirkt”, so UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.

Das UBA macht Glyphosat und generell Pestizide für den erschreckenden Rückgang der Artenviefalt und Biodiversität hierzulande verantwortlich. „Der Pflanzenschutz mit Chemie ist einer der Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt auf unseren Äckern. Dass es anders geht zeigt der Ökolandbau, der weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichtet.”

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert schon länger ein Verbot des Totalherbizids Glyphosat. Eigene Tests hatten 2013 ergeben, dass 70 Prozent der getesteten Großstädter in Deutschland und europaweit 44 Prozent der Testpersonen Glyphosat im Urin hatten. „Je mehr von dem Herbizid gespritzt wird, desto mehr Menschen nehmen es auch auf. Dass die gemessenen Werte unter angeblich unbedenklichen Grenzwerten liegen, ist wenig beruhigend. Pestizide wie Glyphosat gehören nicht in Lebensmittel und nicht in den menschlichen Körper”, sagte die BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer.

Bundesländer untersagen Glyphosat-Einsatz

Wie bei vielen anderen chemisch wirkenden Substanzen hält es Moldenhauer für sehr wahrscheinlich, dass auch Glyphosat bei einer stetigen und länger dauernden Einwirkung bereits in kleinen Dosen gesundheitsschädlich ist. Der BUND fordert daher ein Verbot, zunächst im Privatbereich und anschließend einen umfassenden Ausstiegsplan. „Es ist inakzeptabel, dass die Bevölkerung einer Substanz ausgesetzt wird, die von der WHO als wahrscheinlich krebserzeugend eingestuft wurde”, so Moldenhauer.

Erst kürzlich hatte Hamburg die Anwendung von Glyphosat im öffentlichen Bereich gestoppt, auch andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen haben den Glyphosat-Einsatz in Städten untersagt. Viele Baumärkte haben Glyphosat, das für Privatanwender unter der Bezeichnung Roundup verkauft wird, bereits aus ihrem Sortiment genommen. cw


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