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Umweltschädliche Chemie in vermeintlich unberührter Natur

Greenpeace veröffentlicht einen Outdoor-Report mit erschreckenden Erkenntnissen. Selbst in den entlegensten Gegenden lassen sich schädliche Chemikalien nachweisen. Die Gebirgsregionen von drei Kontinenten wurden hierzu auf Schadstoffe untersucht.

12.09.2015 – Eine aktuelle Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace belegt die globale Verbreitung von den gesundheitsschädlichen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC). Sie konnten durch Schnee- und Wasserproben in acht entlegenen Gebirgsregionen festgestellt werden. Die PFC können laut Umweltbundesamt auf unterschiedliche Wege in die Umwelt gelangen. Bereits bei der Herstellung PFC-haltiger Produkte, aber auch bei dessen Gebrauch und der Entsorgung können die Chemikalien freigesetzt werden. Ebenfalls gelangen PFC über Luftströmungen in die Atmosphäre. Sie verteilen sich dann global durch Niederschläge und im weiteren Verlauf über Flüsse und Meere. So können die Verbindungen selbst in der Arktis nachgewiesen werden.

Es kommt hinzu, dass ebenfalls viele Artikel der Outdoor-Branche die giftigen Chemikalien enthalten. PFC werden hier für wetterfeste Funktionskleidung verwendet. „In Naturparadiesen von China über die Schweiz bis Patagonien hinterlassen unter anderem Outdoor-Marken ihren chemischen Fußabdruck“ , sagt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace. „Mit Sorge sehen wir, wie sich diese gefährlichen Stoffe global verteilen“. Greenpeace versucht daher mithilfe der Kampagne Detox Textilhersteller davon zu überzeugen, auf derartige Risiko-Chemikalien zu verzichten.

Für den Report „Chemie in unberührter Natur“ haben im Mai und Juni diesen Jahres acht Greenpeace-Teams Schnee- und Wasserproben auf drei unterschiedlichen Kontinenten genommen. Sie waren hierfür in Chile und China sowie Italien, Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Türkei, Slowakei und Schweiz unterwegs. In den Proben aller Expeditionen wurden durch ein unabhängiges Labor Spuren von PFC nachgewiesen. Die in Europa festgestellten Konzentrationen waren etwas höher als die in Asien oder den Anden. Die geringsten Mengen fanden sich auf 5000 Metern Höhe in China.

Steigender Einsatz kurzkettiger PFC

PFC bleiben über viele Jahrzehnte in der Natur und gelangen durch Trinkwasser und Nahrung in die Körper von Tieren und Menschen. Sie können weder durch biotische Prozesse wie Bakterien noch durch abiotische Prozesse wie Wasser, Luft oder Licht abgebaut werden. Die Forscher warnen in diesem Zusammenhang auch vor dem steigenden Einsatz kurzkettiger PFC, die an fast allen Expeditionsorten gefunden wurden. Diese flüchtigen Moleküle wirken zwar weniger toxisch als die herkömmlichen langkettigen PFC, sind aber ebenso langlebig und verteilen sich noch leichter in der Umwelt.

PFC wie die verbotene Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) konnten von Greenpeace bereits durch frühere Recherchen in Outdoor-Artikeln nachgewiesen werden. Die Umweltschutzorganisation veröffentlichte hierzu bereits die Untersuchungen „Chemie für jedes Wetter“ (2012) und „Chemie für Gipfelstürmer“ (2013). „Dennoch rüsten die Marktführer Northface und Patagonia Kleidung und Schuhe weiter mit PFC auf“, sagt Manfred Santen. „Die Outdoor-Branche wirbt zwar mit unberührter Natur, verbreitet aber mutwillig umweltschädliche Chemie.“

Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace bereits über 30 Modemarken und Discounter dazu bewegt, auf PFC und andere Risiko-Chemikalien zu verzichten. Händler wie Lidl, Rewe und Aldi haben PFC bereits aus Regenkleidung für Kinder entfernt. Auch Adidas und Puma haben sich dazu verpflichtet, Alternativen zu entwickeln und diese bis Ende des Jahres 2017 in die Läden zu bringen. Kleinere Outdoor-Marken wie Paramo, Pyua, Rotauf und R'adys zeigen längst, dass Funktionskleidung frei von giftiger Chemie sein kann: Sie arbeiten mit fluor-freien recycelten Membranen aus Polyester und fluorfreien Imprägnierungen.

Es bleibt abzuwarten, ob dieser neue Report tatsächlich einen Einfluss auf die Verbreitung der giftigen Chemikalien haben kann. Fakt ist, dass Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Skifahren immer beliebter werden. So werden immer neue Gebirgsregionen touristisch erschlossen und damit auch die giftigen PFC weiter verbreitet. Umso wichtiger scheint es, dass die Hersteller der entsprechenden Produkte mehr für das Thema sensibilisiert werden. jk


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