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Versteckte Emissionen in Städten messen

Dichter Autoverkehr mit Radfahrern
(Pixabay / Free License)

In vielen Städten weltweit herrscht dicke Luft, CO2- und Feinstaubemissionen sind gesundheitsschädlich hoch. Eine neue Methodik erfasst nun direkte und indirekte Umwelteinwirkungen in Städten und gibt Empfehlungen zu nachhaltigeren Strategien.

25.08.2016 – Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben eine neue Methodik entwickelt, um die Emissionen in Städten in ihrer Gesamtheit zu ermitteln. In einer Fallanalyse untersuchten sie drei Haus-Typen in der Metropolregion München. Die Analyse zeigt, wie groß der Einfluss der indirekten Emissionen ist. Für eine klimafreundliche Stadtentwicklung ist die bebaute Umwelt ein entscheidender Faktor, das beinhaltet die gesamte Infrastruktur einer Stadt mit Gebäuden, Straßen und Verkehrsnetzen sowie allen öffentlichen Einrichtungen. Aber auch Emissionen wie bspw. Staub oder Lärm werden in Städten produziert und belasten Mensch und Umwelt.

Für eine Nachhaltigkeitsstrategie müssen die Emissionen in den Städten exakt bestimmt werden, so die Ausgangslage der Forscher. Bisherige Studien legten den Fokus oft auf einzelne Gebäude und die sogenannte graue Energie, dazu zählt der Energieeinsatz mit Emissionen aus Energie- und Wasserverbrauch sowie Herstellung, Material, Transport und Konstruktion. Andere Studien beleuchten wiederum die Auswirkungen von Verkehr und Bevölkerungsdichte auf Umwelt und Klima. Diese Bereich müsse man zusammen betrachten und nicht getrennt, so der neue Ansatz der Wissenschaftler „Die Gebäude stehen in enger Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung", so John Anderson, der zu diesem Thema am TUM-Lehrstuhl für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen promoviert hat. Denn bisher gebe es keine Untersuchungen, die eine Interaktion zwischen Gebäude- und Stadtebene berücksichtigten.

Werden Gebäude als isolierte Objekte betrachtet, würden die Bewohner eines Mehrfamilienhauses im ländlichen Bereich genauso viele Emissionen verursachen wie in der Großstadt. Das ist jedoch nicht der Fall. Andererseits ist auch die Betrachtung der reinen Stadtebene problematisch, da größere Veränderungen wie etwa das Wachsen einer Stadt auf der Gebäudeebene stattfinden. Mit einem neuen Berechnungsmodell können die vielfältigen und komplexen Wechselwirkungen der Gebäude- und Stadtebene, die sogenannten induzierte Einflüsse, nun erfasst werden.

Wie genau diese induzierten Emissionen berechnet werden können, zeigen die Forscher an einer Fallstudie. Sie untersuchten drei Haustypen: ein Mehrfamilienhaus, ein Reihenhaus und ein Einfamilienhaus und analysierten parallel dazu die Verkehrsinfrastruktur an den drei Standorten: Stadtzentrum, Standrand und Umland.

Die Studie zeigt, dass nach diesen Berechnungen das Mehrfamilienhaus im Stadtzentrum die geringsten Emissionen verursachte, gefolgt vom Reihenhaus am Stadtrand und schließlich dem Einfamilienhaus im Umland. Den größten Einfluss hat laut Studie das Mobilitätsverhalten, was wenig überraschend ist: In der Stadt nutzen die Bewohner häufiger den öffentlichen Nahverkehr, während die Menschen im Umland eher auf das Auto angewiesen sind. Auch der Energieverbrauch eines Mehrfamilienhauses, die häufigste Wohnform in der Stadt, ist geringer. Es muss bspw. weniger beheizt werden, da die Wohnungen aneinandergrenzen und so ein gegenseitiger Wärmeaustausch stattfindet.

Die Ergebnisse machten noch einmal deutlich betonen die Forscher, dass „an den unterschiedlichen Standorten auch unterschiedliche Strategien angewendet werden müssen, um die Nachhaltigkeit zu steigern“, so Anderson. So liege das größte Potenzial für eine Verminderung der schädlichen Emissionen in der Stadtmitte im Mobilitätsverhalten, der Fokus zu einer Verbesserung sollte daher darauf liegen, die Bedingungen für Fußgänger und vor allem für Fahrradfahrer zu verbessern. Im Umland dagegen könnte beim Energieverbrauch der Gebäude das meiste eingespart werden, während am Stadtrand beide Maßnahmen gut greifen würden. na


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