Menü öffnen

22.900 vorzeitige Todesfälle durch Kohle in Europa

Das tödlichste Kohlekraftwerk in Europa mit 1.270 vorzeitigen Todesfällen und einem CO2-Ausstoß von über 37 Millionen Tonnen steht in Bełchatów in Zentralpolen südlich von Łódź. (Foto: Morgre, wikimedia commons, CC BY-SA 3.0, https://commons.wik
Das tödlichste Kohlekraftwerk in Europa mit 1.270 vorzeitigen Todesfällen und einem CO2-Ausstoß von über 37 Millionen Tonnen steht in Bełchatów in Zentralpolen südlich von Łódź. (Foto: Morgre, wikimedia commons, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Be%C5%82chat%C3%B3w_Elektrownia.jpg)

Ein neuer Bericht mehrere Umweltorganisationen zeigt die gravierenden Folgen der Kohlenutzung in Europa auf: Fast 23.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr und 60 Milliarden Euro Gesundheitskosten sind die Folgen. Mediziner bestätigen die Zahlen.

05.07.2016 – Diese Zahlen gehen aus dem Report „Europe’s Dark Cloud“ hervor, der am heutigen Dienstag von der Health and Environment Alliance (HEAL), dem WWF, Climate Action Network (CAN) und Sandbag veröffentlicht wurde. Die Autoren werteten die Daten von 257 der 280 Kohlekraftwerke in Europa aus und zeigen die länderübergreifende Verschmutzung auf. Den Berechnungen zufolge sind die Emissionen aller Kraftwerke jährlich für 22.900 vorzeitige Todesfälle, zehntausende von Herz- und Lungenkrankheitsfälle und bis zu 62,3 Milliarden Euro an Gesundheitskosten verantwortlich.

Der Report benennt zudem die fünf EU-Staaten, die mit ihren Kohlekraftwerken den Kontinent am meisten belasten. Den unrühmlichen ersten Platz nimmt dabei Polen ein, dessen Kraftwerke jährlich europaweit 5.830 vorzeitige Todesfälle verursachen. Deutschland mit 4.350 Fällen sowie Großbritannien (2.860), Rumänien (2.170) und Bulgarien (1.570) folgen. Bei den Opferzahlen ist die Bundesrepublik führend, 3.630 vorzeitige Todesfälle durch eigene und fremde Kraftwerke haben die Umweltorganisationen ausgemacht. Danach kommen Großbritannien (2.100), Polen (1.860), Italien (1.610) und Frankreich (1.380).

Jedes geschlossene Kohlekraftwerk ist Verbesserung

„Der Report bestätigt erneut, dass unsere Abhängigkeit von Kohlestrom auf den Rücken der Menschen ausgetragen wird und alle Europäer einen hohen gesundheitlichen Preis dafür zahlen“, fasst HEAL-Referentin Julia Huscher zusammen. „Im Alleingang wird jedoch kein EU-Land das Problem der Luftverschmutzung lösen können.“ Jedes geschlossene Kohlekraftwerk sei eine deutliche Verbesserung für die Gesundheit der direkten Anwohner, in der Region und in den Nachbarländern.

Ein deutscher Kohleausstieg könnte den Berechnungen zufolge jedes Jahr über 1.860 vorzeitige Todesfälle in Deutschland verhindern, im Ausland sogar 2.490. Der von Großbritannien angekündigte Kohleausstieg bis 2025 könnte jährlich bis zu 2.870 vorzeitige Todesfälle abwehren, 1.300 davon gar nicht in Großbritannien selbst sondern auf dem europäischen Festland.

Fachmediziner bestätigen Zahlen

Die Zahlen klingen dramatisch, werden von Fachmedizinern allerdings bestätigt: „Die Ergebnisse der Studie beruhen auf dem aktuellen Wissensstand zu den Auswirkungen von Feinstaub und den Erkenntnissen großer epidemiologischer Studien. Die Zahlen zeigen somit in korrekter Weise auf, wie groß die Auswirkungen der Kraftwerksemissionen auf die Sterblichkeit sind. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle spielen bei den Folgen der Feinstaubbelastung eine gravierende Rolle“, erklärte Prof. Annette Peters, Leiterin des Instituts Epidemiologie II des Helmholtz-Zentrums München am Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt.

„Diese Zahlen liefern ein weiteres starkes Argument für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung“, so Joachim Heinrich, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. cw


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft