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Alte Ölplattformen in der Nordsee werden zum Problem

Das wohl bekannteste Öl- und Gasfeld in der Nordsee ist leergefördert, nun müssen die riesigen Brent-Anlagen entsorgt werden. (Foto: Swinsto101, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Troll_A_Platform.jpg)
Das wohl bekannteste Öl- und Gasfeld in der Nordsee ist leergefördert, nun müssen die riesigen Brent-Anlagen entsorgt werden. (Foto: Swinsto101, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Troll_A_Platform.jpg)

Viele Öl- und Gasfelder in der Nordsee sind leergefördert, weitere werden bald folgen. Doch der Rückbau der gigantischen Förderplattformen aus Stahl und Beton mitten im Meer ist eine ungeklärte Mammutaufgabe, einiges wird für immer dort bleiben.

27.01.2016 – Das Öl- und Gasfeld Brent liegt ca. 180 Kilometer nordöstlich der schottischen Shetland-Inseln im britischen Nordsee-Sektor. Brent gab dem Öl der Nordsee seinen Handelsnamen und ist das zweitproduktivste Ölfeld Großbritanniens. Den beiden Konzernen Shell und ExxonMobil gehören jeweils 50 Prozent, sie müssen sich nun mit der Entsorgung der ausgedienten Förderanlagen beschäftigen.

Denn drei der vier riesigen, ca. 300 Meter hohen Förderplattformen sind bereits außer Betrieb, nur eine Anlage fördert noch Gas. Zehn Jahre wird die Entsorgung dauern, schätzt Shell. Zudem benötige man mondernstes technisches Know-how. Das ist immerhin die gute Nachricht: Die Anlagen müssen tatsächlich entsorgt werden. Die Versenkung ausgedienter Ölplattformen, wie es bis 1995 gemacht wurde, ist verboten. Damals einigten sich die europäischen Staaten auf neue Regelungen, seit etwa 1999 sind auch die Anlagen entsprechend für einen Rückbau ausgelegt. Seit dem gescheiterten Versuch von Shell, den riesigen Öltank Brent Spar einfach im Meer zu versenken, und den massiven Protesten von Greenpeace, hat sich einiges getan.

Beratungsgremium mit mehreren hundert Teilnehmern

Mittlerweile haben sich Shell und Greenpeace angenähert. Wenn eine Bergung von Anlagen oder Pipelines keinen Sinn macht oder mehr Schaden als Nutzen anrichtet, ist auch die Umweltschutzorganisation mit einem Verbleib im Meer einverstanden. Doch so einfach ist die Entsorgung nicht. Die Förderplattformen müssen mit riesigen Spezialschiffen so groß wie die größten Containerschiffe an Land gebracht und dort verschrottet werden. Zudem sind gerade die Brent-Anlagen Sonderfälle, denn in den 1970er Jahren machte sich über einen Rückbau noch niemand Gedanken.

Drei der vier Brent-Plattformen sind mit Stahlbetonpfeilern und in 140 Metern Wassertiefe noch einmal mit 64 Betonzellen tief im Meeresboden eingelassen. Die Zellen sind 60 Meter hoch, einen Meter dick und wurden als Tanks verwendet, in denen sich mittlerweile ölig-sandige Schlämme abgelagert haben. Viele Hunderttausend Tonnen dürften diese Betonteile wiegen. Hinzu kommen 100 Kilometer Pipelines und Aushub aus 140 Bohrlöchern und 400 Bohrungen.

An der Entsorgung der Brent-Anlagen arbeiten Shell-Ingenieure bereits seit vielen Jahren. Ebenfalls seit Jahren besteht ein Gremium aus britischen Behörden, Industrie, Wissenschaft und Organisationen wie Greenpeace mit mehreren hundert Teilnehmern, das den bestmöglichen Weg für die Entsorgung sucht. In die Entscheidungen, was am Meeresboden bleibt und was rausgeholt wird, fließen fünf Kriterien ein: die Sicherheit der Menschen, Auswirkungen auf die Umwelt, technische Umsetzbarkeit, soziale Folgen und Wirtschaftlichkeit. Am Ende muss das britische Ministerium für Energie und Klimawandel (DECC) die Entscheidungen fällen. Einige Teile der alten Öl- und Gasförderanlagen werden dabei wohl für immer in der Nordsee bleiben. cw


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

M.Mittenzwei 27.01.2016, 08:18:53

+267 Gut Antworten

Tag zusammen,

 

inwiefern gibt es denn Bemühungen die Plattformen nicht abzureißen sondern sie einem anderen Nutzungszweck zuzuführen?

Ich denke hierbei an Höhenwindanlagen.

Denn wenn eh ein Teil im Meer verbleiben muss, dann kann man ihn doch eventuell auch umnutzen.

Clemens Weiß 27.01.2016, 09:30:29

+265 Gut Antworten

Hallo M.Mittenzwei,

 

nach Angaben von Shell wurden auch andere Nutzungsmöglichkeiten geprüft, darunter Windkraftanlagen und CO2-Speicher. Es wurde aber alle Vorschläge verworfen. Über die Gründe kann ich nur spekulieren, könnte aber im Falle von Windkraftanlagen an der sehr weiten Entfernung vom Festland liegen (Problem Netzanschluss) oder an der Statik.

 

Viele Grüße,

Clemens Weiß / Redaktion

Keram Wistagano 11.12.2016, 13:57:17

+291 Gut Antworten

Könnte man auf so einer Insel nicht einfach wohnen? Es gibt doch genug Verrückte, z.B. ich. Auf so einer Insel gibt es bestimmt Wohncontainer und verschiedene Materialien, die man da zum Leben gebrauchen könnte. Der wilde Westen wurde auch von Pionieren besiedelt. Man könnte dort Hotels einrichten, Vielleicht wäre es für die Ölkonzerne billiger, paar Leute dort wohnen zu lassen und sogar zu bezahlen, damit sie die Insel bewachen. Solche Insel könnte dank Photovoltaik und Windenergie energetisch autonom werden. Man könnte dort sogar kleine Gärten betreiben und angeln. Sogar Zucht von Geflügel wäre möglich. Die Insel könnte Wetterdaten sammeln.


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