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Atom-Rücklagen: Konzernen fehlen 30 Milliarden Euro

Das AKW Grohnde an der Weser ist aufgrund anhaltender Störfälle seit vielen Jahren in den Schlagzeilen. Spätestens am 31.12.2021 muss E.ON den Druckwasserreaktor abschalten. (Foto: Malte Schmidt, flickr.com, CC BY-SA 2.0)
Das AKW Grohnde an der Weser ist aufgrund anhaltender Störfälle seit vielen Jahren in den Schlagzeilen. Spätestens am 31.12.2021 muss E.ON den Druckwasserreaktor abschalten. (Foto: Malte Schmidt, flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Den Atomkonzernen fehlen 30 Milliarden Euro Rückstellungen für die Bewältigung der AKW-Altlasten. Das ist das bisherige Ergebnis eines Gutachtens im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Energiekonzerne stehen unter massivem Druck.

16.09.2015 – Zwar reichen die Gelder in Höhe von 39 Milliarden Euro der Atomkonzerne für den Rückbau aller Atomkraftwerke in Deutschland aus, für die Endlagerung und die aufwendige Suche nach einem atomaren Endlager fehlen aber demnach die finanziellen Mittel. Das wären den Berechnungen des Gutachtens zufolge 30 Milliarden Euro, wie der Spiegel berichtet.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte das Gutachten bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Auftrag gegeben, die in den vergangenen Wochen die Bücher der Energiekonzerne kontrollierte und einem sogenannten Stresstest unterzog. Der sehr große Fehlbetrag ist darauf zurückzuführen, dass die Konzerne RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW bei den Rückstellungen mit positiven Zinserträgen rechnen. Das heißt, dieses Geld muss erst noch verdient werden. Wie berichtet wird, sind die Zinsen mit bis zu 4,7 Prozent bewertet, auch der angesetzte Realzins ist demnach positiv. Dagegen gehen die Prüfer nach Abzug aller Parameter wie der Inflationsrate von einem negativen Realzins aus. Denn das Zinsniveau ist in den vergangenen Jahren stark gesunken, die Konzerne haben diese Entwicklung offenbar nicht berechnet.

Börsenwerte von RWE und E.ON auf dem Tiefstand

Für die Atomkonzerne könnte der Stresstest große finanzielle Schwierigkeiten bedeuten. Bereits seit Monaten kommen sie kaum aus den negativen Schlagzeilen, die Börsenwerte von RWE und E.ON lagen am Montag bereits auf den tiefsten Ständen seit Anfang der 1990er Jahre. Sowohl das Bundeswirtschaftsministerium als auch die Energiekonzerne dementierten anschließend die Zahlen. Es handele sich zudem nur um einen Entwurf und nicht die finale Version des Gutachtens.

Das Gutachten soll Grundlage für eine Expertenkommission sein, die über den Umgang mit den atomaren Altlasten und den gebildeten Rücklagen beraten soll. Mittlerweile fordern viele Politiker, die Rückstellungen der Atomkonzerne in Milliardenhöhe in einen Fonds zu überführen und so zu sichern. Befürchtet wird, dass die Konzerne in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten und die Gelder für die AKW-Altlasten gefährdet seien. Eine Entlassung aus der Haftung, falls die Rückstellungen nicht ausreichen, soll dies allerdings nicht bedeuten.

Die Atomkonzerne wollen dagegen ganz aus der Haftung entlassen werden, wenn sie die Rückstellungen in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen. Die Politik solle sich dann um die Endlagerung des Atommülls kümmern. cw


Kommentare

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Kurt Müller 19.09.2015, 19:00:32

+161 Gut Antworten

Also her mit dem Fonds. Dann müssen die Multis u.U. die in Anlagen (auch alten Kohleschleudern) gebundenen Rückstellungen locker machen und unter Beweis stellen, dass das Geld auch da ist. Es kann aber nicht sein, dass sie sich dafür aus der weiteren Haftung freikaufen, wenn das eingezahle Geld nicht reicht, um all ihren Müll zu beseitigen. Der E.ON-Trick mit der Auslagerung der Drecksparte auf einen eigenen Unternehmensteil, ist ja dank Gabriels neuem Gesetzentwurf aufgedeckt worden (DER SPIEGEL 38 / 2015 Seite 61).

Jetzt gilt es zu verhindern, dass die Expertenkommission nur durch die Energielobby besetzt wird. Da gehören auch die Umweltverbände hinein.


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