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Deal von RWE und E.ONAufruhr am deutschen Energiemarkt

Für E.ON wird die Übernahme der Energienetze kurzfristig hohe Rendite bringen, doch dezentralen Versorgungssystemen gehört die Zukunft. (Foto: © Sandor Somkuti / flickr.com, CC BY-SA 2.0)

Der Energiekonzern RWE verkauft seine Tochtergesellschaft Innogy samt Energienetze und Vertrieb an E.ON. Im Gegenzug übernimmt RWE deren Ökostromsektor. Doch ob sich die Konzerne mit dem Deal für die Energiewende rüsten, halten Experten für fraglich.

12.03.2018 – Das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien boomt, doch der größte deutsche Energiekonzern RWE macht bei diesem Geschäft bislang keine gute Figur. Innogy, die börsennotierte Tochtergesellschaft von RWE für Erneuerbare Energien, stürzte seit November vergangenen Jahres auf dem Aktienmarkt um 20 Prozent ab. Peter Terium, bis Mitte Dezember Vorstandschef von Innogy, hatte einen erheblichen Rückgang der Gewinne für 2018 angekündigt. Hintergrund seien hohe Investitionen in Zukunftsfelder wie Elektromobilität, Breitbandnetze und Digitalisierung. „Auch wenn das kurzfristig unser Ergebnis belastet, bin ich überzeugt: Das ist die richtige Strategie“, sagte Terium zu diesem Zeitpunkt. Für RWE scheinbar kein überzeugender Blick in die Zukunft, Terium wurde gefeuert und nun will RWE seine Tochtergesellschaft komplett veräußern.

Käufer wird der Energiekonzern E.ON, der sich bei Innogy vor allem um das Netz- und Vertriebsgeschäft kümmern will. Für rund 20 Milliarden Euro wird E.ON die RWE Anteile von 76,8 Prozent und die weiterer Kleinaktionäre übernehmen. Als direkte Barzahlung wird RWE jedoch nur 1,5 Milliarden Euro erhalten. Das restliche Geschäft soll über einen weitreichenden Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen verlaufen. So wird RWE eine Beteiligung an E.ON von 16,67 Prozent erhalten und von Innogy und E.ON Windparks und Wasserkraftwerke übernehmen.

RWE als Ökostromanbieter?

Damit will sich RWE wieder verstärkt auf das Kerngeschäft, die Stromerzeugung, konzentrieren. Und auf den ersten Blick scheint RWE damit um einiges grüner zu werden. Mit der Übernahme der Anlagen von E.ON und Innogy wird RWE zukünftig 10 Prozent des deutschen Ökostrommarktes betreiben und drittgrößter Ökostromanbieter Europas werden. Doch für Energie-Experten wie Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Jürgen Döschner vom Westdeutschen Rundfunk sind die Beweggründe andere.

„Es gab Gerüchte, dass ausländische Unternehmen Innogy übernehmen würden. Ich vermute, dass das jetzt ein Versuch ist, ein solches Unterfangen zu verhindern und sich selbst im deutschen Energiemarkt zu stärken“, sagte Döschner in der Tagesschau. Darüber hinaus gab er zu bedenken, dass sowohl RWE als auch E.ON in den letzten zehn Jahren 80 Prozent ihres Börsenwertes verloren haben. Grund sei vor allem das Festhalten an fossilen Energieträgern. Claudia Kemfert erklärte gegenüber boerse-online, es sei kaum zu erwarten, dass RWE mit diesem Schritt die Energiewende wirklich voranbringen wird.

„Die Zeit der Energieriesen ist tatsächlich vorbei. Das liegt vor allem daran, dass die Energiewende völlig andere Geschäftsmodelle erfordert als die Großen anbieten können. Es wird dezentraler, kleinteiliger. Aus dem Grund müssen sie sich anpassen“, gab Kemfert in einem weiteren Interview gegenüber dem ZDF zu Protokoll.

RWE setzt weiterhin auf fossile Brennstoffe

Und RWE wird auch in Zukunft nicht auf sein Kerngeschäft – die fossile Energie – verzichten. Nach Informationen des Handelsblatts richtet RWE-Chef Rolf Martin Schmitz seine Fühler nach den Kohle- und Gaskraftwerken des Wettbewerbers EnBW aus. Dessen Chef sieht die konventionelle Stromerzeugung als Auslaufmodell und will seinen Konzern auf die Energiewende ausrichten. Schmitz hingegen sieht sein Unternehmen als „Garant für Sicherheit und Verlässlichkeit in der Energieversorgung, und will dafür auch Kohle- und Gaskraftwerke von anderen kaufen. Dem Vernehmen nach spekuliert Schmitz darauf, dass seine Kohle- und Gaskraftwerke bereitstehen, wenn Wind- und Solaranlagen witterungsbedingt keinen Strom produzieren. Dass jedoch die Risiken einer Dunkelflaute in einem europäischen Stromverbund minimiert werden können, zeigte jüngst eine neue Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes.

Neben RWE scheint es auch für E.ON vor allem um kurzfristige Gewinnmaximierung zu gehen. Für Claudia Kemfert bringe der Deal E.ON zwar kurzfristig hohe Rendite, doch langfristig sei es besser auf dezentrale Erneuerbare Energien zu setzen. Die Abgabe der bislang erfolgsversprechenden Erneuerbaren Energien sei ein großer Fehler. mf


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