Startup-Pitch 2025 #2: AVALY – Akzeptanz der Bürger vor Ort messen

Das BEE-Sommerfest steht an und damit der Startup-Pitch. In diesem Jahr stellen fünf Startups ihre Lösungen für die Energiewende vor. Startup #2 ist AVALY, deren Software lokaler Akzeptanz für Energieinfrastrukturprojekte misst.

Die Gründer: CEO Sophie Apel und COO Julius Peschke (Bild: AVALY).
24.06.2025 – Das Team von AVALY entwickelt eine Softwarelösung mit der Netzbetreiber und Projektierer die lokale Akzeptanz ihrer Energieinfrastrukturprojekte messen, steuern und beobachten können. Anhand von Daten wird frühzeitig identifiziert, welche Schlüsselfaktoren für die Akzeptanz vor Ort eine wichtige Rolle spielen. Anschließend empfiehlt eine künstliche Intelligenz gezielt Schritte, um die Akzeptanz der Bürger zu verbessern. Auch das langfristige Monitoring wird von der Softwarelösung übernommen.
Gründer & CEO Sophie Apel und COO Julius Peschke geben im Vorfeld des Startup-Pitches Einblicke in AVALY.
Wie ist Eure Idee entstanden?
Unsere Idee entstand aus der Frage: Warum stoßen EE-Projekte in der Praxis oft auf Widerstand, obwohl die Forschung längst fundierte Erkenntnisse liefert, was lokale Akzeptanz beeinflusst und steigert?
Unsere Gründerin Sophie hat Umweltpsychologie studiert und sich intensiv mit Akzeptanzforschung beschäftigt. Sie erlebte im eigenen Umfeld, wie misslungene Kommunikation zum Scheitern eines Solarparks führte. Dabei liegt das nötige Wissen längst vor – es wird nur nicht angewendet.
AVALY wurde gegründet, um genau das zu ändern: Wir bringen wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten in einem Tool zusammen, das lokale Akzeptanz frühzeitig mess- und erklärbar macht.
Wie wird Euer Produkt in der Praxis eingesetzt?
AVALY unterstützt Projektierer und Netzbetreiber dabei, frühzeitig soziale Risiken zu erkennen – etwa bei der Standortanalyse und -bewerbung und bei der Ausarbeitung von Kommunikations- und Beteiligungsstrategien. Unsere datenbasierte Analyse zeigt, wo mit Widerstand zu rechnen ist, welche Themen vor Ort relevant sind, welche Zielgruppen zu adressieren sind und wie Kommunikation und Beteiligung zielgerichteter gestaltet werden kann. So entsteht von Beginn an ein besseres Verständnis für die lokalen Anliegen - noch bevor Projekte politisch aufgeladen sind oder es zu kostspieligen Verzögerungen kommt.
Welches Problem der Energiewende adressiert Euer Produkt?
Mangelnde Akzeptanz vor Ort bremst Energieinfrastruktur Projekte - und damit die Energiewende. Unsere Gespräche mit über 20 Projektierern zeigen, dass knapp 60 Prozent aller Projekte auf Akzeptanzprobleme stoßen, welche im Schnitt zu neun Monaten Verzögerung führen. Das kostet Zeit, Geld und bindet Ressourcen. Bisher verließen sich Projektierer oft auf subjektive Einschätzungen oder zeitintensive Recherchen, was der Komplexität menschlichen Verhaltens jedoch selten gerecht wird. Die Konsequenz: Ungezielte Kommunikation und Beteiligungsformate verfehlen die tatsächlichen Bedürfnisse der Anwohner:innen.
Was sind derzeit Eure größten Herausforderungen?
Eine zentrale Herausforderung besteht darin, Projektierer vom konkreten Mehrwert von Machine Learning in unserem Anwendungsfeld zu überzeugen. Viele sind skeptisch gegenüber künstlicher Intelligenz. Doch gerade bei der Modellierung und Vorhersage menschlichen Verhaltens bietet Machine Learning entscheidende Vorteile: Es erkennt komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen, die für menschliche Intuition kaum greifbar sind oder gänzlich verborgen bleiben. So werden Akzeptanzanalysen nicht nur schneller und kosteneffizienter, sondern auch deutlich präziser.
Was verbraucht am meisten Eurer persönlichen Energie?
Neben dem täglichen “Feuerlöschen” ist vor allem das ständige Wechseln der Rollen, das herausfordernd ist. Genau darin liegt zwar auch der Reiz am Aufbau eines Startups - doch es kostet viel Energie, sich tagtäglich in unterschiedlichste Themen einzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen: von Produktstrategie über Marketing und Teamkultur bis hin zu Finanzen und Buchhaltung. Langweilig wird es jedenfalls nie.
Tee oder Kaffee?
Ganz klar: Kaffee - zumindest, wenn man Julius fragt. Der Rest des Teams bevorzugt Tee oder Kakao. Aber, während der Rest des Teams ohne Tee und Kakao auch gut durch den Tag kommt, kann man das über Julius ohne seinen Kaffee nicht unbedingt behaupten. ;)
BEE-Sommerfest
Das bekannte Get-Together von Energiesektor, Politik und Gesellschaft findet am Mittwoch, den 09. Juli statt. Tickets können noch bis zum 04. Juli beim BEE gebucht werden.
Über den BEE-Startup-Pitch berichtet die energiezukunft in redaktioneller Kooperation mit dem Magazin des Bundesverbands Windenergie, neue energie.