Finanzwende: Deutsche Bank investiert weiter in fossile Expansion

Die Deutsche Bank investiert weiter ungebremst in fossile Infrastruktur, Exploration und Ausbeutung. Vor der Hauptversammlung protestierten Klimaschützer für wirksame Klimarichtlinien der internationalen Bank.
23.05.2025 – Die Deutsche Bank finanziert die fossile Industrie mit 45 Millionen US-Dollar pro Tag, zeigt ein aktueller Bericht der Menschenrechts- und Umweltorganisation urgewald. Bei der gestrigen DB-Hauptversammlung protestierten Klimaschützer für wirksame Klimarichtlinien der internationalen Bank.
Milliarden für die Fossilindustrie
Im vergangenen Jahr unterstützte die Deutsche Bank Öl- und Gas-Ausbauplänen fossiler Unternehmen, die gegen das Pariser Klimaziel verstoßen, mit 5,7 Milliarden US-Dollar. Sie hat ihr fossiles Engagement seit dem Pariser Klimaabkommen um nur 4 Prozent reduziert und liegt derzeit weltweit auf dem 22. Platz der größten Geldgeber der Fossilindustrie. Ein genereller Rückgang des fossilen Engagements ist nicht zu erkennen.
Die Deutsche Bank und die DB-Tochter DWS investieren in 22 der 30 klimaschädlichsten Unternehmen der Welt. Darunter sind die Multinationalen Konzerne Adani, Energy Transfer, ExxonMobil, Petroperú oder San Miguel, die nicht nur in hohem Maße Geschäfte mit Kohle, Öl und Gas machen, sondern diese auch weiter ausbauen wollen. Die Ausweitung der fossilen Industrie befeuert die Klimakrise und gefährdet Millionen Menschenleben, die unter den Folgen wie Stürmen, Fluten, Waldbränden oder Dürren leiden.
„Kernproblem ist, dass die Deutsche Bank ihre fossilen Geschäfte zum größten Teil im Bereich der Projektfinanzierung reguliert“, erklärt Philipp Noack, Finanz-Campaigner bei urgewald und Autor des neuen Berichts. „Wenn aber das für diese Projekte verantwortliche Unternehmen anklopft, öffnet die Deutsche Bank gerne die Tür. Damit verkennt sie die Realität fossiler Finanzflüsse. Sie muss endlich bereit sein, bei klimaignoranten Kunden eine rote Linie zu ziehen.“
Fossilriese auf Philippinen ist DWS zu brisant, nicht aber der Deutschen Bank
Beim philippinische Mischkonzern San Miguel zeigt sich, wie schwach die Klimaschutzvorgaben der Deutschen Bank sind. Der Konzern plant acht neue Gaskraftwerke und ein Importterminal für Flüssigerdgas (LNG). Gegen die Pläne gibt es große Proteste, da sie sowohl die Ökosysteme der Meeresstraße Verde Island Passage bedrohen als auch den geplanten Ausbau der Windkraft vor Ort. Die Finanzierung der massiven Ausbaupläne von San Miguel ist selbst der DWS zu heikel, die aus ESG-Gründen ihre Anteile an dem umstrittenen philippinischen Konzern verkauft hat. Anders sieht das die Deutsche Bank, die noch Ende vergangenen Jahres neue Anleihen an die Sparte des Konzerns vergeben hat, die für die fossilen Expansionsprojekte zuständig ist.
„Dass San Miguel selbst der eigenen Investment-Tochter DWS zu heikel ist, sollte dem Konzernvorstand zu denken geben“, sagt Noack. „Durch diese Doppelmoral macht sich die Deutsche Bank beim Klimaschutz komplett unglaubwürdig. Sie muss Geschäfte mit fossil expandierenden Unternehmen beenden. Nur durch wirksame Ausschlüsse kann sie zu europäischen Wettbewerbern aufschließen, die beim Klimaschutz schon weiter sind.“
Fossile Konzerne gehen gegen Proteste der Zivilgesellschaft vor
Viele der unterstützten Fossilunternehmen ignorieren seit Jahren Vorwürfe von Menschenrechtsverstößen, Zerstörung des Regenwaldes, Verseuchung der Ozeane und weitere Umweltverschmutzung, die die Gesundheit von Menschen gefährdet und die Klimakrise weiter anheizt.
Sie üben sich zudem in Einschüchterungsversuchen der Zivilgesellschaft. Ein prominenter Fall ist der Ölkonzern Energy Transfer, den die Deutsche Bank zwischen 2016 und 2023 mit rund 1,2 Milliarden US-Dollar finanziert hat. Der Ölkonzern hatte zuletzt in den USA in erster Instanz ein millionenschweres Slapp-Urteil gegen Greenpeace erzielt. Die NGO hat angekündigt, in Revision zu gehen.
Im April 2025 beteiligte sich die Deutsche Bank wiederum an einer Anleihe für ExxonMobil. Das fossile Großunternehmen verklagte seine eigenen Investoren, als die mehr Klimaschutz forderten. Urgewald protestierte vor der gestrigen Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt für wirksame Klimarichtlinien. jb