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Fossile FinanzenDeutsche Banken und Investoren setzen auf LNG

LNG-Schiff in Bayelsa
(Bild: Jnzl's Photos / CC BY 2.0 / via Wikimedia Commons)

Der LNG-Sektor expandiert seit Russlands Angriff auf die Ukraine massiv. Banken und Investoren stehen scheinbar uneingeschränkt hinter dem fossilen Ausbau – ohne Rücksicht auf die Risiken für die Klimakrise und die Investoren selbst.

05.12.2024 – Reclaim Finance und urgewald warnen vor einer uneingeschränkten Expansion des LNG-Sektors. Banken und Investoren pumpen Milliarden in die klimaschädliche Flüssiggasindustrie und drohen, damit die Pariser Klimaziele zu sprengen, zeigt eine aktuelle Analyse der NGOs. Deutsche Banken und Investoren gehören zu den führenden Geldgebern.

Unnötig expandieren

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist der LNG-Sektor explodiert. Die Gasmangellage in Europa und Unsicherheit über die Verfügbarkeit von Gas in viele anderen Ländern öffneten den fossilen Sektor für nahezu kritiklose Expansion. Fast drei Jahre später sieht die Ausgangslage zwar anders aus, doch der Ausbau geht ungebremst weiter. Öl- und Gasunternehmen wie ExxonMobil und QatarEnergy sowie LNG-Spezialisten wie Venture Global LNG und Cheniere Energy planen, ihre Aktivitäten weiter auszuweiten.

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Mehrere Studien haben inzwischen gezeigt, dass der LNG-Markt auf Überkapazitäten zusteuert. Ob Infrastruktur oder LNG selbst, ein weiterer Ausbau der Kapazitäten ist für die deutsche sowie die weltweite Energiesicherheit nicht notwendig. Die Internationale Energieagentur bestätigt in ihrem World Energy Outlook 2023, dass die bestehenden Kapazitäten für die zu erwartende Nachfrage ausreicht. Deutsche sowie europäische bestehende Infrastruktur war bereits in den vergangenen Jahren nur etwa zur Hälfte ausgelastet. Trotzdem geht der Ausbau weiter, und Banken und Investoren unterstützen die Expansion, ohne mit der Wimper zu zucken.

LNG-Ausbau gefährdet Klimaziele

Bis 2030 sind weltweit 156 neue LNG-Terminals geplant. Der überdimensionierte Ausbau der LNG-Infrastruktur sei eine tickende Klimazeitbombe, warnen urgewald und Reclaim Finance. Vom Abbau, über den Transport, bis zur Verbrennung kann Flüssigerdgas sogar klimaschädlicher sein als die Energiegewinnung aus Kohle. Trotzdem wenden auch Banken, die ihre Finanzierungen bis 2050 auf Netto-Null ausrichten wollen, keine Klimastrategie auf LNG an.

Zwischen 2021 und 2023 stellten Banken und Investoren weltweit 213 Milliarden US-Dollar für den LNG-Ausbau zur Verfügung. Durch 63 der neuen Terminals könnten mehr als 10 Gigatonnen klimaschädliche Treibhausgasemissionen freigesetzt werden. Das entspricht fast den jährlichen Emissionen aller weltweit noch betriebenen Kohlekraftwerke.

Deutsche Finanzindustrie investiert in LNG

Deutsche Banken investierten in diesem Zeitraum rund 7,6 Milliarden US-Dollar in die 150 größten LNG-Entwickler. Damit landet die deutsche Finanzindustrie in den Top Ten der weltweit größten Geldgeber auf Platz neun. Zwei Drittel der Investitionen stammen von der Deutschen Bank (3,9 Mrd. USD) und der Landesbank Baden-Württemberg (1 Mrd. USD). Gleichzeitig hielten im Mai 2024 acht deutsche Investmentgesellschaften 5,8 Mrd. USD an den Vermögenswerten der führenden LNG-Entwickler. Zusammen hielten die Investoren Allianz mit 2,7 Mrd. USD und die Deutsche Bank/DWS mit 1,7 Mrd. USD drei Viertel der Anteile. Während einige andere europäische Banken wie die niederländische Bank ING, Barclays oder BNP Paribas planen, die Finanzierung von LNG-Exportterminals zukünftig einzuschränken, gibt es in Deutschland keine derartigen Bestrebungen.

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„Die Klimaversprechen der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank und der Allianz stehen in krassem Gegensatz zu ihrer starken Unterstützung für Flüssigerdgas“, sagt Regine Richter, Energie- und Finanzkampaignerin bei Urgewald. „Dies ist kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ihre Aktivitäten im Bereich des LNG-Ausbaus nicht durch Klimapolitik reguliert werden. Sie müssen dringend damit beginnen, ihr Engagement in dieser schmutzigen Industrie zurückzufahren. Jeder neue LNG-Terminal verschärft die Klimakrise.“

In Berlin findet in der kommenden Woche der World LNG Summit statt. Gebraucht wird bezahlbare, saubere Energie, nicht mehr Erdgas, findet urgewald und ruft gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen zu parallel stattfindenden Aktionstagen auf. Der Gegen-Gas-Gipfel startet am Sonntag, 8. Dezember. jb

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