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Foto: © Melina Mörsdorf

Nachgefragt 07.10.2025

Die Kirche zurück ins Dorf

Energiewende und Wirtschaftswachstum: Wie blickt der Postwachstumsökonom Nico Paech auf den energiepolitischen Kurswechsel von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche? Seine Antwort: Wir müssen runter vom Verbrauch – und zwar drastisch, nur dann habe die Energiewende eine Chance.

Prof. Dr. Niko Paech lehrt und forscht an der Universität Siegen im Bereich Plurale Ökonomik


Nachgefragt 07.10.2025

Die Kirche zurück ins Dorf

Energiewende und Wirtschaftswachstum: Wie blickt der Postwachstumsökonom Nico Paech auf den energiepolitischen Kurswechsel von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche? Seine Antwort: Wir müssen runter vom Verbrauch – und zwar drastisch, nur dann habe die Energiewende eine Chance.

Foto: © Melina Mörsdorf

Prof. Dr. Niko Paech lehrt und forscht an der Universität Siegen im Bereich Plurale Ökonomik



Niko Paech ist einer der bekanntesten Wachstumskritiker Deutschlands und Verfechter einer Postwachstumsökonomie. Sein Buch „Befreiung vom Überfluss“ ist im Frühjahr im Oekom-Verlag in einer überarbeiteten Auflage erschienen. Wie blickt er auf den energiepolitischen Kurswechsel von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche? Seine Antwort: Wir müssen runter vom Verbrauch – und zwar drastisch, nur dann habe die Energiewende eine Chance.

Herr Paech, Sie haben in Bezug auf den Ausbau von Wind und Sonne einmal vom Gespenst der Energiewende gesprochen. Welche Botschaft vermittelt uns dieses Gespenst? Anders gefragt: Wovor macht es uns Angst?

Es ging mir nicht um Angst, sondern Realitätsverlust. Eine moderne Konsum- und Industriegesellschaft, die global verflochten ist, mittels Erneuerbarer Energien reproduzieren und stabilisieren zu wollen, halte ich für derart unmöglich, dass ich von einem Mythos oder einer Gespensterdebatte spreche. Während die Potenziale der Erneuerbaren märchenhaft überschätzt werden, bleiben die Auswüchse oft unerwähnt.

Welche Auswüchse meinen Sie?

Wer sich die neuen Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Windparks anschaut, die einen Vorgeschmack auf die künftige Entwicklung vermitteln, kann nur schlussfolgern, dass damit der allerletzte Rest an Naturgütern abgeräumt wird, um einen Wohlstand retten zu wollen, der sowieso nicht zu retten ist. Das spricht indes nicht gegen die Erneuerbaren, wohl aber gegen Landschaftszerstörung. Eine Energiewende, die ohne Apostrophierung ihren Namen verdiente, kann nur darin bestehen, die Energieverbräuche so drastisch zu senken, dass der Rest an minimierter Energienachfrage ohne Landschaftszerstörung befriedigt werden kann. Hinzukommen dann die wenigen Gaskraftwerke, ohne die wir niemals in der Lage sein werden, Lastspitzen in irgendeiner Form zu managen. Auch hier werden Mythen verbreitet, nämlich dass die Speicherung ein ökonomisch und ökologisch absehbar lösbares Problem sei oder bereits entsprechende Kapazitäten „noch und nöcher“ existieren würden, wie eine Kollegin behauptete und großes Gelächter erntete.

Politik und Unternehmen diskutieren etwas ganz anderes: den künftigen Strombedarf in Deutschland. Der werde 2030 an die 700 Terawattstunden betragen, sagen die Autoren des Monitoringberichts, Ministerin Reiche verweist auf andere Studien, die einen Anstieg auf eine Größenordnung um die 530 Terawattstunden prognostizieren. Welche Erwartung haben Sie?

Mich interessiert nicht unbedingt der Strom-, sondern der Erdölverbrauch. Wenn wir uns den Primärenergiemix Deutschlands vor Augen führen, sehen wir: Strom ist nicht das Hauptproblem. Die Diskussion um Stromverbräuche blendet aus, dass Mobilität und kaum zu elektrifizierende Produktion ein viel größeres Problem sind. 36 Prozent der deutschen Primärenergieverbräuche gehen auf das Konto von Rohöl. Tendenz nicht sinkend. Hinzu kommt: Die tatsächlichen Energieverbräuche und CO2-Emissionen, die der german way of life verursacht, bleiben intransparent, da viele Güter aus China, Indien etc. importiert werden, die unsere ökologische Gesamtrechnung kaum zu erfassen vermag. Hinzu kommen Urlaubsreisen und ein zunehmend globaler Lebensstil, Tendenz steigend. Zu meinen, durch Elektrifizierung ließe sich das Problem lösen – das sind Science Fiction-Geschichten.

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Der europäische Green Deal hat in den letzten fünf Jahren enorme Investitionen in Erneuerbare Energien angereizt. Unterschiede gibt es beim Ausbau-Tempo in den einzelnen europäischen Ländern, aber auch bei den Technologien.

Die Elektrifizierung der Wirtschaft findet gerade statt und ist keine Science Fiction.

Vor Kurzem wurde eine Studie aus dem Bereich der Wirtschaftsinformatik veröffentlicht, wonach allein die Ausdehnung der Künstlichen Intelligenz innerhalb von anderthalb Jahren so viel zusätzlichen Strom benötigt, wie Japan pro Jahr verbraucht. Nicht nur die Digitalisierung, sondern auch sonst alles, was Energie verbraucht, wächst unaufhörlich. Woher soll der Strom kommen, zumal Sonne, Wind und Flächen physikalisch begrenzte Ressourcen sind? Alles soll elektrifiziert werden, und es wird blind darauf vertraut, dass die Erneuerbaren reichen werden. Diese Utopie ist gefährlich, weil sie eine nicht vorhandene Option vorgaukelt und die Gesellschaft davon abhält, ein unhaltbar gewordenes Wohlstandsmodell reduktiv anzupassen.

Dennoch: Wir haben in Deutschland 60 Prozent regenerativen Strom im Netz – das ist doch ein Erfolg der Energiewende?

Was bedeutet diese Zahl? Das ist ein Durchschnittswert, der nichts darüber aussagt, wie verlässlich die Versorgung ist.

Natürlich schwankt die Stromproduktion, ebenso ist ein Ausbau von Speicherkapazitäten erforderlich. Feststeht: Wir haben einen Zuwachs von Wind und Sonne im System. Sie sagen: zum Preis der Landschaftsverschandelung. Es gibt aber die Landschaftszerstörung per Braunkohleabbau, der – zusätzlich zum Eingriff vor Ort – die Landschaft durch die Folgen des Erderhitzung verschandelt, Stichwort Extremwetter. Die Vermüllung der Atmosphäre haben wir bei Wind und Solar nicht. Das kann man honorieren.

Ich glaube, dass die Verbräuche an Kohle und Erneuerbaren Energien nicht einfach in einem Substitutionsverhältnis zueinander stehen. Je höher der Stromverbrauch und der ursächliche Lebensstandard sind, desto mehr Backup-Kapazitäten werden benötigt. Woher kommt der Strom während der Dunkelflauten? Aus Gaskraftwerken, aus dem Ausland? Hier wäre mehr Transparenz wichtig, etwa den Import von Atomstrom aus Frankreich betreffend. Der polemische Vergleich zwischen Erneuerbaren Energien und Kohle ist unangebracht. Denn er suggeriert, dass Kritiker der Energiewende die Rückkehr zur Kohle für eine Alternative halten. Wer diesen Popanz aufbaut, will offenbar nicht über Einsparung sprechen, denn das wäre der einzig plausible Weg. Was in der Lausitz und in Erkelenz an landschaftszerstörerischem Kohleabbau erfolgt, resultiert aus juristisch kaum anfechtbaren Genehmigungen, gegen die auch ein Ausbau Erneuerbarer Energien nichts ausrichten kann.

Zudem treten selbst die Leugner des von Menschen verursachten Klimawandels nicht für Kohle-, sondern für Atomenergie ein, wie übrigens auch die Grünen in England und Finnland. Hinzu kommt: Selbst wenn es in Deutschland gelingt, viele Kohlekraftwerke durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, was geschieht dann mit den CO2-Zertifikaten der Betreiber? Hier besteht die Gefahr einer reinen Verlagerung der Emissionen innerhalb des europäischen CO2-Handels.

Eine zweite Zahl: Mehr als 90 Prozent des weltweiten Anlagenzubaus für die Stromerzeugung entfielen 2024 auf Erneuerbare Energien. Damit ist im Prinzip der Kampf ausgefochten zwischen fossil-atomar und regenerativ.

Wäre der Kampf gewonnen worden, müsste das an den CO2-Emissionen abzulesen sein. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und außerdem deckt diese Zahl nur die Elektrizität ab, nicht aber den globalen Verkehr: Güter- und Personentransporte. Kaum war Corona vorbei, haben Verkehre und Produktionsaktivitäten, die sich nicht elektrifizieren lassen, wieder extrem zugenommen. Nur ein Rückbau des Verkehrs und der Industrieproduktion kann für eine Entlastung sorgen. Das Gegenteil erfolgt, und dagegen mit Erneuerbaren anzurennen, ist aussichtslos, denn mit deren Ausbau nehmen auch die Nebenwirkungen zu.

Die Kollegin Miriam Lang hat gerade das Buch „Grüner Kolonialismus“ vorgelegt. Wenn man sich die Verbräuche etwa an Mineralien, Kupfer, seltenen Erden vergegenwärtigt, wird einem schwarz vor Augen. Diese ganzen Begleiterscheinungen müssen wir einkalkulieren. Interessant wäre auch zu wissen, welchen Anteil an der von Ihnen genannten Zahl die gigantischen Wasserkraftwerke, etwa in der Türkei und Brasilien haben, deren soziale und ökologische Folgen noch weitaus extremer sind als die landschaftlichen Verwüstungen hierzulande. Die Akzeptanz der davon betroffenen Menschen sinkt.

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Aber worüber wird gesprochen in der öffentlichen Debatte? Über die Frage: Mehr Gas contra mehr Erneuerbare, Speicher und Flexibilität. Sie sagen, Ihr Ansatz der Postwachstumsökonomie ist ein mediales Nischenthema. Wie könnte eine Verständigung aussehen zwischen diesen beiden weit auseinander liegenden Polen der Debatte?

Die Gemeinsamkeiten der beiden konträren Debattenpole bestehen darin, den Wohlstand zu erhalten und alles weitere auf die Technologie abzuwälzen. Dies kann nur scheitern. Gleichwohl nährt die Politik fortwährend beide unerfüllbare Versprechen, um sich den Mittel- und Oberschichten anzudienen, die in der Mehrheit sind, also unter keinen Umständen reduktive Anpassungen ruinöser Praktiken anzusprechen. Die Politik führt vor, was der Wiener Kollege Ingolfur Blühdorn als „Simulative Demokratie“ bezeichnet: Regierungsvertreter versuchen, die Unlösbarkeit des Problems erträglich zu gestalten, indem technologiebasierte Glaubenssysteme reproduziert werden. Im Hintergrund stirbt die Ökosphäre.

Was passiert, wenn sich die Krisen häufen?

Je unfähiger Gesellschaften sind, den überlebenswichtigen Rückbau politisch zu organisieren oder mehrheitlich durch eigenständige reduktive Maßnahmen umzusetzen, umso unvermeidbarer werden ökologische und ökonomische Krisen. Unvorbereitet eintretende Verwerfungen nebst substanzieller Knappheit bilden ein Regime, das sich nicht abwählen lässt. Seine regulative Macht beruht nicht auf demokratischen, sondern physischen Gesetzen und erinnert an Epochen, in denen Menschen den Unbilden der Natur ausgesetzt waren.

Die nicht ganz freiwillige Umkehr zum Weniger meistert am ehesten, wer es gewohnt ist oder eingeübt hat, ein sinnstiftendes Dasein genügsam zu gestalten. Serge Latouche, ein französischer Wachstumskritiker, spricht von einer Selbsttransformation, die erst in hinreichendem Maße vorwegnehmen und damit erfahrbar werden lassen müsse, was dann später vom Rest der Gesellschaft akzeptiert werden könnte. Mit anderen Worten: Statt auf politische Lösungen zu hoffen, mit denen sich die Wachstumstitanic noch umzusteuern lässt, wäre es ratsam, gemeinsam mit anderen Rettungsboote zu bauen, um sich vor dem Aufprall zu schützen. Denn die Frage, ob Krisen zum Motor des Wandels werden, stellt sich nicht mehr, sondern nur noch, wie diese bewältigt werden können. Die vielzitierte Formel „by design or by disaster“ wäre also zu modifizieren, nämlich in „by decentralized design and desaster“. Gebraucht werden Vorbilder und Leitprojekte, die als Kommunikationsinstrument und Schablone zum Imitieren dienen. Diese nicht zu verhindernde Wende zum Weniger ließe sich von einer fröhlichen Trauerrede auf den aktuellen Wohlstand begleiten.

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Noch einmal zu Ihrer Rolle in der Öffentlichkeit. Die Neue Züricher Zeitung hat einmal geschrieben, Sie würden sich für das Überleben der Menschheit zum Clown machen. Wie nehmen Sie es wahr: Nimmt diese Art von Hochmut und Häme zu oder ab?

Na, der Journalist hatte sich damals wahrscheinlich drauf bezogen, dass in irgendeinem der etlichen Berichte über mich stand, ich sei ein Spinner, was kaum repräsentativ ist. Natürlich durchleiden manche Leute Angstzustände, wenn ihnen mitgeteilt wird, dass ihr Lebensstandard nicht nur ökologisch ruinös, sondern schlicht unhaltbar ist. Wer die aktuelle Lebensweise delegitimiert, macht sich keine Freunde. Aber bösartiges Framing macht mir nichts aus, weil es mehr über die Kritiker als über mich aussagt. Tatsächlich haben die medialen Angriffe auf mich in letzter Zeit abgenommen. Ich habe schon den Eindruck, dass immer mehr Menschen begreifen, dass ein „Weiter so!“ völlig unmöglich ist. Die Leute haben Augen und Ohren und fangen an, zweierlei zu begreifen: Die Belastungen sinken nirgends. Nur wenn sich Wachstumskrisen ereigneten – Finanzkrise, Corona etc. –, haben sich die ökologischen Belastungen verringert. Und je eher wir uns freiwillig darauf einstellen, umso einfacher wird der ohnehin nicht zu vermeidende Übergang.

Hätten Sie denn Lust, Ihre mediale Aufmerksamkeit zu steigern und sich beispielsweise bei Markus Lanz mit Robin Alexander (Die Welt) oder Michael Bröcker (Table.Briefings) auseinanderzusetzen? Vor allem: Werden Sie überhaupt eingeladen?

Nein, ich werde nicht eingeladen, vermutlich deshalb nicht, weil meine Position für Moderatoren des öffentlich-rechtlichen Fernsehens viel zu sehr vom fortschrittstrunkenen Mainstream abweicht. Vielleicht wird auch befürchtet, dass ich zu überzeugend argumentieren könnte.

Das Gespräch führte Benedikt Brüne.

Kommentare

Hannes Allabauer am 07.10.2025

Herrn Paech als Clown zu bezeichnen ist sehr vermessen - Kabarettist kommt dem näher. Hofnarr würde auch passen aber er ist ja in seinem Metier selber der König. Der Duktus seiner Argumente passt genau auf die Beratungsresistenz der Politiker und Industriemanager. Könnte nur ein Holzhammer noch mehr bewirken?

Karl-Heinz Sonntag am 08.10.2025

Auffallend ist, dass Kritik an Niko Paech selten substanziell ist, sondern immer sehr allgemein und fast immer ausschließlich die Person als ganze betreffend (Stichwort Argumentum ad hominem, Aristoteles lässt grüßen), so ist es auch mit Zuschreibungen wie "Spinner" oder "Clown".

 

Geht man tiefer in die Materie rein, erkennt man, dass er das Gegenteil eines Spinners ist. Seine Argumente sind sehr stichhaltig, ich empfehle in diesem Zusammenhang auch das Buch von Jean-Pierre Wils "Verzicht und Freiheit - Überlebensräume der Zukunft".

 

Der Satz "Während die Potenziale der Erneuerbaren märchenhaft überschätzt werden, bleiben die Auswüchse oft unerwähnt." bringt es auf den Punkt. Das ist genau das, was bei fast allen technischen Entwicklungen abläuft.

 

Hinzukommt, dass die Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts systematisch ausgeblendet werden. Paech hat es mal in einem Interview in der agora42 sehr treffend beschrieben, dass nämlich die Summe und die Wechselwirkungen aus materiellen, finanziellen und vor allem psychologischen Rebound-Effekten dazu führen, dass !jede! technologische Entwicklung unterm Strich die Ressourcenverbräuche und Umweltschäden erhöht.

 

Ohne massive Reduktion von Ressourcen- Flächen- und Energieverbräuchen verlaufen alle auf Technik basierende Klima- und Umweltschutzmaßnahmen also nicht nur ins Leere, sie verstärken sie!

 

Aber die Leute, die meinen, Flugreisen usw seien ein Menschenrecht, wollen dies natürlich nicht hören. Sich kritisch mit dem eigenen Lebensstil auseinandersetzen zu müssen, führt meistens zu einer tiefgreifenden kognitiven Dissonanz. Um diesen inneren Konflikt zu vermeiden, gibt es heute einen Supermarkt an Ausreden, zu allererst natürlich der Glaube an die Überlegenheit der Technik.

Hannes Allabauer am 09.10.2025

Anmerkungen:

[1] PV ist besser aufgehoben auf Haus-, Stell- und Scheunendächern – also verbauchernah. Wir haben derzeit ca 2.000 Windräder und 1.000.000 Hochspannungs-Gittermasten (hüsch hässlich). Von diesen brauchen wir noch mehr (d. h. noch mehr Leitungen), wenn wir auf Windräder verzichten.

[2] Den Energieverbrauch müssen wir nicht senken, schon garnicht drastisch – es genügt schon, ihn nicht zu steigern. Das hat leider mit der Bevölkerungspolitik anderenorts zu tun und auch noch mit Militärgerät.

[3] Lastspitzen beherrschen Groß-Batterien besser als Gaskraftwerke. Ein solches brauch zum Hochfahren von Teillast (Stanby) auf Volllast min. 20 Minuten – die Batterie kann das binnen Millisekunden. Das größte Potential haben Redox-Flow-Speicher mit beliebig skalierbarer Kapazität.

[4] Der Gas- und Rohölverbrauch zwecks Verfeuerung (wie Müll) sind reine Verschwendung. Allein Chemie- und Pharmaindustrie können nicht darauf verzichten! Das Verbrenner-Aus kommt auf jeden Fall zu spät. Strom ist die bessere Alternative, ggf. mit Biogas.

[5] In den 60er Jahren wurde uns vorgehalten, dass der Energieverbrauch exponentiell steigen wird. Deshalb haben wir uns dem „Atomzeitalter“ gebeugt – und wo sind wir heute? Viele Prognosen folgen der Methode. Befürchtungen zu wecken und somit die Vernunft zu wecken.

[6] Genehmigungen haben oft einen Bleifuß. So hat NRW dem RWE den Braunkohleabbau in einem extremen Ausmaß (mit Waldzerstörung) genehmigt und ist als Bundesland Miteigentümer an der RWE!!!

[7] Die AKW-Nachsorge sattelt der Gemeinschaft eine riesige Verantwortung auf die mit unbekannten Kosten mit enormer Höhe aufgrund der Laufzeit aufläuft. Die könnten die Experten gut abschätzen – tun sie es? Außerdem sind AKW auf dem Stand heutiger Technik viel zu teuer. Klein-AKW sind wie alle Kleinanlagen relativ teurer als Großanlagen.

[8] Der Zertifikatehandel läd ein zum Betrug und schadet der Idee. Die Steuer ist ehrlicher und direkt.

[9] bis [10] folgt

Maximilian Joosten am 17.10.2025

0 Gut

@Hannes Allabauer:

 

Nur unter Berücksichtigung von Anlagen mit einer Netto-Nenn-Leistung größer als 100 kW sind - Stand heute - in Deutschland 30.599 Windenergieanlagen in Betrieb (https://www.marktstammdatenregister.de/MaStR/Einheit/Einheiten/OeffentlicheEinheitenuebersicht). Nur so zur Information…

 

Ansonsten teile ich weitgehend Ihre Argumentation. Dass die „Potenziale der Erneuerbaren märchenhaft überschätzt“ würden ist schlicht Unfug. Sie werden, im Gegenteil, nach wie vor massiv unterschätzt. Es ist schade, dass sich ein intelligenter Kopf wie Nico Paech, der ansonsten so viel Richtiges schreibt und sagt, in diesem Punkt so vergaloppiert.

 

Berechtigte Kritik an der Wachstumsideologie und eine Arbeit an einer Kreislaufwirtschaft – zu der auch die perspektivisch ausschließliche Nutzung regenerativer Energien gehört – sollten nicht gegeneinander argumentieren und arbeiten, sondern gemeinsam für und an einer Zukunft, die uns Menschen ein einigermaßen lebenswertes Dasein auf diesem Planeten ermöglicht.

 

Für dieses Ziel ist beides notwendig: Eine drastische Reduktion von Konsum und Verschwendung und eine vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Strom, der aus regenerativen Quellen stammt und der natürlich mit möglichst wenig Landschaftsverbrauch und Ressourcenverschwendung produziert werden muss.

Hannes Allabauer am 09.10.2025

[9] Nicht nur Verkehr und Industrie treiben die Treibhausgase sondern sämtliche Pyromanen und die nehmen mit der Bevölkerungszahl zu.

[10] Politik dient sich nicht den Mittel- und Oberschichten an. Sie dient (z. T. heimlich) der Industrielobby. Die Erkenntnis „Weniger ist mehr“ läuft ins Leere. Geht es noch ohne Sintflut?

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