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Die Kohlekraft auf Expansionskurs

Foto: Bild zweier Wolkenkratzer.
Die Bank of China gehört zu den wichtigsten Mitstreitern der Kohleindustrie und deren Expansion (Foto: © Bernard Spragg. NZ / flickr.com, CC0 1.0)

Großbanken und Investoren unterstützen weiterhin die Kohleindustrie. Berichten zufolge fließen immer noch große Summen in den Bau neuer Kohlekraftwerke und Abbau des Gesteins. Vor allem chinesische Banken investieren massiv in die schmutzige Energie.

13.12.2017. – Pünktlich zum Climate Finance Day in Paris, bei dem Emmanuel Macron Spitzenpersonal aus Politik und Wirtschaft einlud um über Finanzfragen beim Klimaschutz zu diskutieren, zeigen zwei neue Berichte, wie stark große Banken und Investoren die Klimaschutzziele von Paris untergraben. Ein internationales Netzwerk von NGOs belegt, dass Großbanken 630 Milliarden und Investoren 140 Milliarden US-Dollar zwischen Januar 2014 und September 2017 in Kohlekraftwerksentwickler investiert haben. Das Geld ging an 120 Unternehmen, die für zwei Drittel der weltweit geplanten Kohlekraftwerke verantwortlich sind. Diese planen den Bau von über 550.000 neuen Megawatt an Kohlekraft, was dem aktuellen Volumen von Deutschland, USA und Indien zusammen entspricht. 90 Prozent der neuen Kohlekraftwerke sind dabei in Entwicklungsländern geplant.

Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, kritisiert: „Viele der größten Investoren in unserem Ranking sind Mitglieder von Initiativen, die regelmäßig vor der Bedrohung warnen, die der Klimawandel für unsere Gesellschaft darstellt. Es sind jedoch genau dieselben Institutionen, die Milliarden Dollar in Unternehmen mit gewaltigen Ausbauplänen für Kohle investieren.“ Urgewald ist Teil des Netzwerks aus NGOs, die die beiden Berichte Banks vs. The Paris Agreement und Investors vs. the Paris Agreement veröffentlicht.

Chinas Führungsanspruch beim Klimaschutz zweifelhaft

Der Bericht „Banks vs. the Paris Agreement“ zeigt, 17 von 20 Banken im Bereich von Anleihe- und Aktienemissionen für Kohlekraftwerksentwickler sind chinesische Banken. Das in jüngster Vergangenheit so oft gelobte China auf dem Weg zur Erneuerbaren Energiewende investiert also weiterhin massiv in die Kohlekraft. Dies zeigt auch die Liste der Empfänger der Geldzuwendungen. Auf den vorderen Plätzen der wichtigsten Kohlekraftwerksentwickler befinden sich vor allem chinesische Firmen, die in Zukunft wohl für über die Hälfte (280.053 MW) der geplanten 550.000 MW an Kohlekraft verantwortlich seien werden. Bereits heute produzieren die beiden größten Kohleproduzenten Chinas zusammen fast 560 Millionen Tonnen Kohle jährlich.

In dieser Kategorie mischt auch der deutsche Konzern RWE kräftig mit. Über 90 Millionen Tonnen Kohle gehen jährlich über die Förderbänder, gleichzeitig ist der Energieriese aus dem Rheinland größter Braunkohleförderer der Welt. Auf Seiten der Geldgeber sind deutsche Unternehmen ebenfalls Teil des Geschäfts mit der Kohle. Die Deutsche Bank gehörte in den letzten Jahren zu den Top-Financiers großer Kohlekraftwerke. Alleine 584 Millionen US-Dollar gingen zwischen 2014 und 2017 an den größten Kohlekraftwerksentwickler der Welt, NTPC aus Indien. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2015 betrug das gesamte Investitionsvolumen in den Kohlesektor 3,3 Milliarden Euro. Auch Verbindungen zu RWE sind bestens dokumentiert.

Wenig positive Signale

Im Zuge des Pariser Klimaabkommens will sich die größte deutsche Bank zwar Schritt für Schritt aus dem Geschäft mit der Kohle zurückziehen und seine Finanzierung bis Ende 2019 um 20 Prozent reduzieren, doch bis zu einem kompletten Ausstieg aus der Kohle scheint es noch ein langer Weg. Ein klares Signal setzte hingegen diese Woche der französische Versicherungskonzern AXA, der unter anderem RWE komplett aus seinem Portfolio werfen will.

Doch weltweit wird weiterhin kräftig in die Kohle investiert. Neben China sind es vor allem Banken und Investoren aus Japan und den USA, die bei der Kohleexpansion mitmischen. Und gerade in Bezug auf Investoren ist die Verfügbarkeit der Daten äußerst gering. „Die von uns gefundenen institutionellen Investitionen in Höhe von 139,6 Milliarden US-Dollar in Kohlekraftwerksentwickler sind wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt die Mitinitiatorin des Berichts „Investors vs. the Paris Agreement“ Schücking. mf


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