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AusschreibungenDie Windindustrie kann nicht, Solarbranche darf nicht

Warten auf bessere Zeiten: Die deutsche Windindustrie.
Warten auf bessere Zeiten: Die deutsche Windindustrie. (Foto: © BWE/Tim Riediger)

Während kaum neue Windräder entstehen, könnten deutlich mehr Solaranlagen gebaut werden. Die Bundesregierung bremst und verkennt: Ohne Ökostrom sind die Klimaziele unerreichbar. Die Lücke zwischen notwendigem und tatsächlichem Ausbau ist riesig.

22.10.2019 – Als Beobachter könnte man fast sagen, die Bundesregierung bremse systematisch die Energiewende aus. Zumindest sind die Anzeichen dafür seit Jahren erkennbar und die Auswirkungen dieser Stillstandspolitik werden immer deutlicher. In der Energiepolitik legte sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei Amtsantritt darauf fest, Reformen zu verschieben. Und geriet so sehenden Auges ins Übel.

Überbringer der neuesten schlechten Nachrichten war am Freitag die Bundesnetzagentur, die die neuesten Zahlen zur Förderung von Wind- und Solaranlagen veröffentlichte.

Keine Windräder und 30.000 verlorene Jobs

Per Wettbewerb und Ausschreibung wird die Förderung neuer Anlagen seit einigen Jahren organisiert. Nur, dass bei Windrädern gar kein Wettbewerb stattfindet. Für eine Leistung von 675 Megawatt suchte die Bundesnetzagentur neue Windräder, es wurden aber nur Anträge für neue Anlagen mit 204 Megawatt eingereicht. Also nicht einmal ein Drittel. Alle, die bauen wollten, erhielten einen Zuschlag. So geht das schon das ganze Jahr.

Die Windindustrie steckt in ihrer tiefsten Krise, die sich schon vor zwei Jahren angekündigt hatte und bislang über 30.000 Arbeiter ihren Job kostete. Zu wenige ausgewiesene Flächen, zu lange Genehmigungszeiten, überforderte Behörden, schlecht gemachte Ausschreibungsverfahren und viele Klagen, die sich jahrelang hinziehen und keine Sicherheit bieten.

Eine gigantische Klimaschutz-Lücke

Die Bundesregierung hat die Probleme lange ignoriert und steht nun, da die Probleme vielfältig und komplex geworden sind, vor großen Herausforderungen. Sie handelt erneut nur zögerlich und kleinteilig. Das Klimapaket der Bundesregierung nannte der Bundesverband Windenergie „industriepolitisch unzureichend und klimapolitisch ungeeignet“.

Tatsächlich müssten laut Wissenschaftlern pro Jahr mehrere tausend Megawatt neuer Windräder gebaut werden, um die Ziele der Bundesregierung einzuhalten. Von bis zu 5.000 Megawatt ist die Rede. Im ersten Halbjahr 2019 waren es dagegen gerade einmal 231 Megawatt. Eine gigantische Lücke.

Solarenergie kann, aber darf nicht

Ganz anders in der Solarbranche, die nach Jahren der Stagnation endlich wieder Auftrieb verspürt. Sie könnte viel mehr neue Anlagen errichten, als sie darf. In der neuesten Ausschreibungsrunde wurden Gebote mit 648 Megawatt abgegeben, aber nur 150 dürfen gebaut werden. Auch das geht schon mehrere Runden so.

Die Förderpreise für eine Kilowattstunden Solarstrom lagen bei gut 5 Cent, für neuen Windstrom dagegen einen Cent höher. Auch rein ökonomisch macht es also wenig Sinn, den Zubau der Solarenergie zu begrenzen.

Ohne Ökostrom keine Klimaziele

Mit der künstlichen Deckelung konterkariert die Bundesregierung ihre eigenen Ziele. Bis 2030 sollen 65 Prozent des Stromverbrauchs mit Ökostrom gedeckt werden, so steht es im neuen Klimapaket, mit dem die Klimaziele eingehalten werden sollen. Dennoch unternehmen Union und SPD kaum etwas, um den Ökostrom-Ausbau in geordnete Bahnen zu lenken und dem eigenen Ziel anzupassen.

Stattdessen rechnet die Koalition im Klimaschutzgesetz mit einem sinkenden Stromverbrauch bis 2030, was Experten bezweifeln. Denn mit mehr Elektroautos und Wärmepumpen, mit der Sektorenkopplung, also der Verzahnung der Bereiche Strom, Wärme und Verkehr, geht auch eine Elektrifizierung einher. Strom wird in Zukunft vermehrt gebraucht und damit das nicht zu Lasten des Klimas geht, muss es Ökostrom sein.

Doch dafür müssten erst einmal mehr Windräder und Solaranlagen gebaut werden. Geschieht dies nicht, sind auch die Klimaziele nicht erreichbar. cw


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Kommentare

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Denkender Bürger 22.10.2019, 09:27:52

Leider steckt sowohl in der Solar- und PV-Technik als auch in der Windkraft neben den wirtschaftlichen Grenzen auch eine ökologische Grenze, über die nur bisher keiner spricht und die noch nie evaluiert worden ist:

 

Vom Materialbedarf dieser Anlagen und dessen ökologischen Auswirkungen einmal abgesehen, entzieht jede Solar- und PV-Anlage dem Erdkörper einen Teil der auftreffenden Sonnen-Energie - weil dieser Teil ja in Wärme-Energie oder Strom umgewandelt wird und dann anderweitig genutzt wird.

Solange das alles in einem überschaubaren Rahmen bleibt, ist das unkritisch.

Wird dabei aber eine vertretbare Grenze überschritten wird, wird dies das Klima nachhaltig beeinflussen.

Man kann also nicht auf "Teufel komm raus" Solar und PV-Anlagen aufstellen, weil man da Gefahr läuft, die Umwelt so nachhaltig zu beeinflussen, daß man das gegenteil von dem erreicht, was man mit diesen Anlagen eigentlich erreichen wollte - die Solar- und PV-Technik und die gesamte Energiewende dadurch zu einer ökologischen Verschlimmbesserung wird.

Mit der Windkraft ist es ganz ähnlich:

Jedes Windrad stellt für den Wind ein Hindernis dar. Solange die Zahl der Windräder innerhalb einer ökologisch vertretbaren Grenze bleibt, ist deren Aufstellung gut und richtig. Wird diese grenze aber überschritten, wird dadurch die Bewegung der Luft nachhalig verändert, was das Klima beeinflussen wird.

Diese Grenzen des ökologisch Vertretbaren wurden leider bisher noch nie evaluiert - weder für die Solar und PVnoch für die Windkraft.

Dies zu tun wäre aber wichtig - und zwar jetzt, wo noch Zeit genug dafür ist.

Das wäre ein hochinteressanter und hochwichtiger Auftrag für die Wissenschft.

Und erst wenn diese Grenzen erforscht sind, kann man für die Nutzung dieser Energiequellen und damit für die Energiewende ein verbindliches, wirtschaftlich wie ökologisch sinnvolles und technisch machbares Gesamtkonzept erstellen.

Denn das die Energiewende eine ökologische Verschlimmbesserung wird, wird schließlich keiner wollen.

Jetzt reicht`s 22.10.2019, 15:16:55

+71 Gut

Und nicht zu vergessen: Die Erde ist eine Scheibe

Jetzt reicht`s 22.10.2019, 15:22:57

+71 Gut

Wenn zuviele Menschen auf die Nordhalbkugel kommen, dann ändert sich die Neigung der Erde und dann haben wir keine Jahreszeiten mehr.

Jetzt reicht`s 22.10.2019, 15:40:01

+73 Gut

Sind Sie Lungenarzt?

Denkender Bürger 22.10.2019, 18:29:57

+67 Gut

@ Jetzt reicht's

 

Das Sie meine Ausführungen mangels technischem Verständnis nicht verstehen können und/oder aus ideologischen Gründen gefällt, war mir von vornherein klar.

Aber ein ernstes Problem der Lächerlichkeit preis zu geben oder in Polemik zu verfallen bringt nichts und niemandem was - der Umwelt am allerwenigsten.

Und wenn Sie der Meinung sind, meine Ausführungen und Überlegungen seien so falsch, dann widerlegen Sie diese doch einfach mal.

Oder ist es Ihnen peinlich, dies nicht zu können und zugeben zu müssen, daß ausgerechnet jemand wie ich Recht hat? Scheint wohl so zu sein - Ihre Reaktion zeigt das deutlich.

Denkender Bürger 27.10.2019, 14:44:00

+62 Gut

Was mir erst jetzt aufgefallen ist:

Ganz so geschichts-vergessen wie ich anfangs glaubte, scheinen einige Netzer denn doch nicht zu sein:

In tolatitären Systemen wurde frher der Bote der schlechten Nachricht geköpft.

Die Reaktionen auf meine Bedenken zeigen ganz klar, daß dies bei einigen Leuten doch nicht in Vergessenheit geraten ist ...

Schlauer Bürger 22.10.2019, 16:24:59

Wenn im Herbst die Bäume die Blätter verlieren, wird der Wind stärker, weil weniger Widerstand durch die Blätter zu erwarten ist.

Denkender Bürger 22.10.2019, 18:22:18

+68 Gut

Das Sie das Gesagte mangels technischen Verständnis nicht verstehen können oder aus ideologischen Gründen nicht verstehen wollen, sehe ich Ihnen ja noch nach.

Aber bleiben Sie bei Ihren Kritiken sachlich!

Polemik bringt hier nichts und niemanden weiter!

Denkender Bürger 22.10.2019, 18:52:37

Die Feststellung "Die Windindustrie kann nicht" ist übrigens nichts anderes als die geistige Bankrott-Erklärung der Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik! Die Windinsustrie könnte nämlich sehr wohl:

 

Savonius-Windkraftanlagen scheinen den Verantwortlichen irgendwie unbekannt zu sein.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Savonius-Rotor

 

In Kopakt-Format könnte man sie nahezu überall installieren - also insbesondere auch auf Hausdächern und vorhandenen (Strom)-Masten. Die Landschaft müßte also nicht mit Windrädern "verspargelt" werden.

Die Einspeisung der so gewonnenen Energie ins natz ist mit der entsprechenden Umformer-Technik schon heute kein Problem.

Die Windindustrie hätte mit deren Bau und Installation auf lange Zeit genug zu tun - womit der Wirtschaft geholfen wäre.

Die Anlagen könnten zudem in weiten Teilen aus Recycling-Material hergestellt werden, was wieder ein umwelttechnisches Problem mildern würde.

Das Problem dieser Anlagen ist nur, daß die aufgrund ihres im Vergleich zur Stromerzeugung hohen Bauaufwandes wirtschaftlich nicht rentabel sind. Aber dem ließe sich abhelfen:

Wie wäre es denn, die vorgesehene CO2-Steuer gezielt zur Förderung derartiger Anlagen zu verwenden?

Man würde sie auf diesem Weg nicht nur wirtschaftlich rentabel bekommen - der Bürger würde zudem konkret sehen, wo die CO2-Abgabe hingeht und hätte dann ein ganz anderes verständnis dafür.

 

Ich kann daher nur sagen:

Ideen braucht der Mensch!

Aber daran scheint es vielen und vor allem den Verantwortlichen zu fehlen!

Denkender Bürger 22.10.2019, 19:13:31

@ Jetzt reicht's, @ Schlauer Bürger

 

Ihre Reaktionen auf meine Ausführungen und Bedenken zeigen übrigens sehr deutlich, wie schlechtes Beispiel die guten Sitten verderben kann.

Und was ist nun das Beispielgebenede?

Im Zschopautal zwischen Annaberg und Flöha hatte man in den 90-er Jahren als regionales Energie-Projekt eine ganze Serie von Laufwasser-Kraftwerken errichtet. Die Begeisterung der Ökos - vermutlich alles Leute wie Sie - war anfänglich auch ungebrenst.

Aber schon nach wenigen Monaten setzte der große Katzenjammer ein:

Mit den Wasserkraftwerken im übertriebenen Maß hatte man das Fließverhalten des Flussen derart negativ beeinflußt, das bis an die Mündung bei Döbeln das ganze Ökosystem am Fluß und in Flußnähe umgekippt ist.

So hat man dann einen Teil der Anlagen rückbauen müssen, um zu retten, was noch zu retten war.

Den Rest hat dann das große Hochwasser 2002 erledigt, und den Wiederaufbau der noch vorhandenen Anlagen hat man danach gleich sein lassen.

Und nun mal im Ernst:

Soll es mit Wind-Energie, PV und Solar genauso werden?!

Dort sind die Maßstäbe und Dimentionen bei weitem etwas größer als an einem regionalen Fluß.

Denkender Bürger 22.10.2019, 19:30:33

@ Jetzt reicht's, @ Schlauer Bürger

 

Ein weiteres sehr eklatantes Beispiel, wie übertrieben guter Wille ins Gegenteil umschlagen kann, hat eine Gärtnerei in der Nähe von Augsburg vor einigen Jahren geliefert:

Diese wollte mittels Oberflächen-Geothermie auf ökologische Art Energie gewinnen.

Also hat sie unter ihren Beeten und Gewächhäusern eine entsprechende Anlage vergraben lasen.

Die Anlage hat energietechnisch auch gut funktioniert.

Allerdings mußte die Gärtnerei binnen kurzer Zeit ihren Gärtnereibetrieb einstellen, weil die Geothermie-Allege dem Boden soviel Wärme entzogen hat, daß Kulturplanzen darauf enfach nicht mehr wurzeln und wachsen konnten.

 

Glauben Sie jetzt immer noch, die Erzeugung von Ökostrom hätte keine ökologischen Grenzen?

Dann ist Ihnen leider nicht mehr zu helfen!

Jetzt reicht`s 23.10.2019, 14:05:16

+66 Gut

Danke.

Sie sollten Ihre Zeit sinnvoller Nutzen. Was Sie schreiben, glauben Sie doch selbst nicht

Jetzt reicht`s 23.10.2019, 14:07:32

Liebe Redaktion von Energiezukunft: Bitte die Kommentarfunktion entfernen. Das hält ja keiner aus.

Denkender Bürger 23.10.2019, 15:43:02

+59 Gut

Wenn jemand sein Weltbild weder erklären noch refelktieren kann, stimmt doch irgend etwas nicht.

Denkender Bürger 23.10.2019, 15:59:31

Im Übrigen erinnert mich dieses Verhalten eklatant an Alice Weidel, wo sie demonstrativ aus den Studio marchiert ist, als alle über sie hergefallen sind.

Jetzt reicht`s 24.10.2019, 10:34:09

Zitat von Denkender Bürger: "Jedes Windrad stellt für den Wind ein Hindernis dar. Solange die Zahl der Windräder innerhalb einer ökologisch vertretbaren Grenze bleibt, ist deren Aufstellung gut und richtig. Wird diese grenze aber überschritten, wird dadurch die Bewegung der Luft nachhalig verändert, was das Klima beeinflussen wird."

 

Frage: Wenn die Windräder die Bewegung der Luft verändern, dann müßten auch Flugzeuge die Bewegung der Luft verändern?

Denkender Bürger 24.10.2019, 17:35:59

+61 Gut

In zu großer Anzahl definitiv.

Wo dabei die Grenze liegt ist bisher ürbigens genauso wenig evaluiert worden wie bei den Windrädern.

Jetzt reicht`s 28.10.2019, 09:59:03

+61 Gut

Dann wage ich mal zu behaupten, dass der Flugverkehr mehr das Klima beeinflusst als Windernergieanlagen.

Und wenn man so denkt wie Sie, ist jedes Gebäude, jedes Fahrzeug, jedes Schiff, einfach alles das sich dem Wind entgegenstellt, an der Änderung des Klimas mitverantwortlich.

Das führt ins Absurde.

 

Es geht beim Klimawandel um das Überleben der Menschheit. Wenn sich die Durchschnittstemperatur mehr als 4° erhöht ist kein Leben auf diesem Planeten mehr möglich.

 

Zwischen der Eiszeit und dem Jahr 1750 sind die weltweiten Durchschnittstemperaturen gerade einmal um 3,5° gestiegen. Zwischen 1750 und 2015 gab es einen weiteren rapiden Anstieg um gut 1°. Vergleicht man den historischen Temperaturanstieg mit dem Meeresspiegelanstieg, verdeutlicht das die extremen Gefahren des aktuellen Klimawandels.

Um bitte um Beachtung, die Sonnenleistung hat abgenommen, sonst hätten wir eine noch deutlichere Temperaturerhöhung.

 

Mir ist klar, daß Sie als Bürger in den neuen Bundesländern ein Problem mit dem Wort "Wende" haben. Aber wir müssen die Energiewende so schnell wie möglich durchziehen.


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