World Energy Outlook 2024: Die Zukunft ist elektrisch
Erneuerbare Energien erzeugen immer mehr Strom. Fossile Energieträger erzeugen noch mindestens bis Ende des Jahrzehnts immer mehr Emissionen. Die Welt ist noch immer nicht auf Kurs, Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf Net-Zero zu senken.
29.10.2024 – Der World Energy Outlook 2024 der Internationalen Energieagentur (IEA) analysiert, wie sich das Energiesystem im vergangenen Jahr entwickelt hat, und erstellt eine Prognose für die Zukunft des Energiesektors aufgrund der derzeitigen Marktlage und politischen Rahmenbedingungen.
Fossiler Peak Ende dieses Jahrzehnts
Aufgrund der derzeitigen Policylage wird angenommen, dass der Bedarf an Öl, Kohle und Erdgas bis Ende des Jahrzehnts weiter ansteigt, dann seinen Peak erreicht und anschließend sinkt.
In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zeichnen sich sowohl ein Überschuss an LNG und Erdöl wie auch eine große Bandbreite an verfügbaren Erneuerbaren Technologien ab, im Besondern im Bereich der Solarenergie und der Batterien. Dies sollte zu niedrigeren Energiepreisen führen, Verbraucher entlasten und Regierungen Spielraum verschaffen, um fossile Subventionen abzubauen und in Erneuerbare Energien zu investieren, so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.
Der Markt der Erneuerbaren Energien wächst derweil weltweit weiter an. Bereits im kommenden Jahr werden Erneuerbare voraussichtlich über ein Drittel der weltweiten Stromerzeugung decken. Damit würden Erneuerbare Kohle an der Spitze der Stromerzeugung ablösen. Bis 2050 soll der Anteil Erneuerbarer an der Stromerzeugung auf rund 60 Prozent steigen.
Mehr Investitionen in Stromnetze nötig
„In der Energiegeschichte haben wir das Zeitalter der Kohle und das Zeitalter des Öls erlebt - und jetzt bewegen wir uns mit großer Geschwindigkeit in das Zeitalter der Elektrizität, das das globale Energiesystem in Zukunft bestimmen und zunehmend auf sauberen Stromquellen basieren wird“, sagt Birol.
Der globale Strombedarf ist im vergangenen Jahrzehnt doppelt so schnell gestiegen wie der Energiebedarf. Der Bericht hebt die Bedeutung von Stromnetzen und Batterien für ein auf Erneuerbaren basierendes, flexibles Stromsystem hervor. Im Bereich der unterstützenden Infrastruktur gäbe es noch erheblichen Investitionsbedarf.
Derzeit werde nahezu doppelt so viel in Erneuerbare Energien investiert wie in Stromnetze und Batterien. Investitionen in Stromnetze und Batterien müssten schleunigst erhöht und an das Investitionsvolumen in Erneuerbare Energien angepasst werden.
Noch immer nicht auf Kurs für Netto-Null-Emissionen
Trotz eines schwungvollen Erneuerbaren Energiemarktes ist die Welt noch immer nicht auf Kurs, bis Mitte des Jahrhunderts die Emissionen auf Netto-Null zu senken. Politische Entscheider, Investoren wie Verbraucher entschieden sich noch zu oft für Optionen, die das alte Energiesystem verfestigten. Stattdessen müsste in ein sauberes, flexibles Energiesystem investiert werden, kritisiert der Bericht.
Die derzeitigen politischen Vorgaben führen nicht dazu, dass Emissionen ausreichend reduziert werden. Ohne weitere Maßnahmen würden Temperaturen bis Ende des Jahrhunderts um 2,4 Grad steigen. Das ist nahezu ein Grad mehr als im Pariser Klimaabkommen vereinbart. Es drohen schwere Klimafolgen in weiten Teilen der Welt. Hitzewellen, Dürreperioden, Stürme und Überschwemmungen stellen auch für die Energiesicherheit ein erhebliches Risiko dar.
Besonders hart trifft dies Länder des globalen Südens, deren Finanzierungsmöglichkeiten für ein Erneuerbares Energiesystem oft beschränkt sei. Der Bericht betont die Ungerechtigkeit der Tatsache, dass diese Länder oft am härtesten von den Folgen der Klimakrise getroffen werden, obwohl sie kaum dazu beigetragen haben. Weltweit haben noch immer 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom, der Großteil von ihnen lebt in afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
Krieg größte Bedrohung für Energieinfrastruktur
Neben den steigenden Gefahren durch die Klimakrise sind die größten Risiken für die Energiesicherheit und die erfolgreiche Reduzierung von Emissionen die instabile politische Situation im Nahen Osten, der andauernde Krieg in der Ukraine und geopolitische Spannungen. jb