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Divestment: Allianz steigt aus der Kohle aus

Der weltgrößte Versicherer Allianz will sich größtenteils aus Kohleinvestitionen zurückziehen. Ein wichtiges Signal kurz vor dem UN-Klimagipfel in Paris. (Foto: Sascha Kohlmann, CC BY-SA 2.0, https://www.flickr.com/photos/skohlmann/8837671696/)
Der weltgrößte Versicherer Allianz will sich größtenteils aus Kohleinvestitionen zurückziehen. Ein wichtiges Signal kurz vor dem UN-Klimagipfel in Paris. (Foto: Sascha Kohlmann, CC BY-SA 2.0, https://www.flickr.com/photos/skohlmann/8837671696/)

Der größte Versicherer der Welt will seine Investitionen aus der Kohleindustrie abziehen, das kündigte die Allianz überraschend an. Insgesamt handelt es sich um ein Volumen von vier Milliarden Euro. Stattdessen setzt die Allianz nun auf Windkraft.

24.11.2015 – „Die Allianz steigt aus der Kohle aus. Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energie-Erzeugung aus Kohle generieren“, erklärte Allianz-Chefinvestor Andreas Gruber den Schritt im Interview mit dem ZDF-Magazin Frontal21. In den kommenden sechs Monaten will der Versicherer die Aktien von diesen Kohlefirmen verkaufen. Zudem werden Anleihen im Kohlebereich nicht verlängert und laufen aus. Laut Allianz handelt es sich um ein Finanzvolumen von vier Milliarden Euro, der größte Teil davon in Anleihen.

Damit stellt sich der Konzern seiner Verantwortung als größter Versicherer und einer der fünf größten Finanzinvestoren der Welt. In den vergangenen Jahren hatte es große Kritik an den klima- und umweltschädlichen Investitionen der Allianz gegeben. Besonders die deutsche Umweltorganisation urgewald zeigt die Machenschaften deutscher und internationaler Konzerne auf und startete mit „Paris Pledge“ eine große Divestment-Kampagne im Vorfeld der UN-Klimaverhandlungen in Paris. Offenbar mit großem Erfolg, denn die Allianz orientiert sich bei ihrem Beschluss an dem Divestment-Ansatz von urgewald und dem Norwegischen Pensionsfonds. Dieser hatte als größter staatlicher Fonds der Welt bereits vor einigen Monaten auch auf Druck von urgewald und der Öffentlichkeit eine Divestment-Strategie zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung beschlossen.

Allianz will Zeichen setzen

„Wir wollen damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel in Paris im Dezember unterstützen, aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und an die Kapitalmärkte“, begründete Gruber den Schritt der Allianz. Gleichzeitig kündigte er an, die Investitionen von bereits zwei Milliarden Euro in die Windenergie in den kommenden Jahren zu verdoppeln. „Hier erwarten wir eine Rendite von fünf bis sechs Prozent für unsere Kunden.“ Insgesamt verwaltet der größte Versicherer der Welt etwa 2.000 Milliarden Euro, die größtenteils aus Rücklagen für die Altersversorge stammen.

Die Entscheidung der Allianz hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Denn die Kohleindustrie hat vor allem in den Industriestaaten aufgrund des Klimawandels keine vielversprechende Zukunft vor sich, Experten befürchten zudem das Platzen einer Kohlenstoffblase. Dennoch zeigt sich urgewald zufrieden: „Die Allianz zeigt, dass sie nach Jahren der Kritik gegen ihr Kohlegeschäft doch lernfähig ist. Das nun verkündete Divestment ist, wenn es konsequent umgesetzt wird, ein riesiger Schritt mit Vorbildfunktion für die gesamte Finanzbranche“, sagt Katrin Ganswindt, Kohle-Expertin von urgewald. „Besonders freut uns, dass die Allianz ihren Schritt nicht nur mit finanziellen Argumenten gegen das Hochrisikogeschäft Kohle begründet, sondern auch mit Maßnahmen für den Klimaschutz“, so Ganswindt.

Deutsche Bank unter Druck

Bereits im Mai hatte der französische Allianz-Konkurrent Axa angekündigt, ein Kohle-Divestment in Höhe von 500 Millionen Euro umzusetzen. Dass auch der größte Staatsfonds der Welt aus Norwegen und der größte Versicherer der Welt ihre Investitionen abziehen, dürfte die Kohleindustrie unter Druck setzen und für einen immer weiter sinkenden Ruf der Kohle als Investitionsobjekt sorgen. Der nun umgesetzte Divestment-Ansatz von urgewald sieht nicht nur einen Schwellenwert für den Umsatz mit Kohle vor, sondern gilt auch für Kohlestrom. Außer Minenbetreiber treffen die Divestment-Strategien also auch große Kohlestromerzeuger wie RWE und Vattenfall.

Nun steht vor allem die Deutsche Bank als größter deutscher Kohle-Finanzierer im Blickpunkt. Die Großbank wehrt sich weiterhin standhaft, die massiven Folgen für Umwelt und Klima und die schwindende finanzielle Perspektiven anzuerkennen. Eine heute von urgewald vorgestellte Studie belegt zudem, dass die Deutsche Bank mit 3,3 Milliarden Euro die extrem klimaschädliche Braunkohle finanziert. Damit ist die Bank der größte deutsche Finanzierer von Braunkohle in Europa, gefolgt von der Commerzbank mit 3,1 Milliarden und der BayernLB mit 830 Millionen Euro. Besonders RWE profitiert von der Finanzierung der Banken enorm, gefolgt von Vattenfall und dem tschechischen Kohle-Konzern CEZ. cw


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