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Klimaziele 2030Drei Mal höhere Klimaschutzinvestitionen nötig

Ein Auto und weitere Teile werden durch braune Fluten mitgerissen.
Die Schäden aufgrund von Überschwemmungen in Deutschland sind immens. Höhere Klimaschutzinvestitionen können helfen, die Gefahr von Überschwemmungen zu mindern. (Bild: Harald Weber, Hawedi at de.wikipedia, CC BY-SA 3.0)

Experten haben nachgerechnet: Um das Klimaziel von 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 zu erreichen, muss Deutschland seine Klimaschutzinvestitionen verdreifachen. Weniger Geld auszugeben, wird indes auf lange Sicht deutlich teurer.

09.09.2021 – Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts war die Bundesregierung in der Pflicht ihre Klimaziele zu verschärfen. Ende Juni stellte sie ein neues Treibhausgasminderungsziel von 65 Prozent weniger Emissionen bis 2030 – im Vergleich zu 1990 – vor. Agora Energiewende, das Forum New Economy und die Universität Mannheim haben errechnet, dass für den Zeitraum von 2021 bis 2025 im Rahmen von Klimaschutz- und Konjunkturprogrammen von Bund und Europäischer Union öffentliche Ausgaben von rund 80 Milliarden Euro vorgesehen sind, die Klimaziele zu erreichen. Nicht berücksichtigt wurden bereitgestellte Mittel der Kommunen, die aber lediglich einen Bruchteil ausmachen dürften.

Die beiden Thinktanks und die Universität Mannheim zeigen in einer Analyse zugleich auf, dass diese Investitionssumme viel zu wenig ist. Zur Erreichung des 65-Prozent-Ziels seien Investitionen von rund 46 Milliarden Euro jährlich bis 2030 nötig, wovon knapp 30 Milliarden auf den Bund entfallen würden. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, sagt: „Egal, wer die neue Regierung stellt, muss eine öffentliche Investitionsoffensive für die jetzt notwendigen Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg bringen, sonst droht eine Verfehlung der Klimaziele.“ Allein bis 2025 besteht nach den Berechnungen eine Finanzierungslücke von 150 Milliarden Euro.

Der Investitionsbedarf im Detail

Der ermittelte Gesamtbedarf verteilt sich auf Bundesinvestitionen, kommunale Investitionen und die Förderung privater Investitionen. Bis 2030 sind in diesen Bereichen 460 Milliarden Euro nötig.

  • Bund und Kommunen müssten etwa 40 Milliarden Euro für Wasserstofffernleitungs- und Fernwärmenetze aufbringen. Darüber hinaus seien etwa 15 Milliarden Euro privater Investitionen im Energiebereich nötig, etwa für die Förderung Erneuerbarer Energien Anlagen. Sollte die EEG-Umlage, wie von einigen Parteien gefordert, abgeschafft werden, wären sogar bis zu 135 Milliarden Euro Förderung privater Investitionen nötig.
  • Die Industrie müsste mit 25 Milliarden Euro gefördert werden, auf ihrem Weg zur Klimaneutralität.
  • Im Gebäudebereich seien insgesamt 150 Milliarden Euro für klimaneutralen sozialen Wohnungsbau und die Förderung energetischer Sanierungen notwendig.
  • Beim Verkehr müssten für Neubau und Digitalisierung des Schienennetzes 50 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren aufgebracht werden, für den öffentlichen Personennahverkehr 100 Milliarden. Zusätzlich müssten E-Autos und die entsprechende Ladeinfrastruktur mit 50 Milliarden Euro gefördert werden.
  • Weitere 30 Milliarden Euro müssten in Innovationen und zusätzliches Personal sowie deren Weiterbildung investiert werden.

Nichthandeln deutlich teurer

460 Milliarden Euro sind viel Geld und würden dennoch gerade einmal 6,3 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttoinvestitionen und 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2019 ausmachen. Und: Nichthandeln wird voraussichtlich deutlich teurer werden. Allein der Wiederaufbaufonds zur Unterstützung der von Starkregen und Überschwemmungen betroffenen Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beträgt 30 Milliarden Euro.

Eine Studie renommierter Forscher bestätigte kürzlich, dass die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetterereignisse mit der voranschreitenden Klimakrise bereits bis zu neunfach erhöht ist. Je stärker die Globale Erwärmung voranschreitet, desto häufiger und schlimmer werden Extremwetterereignisse wie Dürre, Hitze und Starkregen. „Die berühmte schwäbische Hausfrau investiert jetzt in Klimaschutz, anstatt immer wieder für viel Geld die Klimaschäden aufräumen zu müssen“, sagt Graichen. mf


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