Energiewende: Eine Verdreifachung des Ausbaus Erneuerbarer Energien steht an

Die Internationale Energieagentur hat hoffnungsvolle Nachrichten im Gepäck ihres neuesten „Renewables“-Report. Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist auf einem sehr guten Weg. Neben China sorgt vor allem ein Land für Aufschwung.
10.10.2024 – Mehr als 5.500 Gigawatt Erneuerbarer Energie-Kapazität wird voraussichtlich zwischen 2024 und 2030 weltweit neu installiert werden. Zu dieser Vorhersage kommt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem gestern veröffentlichten Renewables 2024-Report. Das wäre eine Verdreifachung des Zubaus im Vergleich zu 2017 bis 2023. In diesem Jahr werden wohl 670 GW Erneuerbarer Energiekapazität hinzugebaut. Die Vorhersage stützt sich auf aktuellen Markttrends und politischen Zielen der Regierungen weltweit.
Auf der letzten Klimakonferenz Ende 2023 in Dubai hatte sich die Staatengemeinschaft genau dieses Ziel gesetzt. Dafür wollen die Länder ihre nationalen Klimapläne bis 2025 schärfen. Die IEA zeigt sich zuversichtlich, dass den Staaten dies gelingt.
Treiber des Zubaus wird vor allem die Solarenergie. 80 Prozent des Zubaus wird auf die Photovoltaik entfallen, so die Analyse der IEA. Doch auch die Windkraft wird voraussichtlich wieder zulegen, mit einer Verdopplung des Zubaus bis 2030, im Vergleich zu 2017 bis 2023. „Der Ausbau Erneuerbarer Energien erfolgt schneller, als Regierungen Ziele dafür setzen können. Das liegt nicht nur daran, Klimaschutz und Energiesicherheit zu fördern, sondern vor allem, weil Erneuerbare heute bereits die günstigste Option bieten neue Energieanlagen zu bauen – in fast allen Ländern der Welt“, sagt IEA Exekutivdirektor Fatih Birol.
Die Welt sei damit auf einem guten Weg, dass Erneuerbare Energien 2030 fast die Hälfte der globalen Stromerzeugung stemmen. Größter Treiber dieser Entwicklung ist und wird weiterhin China sein. Das Land wird voraussichtlich für 60 Prozent des weiteren Zubaus bis 2030 verantwortlich sein. Aktuell liegt der Anteil Erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung bei 44 Prozent. Zwar werden auch weiterhin Kohlekraftwerke für den steigenden Energiebedarf gebaut, den Peak an CO2-Emissionen könnte China aber schon wesentlich früher erreichen als die eigenen Planungen vorsehen – 2025 statt 2030.
Die höchste Wachstumsrate indes wird voraussichtlich Indien verzeichnen. Laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat Indien bereits auf dem Erneuerbaren Arbeitsmarkt zu den USA aufgeschlossen – mit rund einer Million Arbeitsplätze in diesem Bereich.
Derzeit wird in Indien die größte Erneuerbaren Anlage weltweit gebaut. Der kombinierte Wind- und Solarpark in Indiens Salzwüste soll bis Ende des Jahrzehnts rund 30 GW liefern. Noch ist Indien Kohleland, mit einem Anteil von 73 Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Den Plänen der Regierung nach, sollen Erneuerbare bis 2030 die Hälfte des Strombedarfs decken. Aktuell sind es 23 Prozent.
Und Deutschland? Ist eines von mehreren Ländern, dass die IEA beim Ausbau Erneuerbarer Energien auf einem guten Weg sieht, zugleich aber fehlende Flexibilitäten anmahnt. Netzausbau, Speicher, an das Stromangebot angepasste Nutzung und Digitalisierung sind Schlüsselfaktoren die steigenden Kapazitäten an Erneuerbaren Energien auch richtig zu nutzen und nicht abregeln zu müssen. mg
Kommentare
TG am 01.12.2024
Der ziellose Zubau von insbesondere kleineren PV-Anlagen aber auch von Windenergieanlagen wird in den Industrienationen nicht zum stabilen Umschwenken weg von Verbrennungsprozessen in den Elektroenergiesystemen führen können. Selbstverschattende PV-Anlagen (Titelbild) sind da eher unbedeutende Hindernisse. Entwicklungsländer hier zum Maßstab der Entwicklung zu nehmen, wo noch nicht einmal jeder Haushalt überhaupt einen Netzanschluss hat, überzeugt ebenfalls nicht.
Gerade am Beispiel China ist deutlich, wie Autokratien unideologisch, strategisch und erfolgreich zum eigenen Vorteil handeln. Dort gibt es kaum Diskussionen ob in Kohle, Kernenergie oder Sonnenenergie zu investieren ist. Das wird zielorientiert angeordnet.
Die Wirtschafts- und Energiepolitik gerade in Deutschland ist vielmehr gekennzeichnet von Ideologie und einseitigen Subventionsinteressen. Nahezu alle erneuerbaren Energieanlagen sind ohne Subventionen nicht wettbewerbsfähig. Zudem ist die Entwicklung der letzten Jahre gekennzeichnet von einem zunehmenden Leistungsdefizit der eigenen Erzeuger. Die Erzeugung deckt heute selbst bei Einsatz der verbliebenen Verbrennungskraftwerke nach Angaben der Bundesnetzagentur über Wochen bereits nicht mehr den Bedarf im Inland. Wir sind trotz der Subventionen auf teure Importe angewiesen, um das Elektroenergiedefizit im Land auszugleichen.
Studien, die die Realität nicht sehen, sind sehr begrenzt aussagefähig und wenig hilfreich.